Strafzölle: Harley, Levi’s und Whiskey bisher nicht teurer

Vorziehkäufe waren unbegründet: Harley-Davidson trägt Mehrkosten durch Zölle
Konsumenten in Österreich spüren derzeit noch keine Auswirkungen des Handelsstreits zwischen USA und EU.

Wird jetzt alles teurer? Groß war die Aufregung, als die EU als Antwort auf die US-Stahlzölle am 22. Juni ihrerseits Importzölle auf gleich 200 unterschiedliche US-Produkte verhängte. Vom 25-Prozent-Zoll betroffen waren unter anderem Bourbon-Whiskey (z.B. Jack Daniel’s), Jeans (z.B. Levi’s, Wrangler), Motorräder ( Harley-Davidson) und Grillgeräte (Weber), aber auch Erdnussbutter, Mais, Reis, Orangensaft, Make-up, Motorboote und sogar Spielkarten. Waren, die nicht zufällig in für US-Wahlen wichtigen Schlüsselstaaten hergestellt werden.

Einen Monat nach Einführung der Zölle merken Konsumenten noch nichts von Preissteigerungen und auch die Händler zeigen sich entspannt, wie ein Rundruf des KURIER ergab. Den österreichischen Händlern des US-Motorradherstellers Harley-Davidson verhalfen die Zölle zu einem unverhofften Verkaufsschub. „In den letzten Wochen vor dem Inkrafttreten der Zölle kam es zu Vorziehkäufen, danach hat sich das Kaufverhalten wieder normalisiert“, berichtet Johannes Fischer, Geschäftsführer des Motorradhändlers Fischer’s Harley-Davidson Wien. Was die Händler auch in Zukunft rettet: Der US-Motorradhersteller übernimmt die Mehrkosten durch die Zölle – im Schnitt immerhin 2200 Dollar pro Stück.

Mehrkosten geschluckt

Harley-Davidson rechnet alleine für heuer mit Mehrkosten in Höhe von 45 Millionen Dollar. Auch eine Produktion in Europa wird überlegt. „Hätte Harley-Davidson die Kosten nicht übernommen, wäre es bitter geworden“, sagt Fischer. Der Markt wäre um zwei Drittel geschrumpft, schätzt er. Gut betuchte Kunden – eine Harley kann bis zu 50.000 Euro kosten – hätten sich von höheren Preisen wohl nicht abschrecken lassen. Aber Kunden im Einstiegssegment – in dem Harley-Davidson stark ist – sind preissensibler, so Fischer.

Keine zollbedingten Preissteigerungen sind bei Jeans der US-Kultmarken Levi’s oder Wrangler zu erwarten. Diese werden nämlich gar nicht aus den USA nach Österreich importiert, sondern in Asien, Türkei oder Osteuropa gefertigt. Der Anteil der direkten Bekleidungsimporte aus den USA sei verschwindend gering (2017 rund 14 Mio. Euro, Anm.) und Preiserhöhungen wegen des harten Wettbewerbs ohnehin kaum umsetzbar, sagt Jutta Pemsel, Branchensprecherin des Modehandels in der Wirtschaftskammer. Die jetzt in den Geschäften liegenden Jeans seien darüber hinaus bereits vor Inkrafttreten der Zölle bestellt worden.

Noch rechtzeitig geordert wurde auch der Whiskey. Weil genug Lagerbestände da seien, würden die Preise für US-Marken bis auf weiteres nicht erhöht, heißt es beim Wiener Spirituosen-Importeur Top Spirit. Die Schlumberger-Tochter liefert vor allem an die Gastronomie und rechnet damit, dass US-Whiskey-Produzenten die Zölle selbst „schlucken“ werden.

Ökonomen gehen freilich davon aus, dass mit einer gewissen Zeitverzögerung sehr wohl der Konsument die Zeche für den Handelsstreit zahlt. So spüren US-Bürger bereits erste Auswirkungen der Anfang 2018 eingeführten Importzölle auf Waschmaschinen. Im Mai und Juni zogen die Preise kräftig an. Weil die Stahlzölle die Rohstoffkosten erhöhten, mussten auch US-Hersteller wie Whirlpool ihre Geräte verteuern.

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