Strompreis-Prognose der E-Control: stabil bis leicht sinkend

Zusammenfassung
- Strompreise bleiben stabil bis leicht sinkend; Anbieterwechsel bietet größtes Einsparpotenzial.
- Gasversorgung 2025 soll sicher sein; geopolitische Entwicklungen beeinflussen Preise.
- Neue Gesetze sollen Netzkosten senken und dezentrale Stromerzeugung fördern.
Die heimische Regulierungsbehörde für den Strom- und Gasmarkt hat am Donnerstag ihren Tätigkeitsbericht für das Jahr 2024 präsentiert und einen Ausblick auf künftige Entwicklungen gegeben. Die Preissituation auf den Energiemärkten sei im vergangenen Jahr relativ konstant gewesen. "Gegenüber 2023 hat es eine deutliche Preissenkung gegeben, aber das Vorkrisenniveau wurde nicht erreicht", sagt E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch. Man habe aber gesehen, dass Energieversorger gesunkene Großhandelspreise nur mit Verzögerung an ihre Kunden weitergeben.
Großhandelspreise: Mal verzögert, mal sofort bei Kunden
Gerade die Hauptprodukte von Stromanbietern, besonders jene der großen Landesenergieversorger, spiegeln die allgemeine Preisentwicklung nicht sehr zeitnah wider. Neukundenpreise seien teilweise deutlich geringer. Welche Preise die verschiedenen Anbieter wählen, hänge stark von ihrer jeweiligen Beschaffungsstrategie ab. Die E-Control bietet für Interessierte deshalb ein neues Online-Werkzeug an, das die Preisbildung bei unterschiedlichen Strategien zeigen soll.
Was bei den Stromtarifen für Endkunden klar erkennbar sei: "Mit Ausnahme der Krisenjahre 2021 und 2022 fuhren Kunden mit Spot-Produkten günstiger als mit gesicherten Fixpreisen", sagt Urbantschitsch. Menschen, die Floater-Tarife nutzten, zahlten im Schnitt weniger. Sie können mit angepasstem Verbrauchsverhalten teilweise stündlich wechselde Preise ausnutzen, die sich am Großhandel auf kurzfristigen Spot-Märkten orientieren.
Gasversorgungslage verändert, aber auch künftig sicher
Bei Erdgas habe sich die Versorgungslage im vergangenen Jahr völlig verändert, vor allem durch den Transitstopp für russisches Gas durch die Ukraine nach Europa, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber. Das Verhältnis von Pipeline-Gas und Flüssiggas in Europa habe sich im Grunde gedreht. Viel Aufmerksamkeit sei im vergangenen Jahr den Speicherfüllständen gewidmet worden. Die prall gefüllten Untergrund-Reservoirs haben sich im Winter als äußerst wichtig erwiesen. Zwei Drittel der Gasversorgung im Winter seien durch die Entnahme von Erdgas aus Speichern gestemmt worden.

Energiepreise im Jänner 2025: Beim Strompreis sieht man das Ende der Krisenmaßnahmen deutlich
Die künftige Preisentwicklungen bei Erdgas seien stark von geopolitischen Entwicklungen abhängig. Bei der Versorgung sieht Haber keine Probleme, auch nicht durch das erratische Verhalten der US-Regierung. Die USA sind der Hauptlieferant von Flüssiggas (LNG) nach Europa. Erdgas liefern aber auch viele andere Länder. Es gebe Speicherverpflichtungen für Energieversorger und die strategische Netzreserve. Über die Gasversorgung brauche man sich also keine Sorgen machen.
Größtes Einsparungspotenzial bei Strom ist Anbieterwechsel
Bei Strom sieht die E-Control für die nahe Zukunft ein relativ konstantes Preisniveau mit leichter Tendenz nach unten. Je länger Großhandelspreise sinken, desto eher werde sich das auch auf Endkundenpreise auswirken. "Es wird eine leichte preisliche Entspannung geben", sagt Urbantschitsch. "Die größere Entspannung kann man selbst herbeiführen, indem man seinen Lieferanten wechselt."
Die Bereitschaft, den eigenen Anbieter zu wechseln, sei in Österreich nach wie vor sehr gering ausgeprägt. Mehr als die Hälfte aller Strom- und Gaskunden haben noch nie gewechselt. Die meisten wissen nicht, welchen Preis pro Kilowattstunde sie zahlen. Das liege an mangelnder Transparenz. Der E-Control-Vorstand appelliert an Unternehmen, ihre Produkte einfacher und verständlich zu gestalten. Eine monatliche Rechnung sei ebenfalls vorteilhaft, weil man Preisänderungen damit schneller erkenne.
Neue Gesetze sollten Netzkosten senken
Für die Zukunft sei es besonders wichtig, Preise zu senken. Große Hoffnungen hat die E-Control dabei auf neue Gesetzliche Grundlagen. Die neue Regierung wolle das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), das Erneuerbare Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) und das Erneuerbare Gase Gesetz (EGG) noch vor dem Sommer umsetzen. Wesentliche Änderungen darin sei die Belohnung netzdienlichen Verhaltens. Wer als Stromkunde darauf achtet, nicht gleichzeitig viel Leistung abzurufen, soll künftig von geringeren Netzgebühren profitieren.
Die neuen Rahmenbedingungen sollen auch dazu führen, dass der Netzausbau effektiver abläuft. Statt Netze auf die maximale Leistung angeschlossener Kraftwerke auszurichten, soll Leistung im Bedarfsfall auch gedrosselt werden können, um dafür mehr Stromerzeuger an das Netz anzuschließen.
Eigenerzeugung und -Verbrauch nutzen dem Netz
Die E-Control begrüßt, dass sich viele Haushalte mittels Photovoltaikanlagen an dezentraler Stromerzeugung beteiligen. Auf jedem fünften Wohngebäude sei mittlerweile eine PV-Anlage installiert, die Verbreitung von Batteriespeichern habe sich 2024 nahezu verdoppelt. Lokale Stromerzeugung und möglichst hoher Eigenverbrauch (durch Batterien erleichtert) helfen dabei, das Stromnetz besser auszunutzen und Kosten zu reduzieren.
Flexibler Verbrauch hat großen Vorteil für Firmen
Für Geschäftskunden sei es in Zukunft vorteilhaft, ihren Energieverbrauch zeitlich flexibel zu gestalten, sagt Urbantschitsch. "Wenn es gelingt, Industrieprozesse etwa so umzustellen, dass man den Energiebezug in Zeiten bringt, wo es Überschüsse gibt - und die gibt es durch Wind- und Solarkraft immer mehr - dann kommt es zu einer deutlichen Entlastung bei Stromkosten."
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