Verbund: Strompreis drückt Gewinn, aber genug da für Investitionen

Umbauarbeiten für eine Revitalisierung des Verbund-Donaukraftwerks Jochenstein
Zusammenfassung
- Der Verbund verzeichnete 2024 sinkende Gewinne aufgrund gesunkener Strompreise, minus 22,5 Prozent gegenüber 2023.
- Bis 2027 plant der Verbund Investitionen von 5,9 Milliarden Euro, um erneuerbare Energien und Netze auszubauen.
- Der Verbund kritisiert die geplante Gewinnabschöpfung, die 50 bis 100 Millionen Euro kosten könnte, und hofft auf ElWG und EABG.
Der größte heimische Energiekonzern hat im vergangenen Jahr etwas weniger verdient als zuvor. Dennoch "können wir ein gutes Ergebnis präsentieren", sagt Verbund-CEO Michael Strugl bei der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. Der Umsatz ist von 10,45 Milliarden Euro im Jahr 2023 um 21,1 Prozent auf 8,22 Milliarden Euro gesunken, das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 4,49 auf 3,48 Milliarden Euro (minus 22,5 Prozent).
Mehr Produktion, aber noch stärker gesunkene Preise
"Das ist vor allem den gesunkenen Strompreisen geschuldet", sagt Strugl. "Wir haben dagegengehalten, indem wir mehr Strom erzeugt haben." Reichliches Angebot für die Verbund-Wasserkraftwerke, sowie eine erhöhte Stromerzeugung aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen haben zu 9 Prozent mehr Stromproduktion geführt.
Im Vergleich dazu seien die Großhandelspreise für Strom allerdings noch stärker gesunken, erklärt Verbund-CFO Peter Kollmann. Der durchschnittliche Absatzpreis sei von 167,1 Euro pro Megawattstunde auf 118 Euro gesunken. Heuer und in den nächsten Jahren werde es wohl so weitergehen. Die "Verwerfungen" am Strommarkt im Jahr 2022 und 2023 seien der Kriegssituation in Europa geschuldet, nun aber sehe man einen eindeutigen Trend zur Normalisierung der Preise. Für 2025 erwarte man sich deshalb ein EBITDA zwischen 2,7 und 3,3 Milliarden Euro.

Verbund-CEO Michael Strugl und CFO Peter Kollmann sehen den Energiekonzern auf einem guten Weg
5,9 Milliarden Euro bis 2027 investieren
Momentan sehen Endkunden noch nicht viel von diesem Rückgang bei Großhandelspreisen, weil die heimischen Netzentgelte gestiegen sind. Investitionen in die Netze seien laut dem Verbund auch dringend notwendig. Ihr Ausbau sollte eigentlich noch intensiviert werden. Nur dadurch, sowie durch die Schaffung von mehr Flexibilitäten und Speichermöglichkeiten im Netz seien langfristig günstige Preise möglich. "Je mehr erneuerbare Energie wir selber erzeugen, desto weniger fossile Energie müssen wir importieren und desto unabhängiger sind wir", sagt Strugl.
Seine Investitionen in die Energiewende setzt der Verbund konsequent fort. Bis 2027 sollen 5,9 Milliarden Euro investiert werden, davon 1,9 Milliarden in Netze (v.a. über die 100-Prozent-Tochter APG), 1,7 Milliarden in Wind- und Solarenergie, 1,2 Milliarden in Wasserkraft und 940 Millionen in Stromspeicher, Innovationsprojekte etc. Bei Windkraft und Photovoltaik fließt viel Geld in ausländische Projekte, etwa in Deutschland oder Spanien. 3,4 Milliarden Euro werden aber im Inland investiert. "70 Prozent aller unserer Investitionen erzeugen Wertschöpfung in Österreich", sagt Kollmann.
Unglücklich über Gewinnabschöpfung
Auch Strugl betont, dass der Verbund Verantwortung übernehme, um im dritten Rezessionsjahr die Konjunktur anzukurbeln. Abgesehen von direkten Beiträgen für den Wirtschaftsstandort leiste das Unternehmen auch einen wichtigen Beitrag zum Staatshaushalt. 500 Millionen Euro Dividendenausschüttungen flossen 2024 ins heimische Budget. Die Republik hält 51 Prozent am Unternehmen.
Unglücklich zeigt sich Strugl angesichts dessen, dass Gewinne der Energiebranche in Zukunft abgeschöpft werden sollen. Im Jahr sollen so aus der gesamten Branche rund 200 Millionen Euro zusätzlich an den Staat fließen. Der Verbund allein rechnet mit einem Energiekrisenbeitrag von 50 bis 100 Millionen Euro. Angesichts des immer noch ansehnlichen Gewinns sollte sich der Verbund das leisten können, mit dem Geld könnte man laut dem Verbund-CEO aber auch zusätzliche Kraftwerke bauen oder bestehende revitalisieren und somit effizienter machen.
Neue Gesetze sollen Zeit und Kosten sparen
Dennoch: "Wir haben eine unglaubliche Resilienz für die nächsten Jahre. Wir können uns Investitionen leisten", sagt Kollmann. Unterstützung vom Staat wünscht sich der Verbund vor allem auf nicht-monetärem Weg. Man warte sehnsüchtig auf das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) und könnte Projekte wesentlich schneller mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) umsetzen. Nach Gesprächen mit der neuen Regierung rechne man damit, dass die Gesetze bald, möglicherweise noch vor dem Sommer, umgesetzt werden.
Die bisherige Geschwindigkeit beim Infrastrukturausbau sei fatal, sagt Kollmann. Die Salzburgleitung, ein wichtiger Lückenschluss im österreichischen Stromnetz, habe sich etwa um 13 Jahre verzögert. Dadurch seien die Projektkosten um 600 Millionen Euro gestiegen. "Wenn der ganze Entscheidungs- und Bewilligungsprozess schneller und effektiver gewesen wäre, hätten sich die Netzkunden diese Summe erspart. Und das ist nur ein Beispiel von vielen."
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