Stromanbieter-Wechsel: "Achtung Rabatt-Falle"

Heuer ist der Strompreis wieder gestiegen. Stromkunden sollten sich daher um billigere Lieferanten umsehen
Die Preise steigen nach dem ersten Jahr enorm und fressen den Vorteil des Umstiegs meist auf.

Fast 150 Angebote finden Stromkunden, wenn sie sich um eine Alternative zu ihrem (teuren) lokalen Anbieter umsehen. Wunderbar. Der Wettbewerb am österreichischen Strommarkt ist in vollem Gange.

Doch der Wettbewerb hat Tücken. Und Kunden, die diese Fallen nicht kennen, ersparen sich beim Umstieg zu einem auf den ersten blick super-günstigen Lieferanten im Endeffekt gar nichts. Der Trick, mit dem die Stromfirmen neue Kunden ködern ist simpel und heißt einfach: Neukundenrabatt. Dieser ist im ersten Jahr zum Teil so hoch, dass fast keine Kosten für den Strom anfallen. Das ist natürlich verführerisch.

Die Lieferanten rechnen insgeheim aber damit, dass die Kunden nach dem Wechsel im Glauben ohnehin einen sehr billigen Strom zu beziehen, nicht mehr auf die Rechnung schauen und dem neuen Anbieter längerfristig treu bleiben. Dann passiert folgendes: Im zweiten Jahr fällt der Neukundenrabatt selbstverständlich weg und es schlägt der Strompreis, den der Lieferant berechnet, durch. Dieser Strompreis aber ist derart hoch, dass er den Großteil des Neukundenrabatts auffrisst.

Von wegen billig

Ein Beispiel: Mit Abstand billigster Stromanbieter in Wien ist derzeit TopEnergy. Die in Villach ansässige Stromvertriebsgesellschaft schlägt alle anderen Anbieter deutlich. Wer von Wien Energie zu TopEnergy wechselt, erspart sich im ersten Jahr 143,57 Euro an Stromkosten. Nur 4,45 Cent je Kilowattstunde verlangt das Unternehmen nach Abzug der Rabatte. Das ist weniger als der aktuelle Großhandelspreis für Strom, was sich für TopEnergy wohl nicht lange rechnen kann. Die Hoffnung: Die Neukunden bleiben möglichst lange Kunden. Denn dann ist für TopEnergy ein schöner Gewinn drinnen. Im zweiten Jahr nämlich klettert der Preis für die Kilowattstunde auf mehr als elf Cent – ein Spitzenwert unter den Stromanbietern. Und die Ersparnis des ersten Jahres ist bis auf 30 Euro verloren.

Mehrjahres-Verträge

„Wir raten den Kunden daher tunlichst, nach einem Jahr wieder einen neuen Lieferanten zu suchen. Sonst ist der Rabatt dahin“, sagt Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der Energiemarktaufsicht E-Control.

Stromanbieter-Wechsel: "Achtung Rabatt-Falle"

Wolfgang Urbantschitsch, E-Control-Vorstand

Oder: Die Kunden schauen sich gleich um längerfristige Verträge um und pfeifen auf den hohen Neukundenrabatt. Das kann auch Ersparnisse bringen. So liegen etwa die Stadtwerke Wörgl auf eine Frist von zwei Jahren gesehen an der Spitze der Billig-Anbieter. 127 Euro ersparen sich Stromkunden, die für zwei Jahre zu den Stadtwerken Wörgl wechseln. Wer TopEnergy für zwei Jahre wählt, spart nur 30 Euro. Auch auf drei Jahre gesehen, liegt Wörgl vorne.

Gratisstromtage bringen wenig

Generell müssen Strom-Wechsler gut im Rechnen sein. Denn auch Grundpreis oder die von vielen Lieferanten angebotenen Gratisstromtage müssen in Ersparnis umgerechnet werden, um einen Vergleich zu haben. So bringt zum Beispiel ein Gratisstromtag – je nach Anbieter – zwischen 50 und 80 Cent. Im Tarifkalkulator der E-Control kann die Dauer des gewünschten Liefervertrags von einem, zwei oder drei Jahren angeklickt werden. Dann rechnet das System automatisch die Ersparnis über die Lieferzeit.

Die Wechselbereitschaft der Österreicher hat übrigens 2018 abgenommen. Noch verfügt die E-Control zwar erst über die Daten für die ersten drei Quartale, aber diese liegen deutlich unter jenen des Jahres 2017, als 262.658 Österreicher einen neuen Stromlieferanten gefunden haben. 2018 dürften es 20.000 bis 30.000 Wechsler weniger sein.

Den Tarifkalkulator der E-Control finden Sie hier

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