Streiks in der US-Autoindustrie spitzen sich zu

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18.000 Beschäftigte legten bereits die Arbeit nieder. Für US-Präsident Joe Biden steht viel auf dem Spiel

Die US-Autoindustrie hat zuletzt gut verdient. SUVs und Pick-up-Trucks haben den großen Drei – GM, Ford und Chrysler, das zum französischen Stellantis-Konzern gehört – allein im vergangenen Jahr Gewinne von mehr als 36 Milliarden Dollar (rund 34 Mrd. Euro) beschert. Die Gewerkschaft UAW, die mehr als 140.000 Beschäftigte in der Autoindustrie vertritt, fordert Gehaltserhöhungen von rund 40 Prozent über einen Zeitraum von vier Jahren. Das entspreche dem Einkommensanstieg der Top-Manager, argumentieren die Gewerkschafter.

Historisch

Mitte September rief die Gewerkschaft erstmals in der Geschichte der US-Autoindustrie bei den großen Drei gleichzeitig zum Streik auf. In jeweils einem Werk von GM, Ford und Stellantis legten insgesamt 12.700 Beschäftigte die Arbeit nieder. Am Freitag weitete die Gewerkschaft den Streik auf 38 Verteilzentren für Bauteile von GM und Stellantis aus. Ford wurde von der Verschärfung vorerst verschont. Insgesamt befinden sich  bereits mehr als 18.000 Arbeiter im Ausstand.

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Biden auf Rettungsmission

Unterstützung erhalten sie von US-Präsident Joe Biden. Er hat für Dienstag einen Besuch in Michigan angekündigt und fordert die Autokonzerne auf, ihren Rekordgewinnen Rekordverträge mit den Beschäftigten folgen zu lassen.
Für den US-Präsidenten steht viel auf dem Spiel. Dauert der Streik an, könnte die US-Wirtschaft Schrammen abbekommen. Die Autoindustrie trägt immerhin 3 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt bei.

Ein Produktionsstopp, der sich auch auf die Zulieferer auswirkt, könnte Arbeitsplätze gefährden, die Preise ankurbeln und  zu Absatzrückgängen führen. Als vor vier Jahren General Motors in Michigan bestreikt wurde, war das Wirtschaftswachstum in dem US-Bundesstaat kurzfristig negativ. In den wahlentscheidenden Bundesstaaten im Mittleren Westen bei den Präsidentschaftswahlen 2024 Stimmen zu verlieren, kann sich Biden kaum leisten.

Einigung nicht in Sicht

Ein Einigung ist nicht in Sicht. Die Autokonzerne sprechen davon, dass sie die Forderungen der UAW 100 Milliarden Dollar kosten würden und boten Erhöhungen von  20 Prozent an. Sie müssen viel Geld in die Umrüstung auf Elektroautos investieren. Die Gewerkschaft wiederum fürchtet durch E-Autos Arbeitsplatzverluste.

Der Streik rief auch Ex-US-Präsident Donald Trump auf den Plan, der den Umstieg auf Elektromobilität wiederholt scharf kritisierte. Er hat ebenfalls einen Besuch in Detroit angekündigt. Am Mittwoch will er vor Gewerkschaftsmitgliedern sprechen und bleibt deshalb einer TV-Debatte republikanischer Präsidentschaftsanwärter fern.

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