Stimmung in Österreich deutlich verbessert

Nur in Italien hat sich das Wirtschaftsklima laut EU-Kommission noch mehr aufgehellt.

Endlich kehrt das Vertrauen etwas zurück: Das Wirtschaftsklima in Österreich ist im März mit einem Plus von 2,3 Punkten am zweitstärksten innerhalb aller 28 EU-Staaten gewachsen. Nur Italien konnte gegenüber Februar mit +2,4 Punkten einen noch höheren Anstieg einfahren. Die EU insgesamt legte um 0,9 Punkte zu, die Eurozone konnte sich beim "Economic Sentiment Indicator" (ESI) um 1,6 Punkte steigern, teilte die EU-Kommission am Montag mit.

EU-weite Umfrage

Dieser Indikator der wirtschaftlichen Einschätzung beruht auf einer monatlichen, EU-weiten Umfrage. Diese wird unter einer Gesamtheit von 40.000 Konsumenten und 135.000 Unternehmen aus den Bereichen Industrie, Dienstleistungen, Konsum, Handel und Bausektor durchgeführt. Von diesen antworten im Regelfall zwischen 65 und 80 Prozent auf die Befragung.

Österreich weit unter Normalwert

So erfreulich die rot-weiß-rote Erholung auch ist - sie geht von einem höchst schwachen Niveau aus: Der Indexwert für Österreich liegt mit 94,2 Punkten noch deutlich unter dem langfristigen Durchschnittswert (100 Punkte) seit 1990. Nur in Luxemburg und Finnland ist die Stimmungslage noch eine Spur schlechter. Verbessert hat sich in Österreich vor allem der Bereich Dienstleistungen.

Bank Austria: Industrie-Talfahrt

In der Güterproduktion hat sich der Frühling hingegen noch nicht so recht durchgesetzt. Die österreichische Industrie könne sich der anhaltenden Verbesserung des Konjunkturklimas in Europa nicht anschließen, analysiert die Bank Austria: „Die Talfahrt der Industrie in Österreich hat sich im März entgegen dem positiven gesamteuropäischen Trend beschleunigt. Der Bank Austria EinkaufsManagerIndex büßte im März einen ganzen Punkt ein und erreicht nur noch einen Wert von 47,7“, erklärt Chefökonom Stefan Bruckbauer.

Der Indikator, der auf einer monatlichen Umfrage unter Einkaufsmanagern österreichischer Produktionsbetriebe basiert, hat in den zurückliegenden zweieinhalb Jahren selten tiefer notiert als derzeit. „Im März setzten sich nicht nur der Produktions- und Auftragsrückgang fort, auch der Stellenabbau beschleunigte sich im Vergleich zum Vormonat nochmals."

Widerspruch „nicht untypisch"

Erfreuliche EU-Umfrage, bedenkliche Bank-Austria-Daten: Wie lassen sich diese Wiedersprüche auflösen? „Das ist für diese Phase, wenn eine Volkswirtschaft die Stagnation verlässt, nicht untypisch", klärt Industrie-Ökonom Christian Helmenstein im Gespräch mit dem KURIER auf. Mit anderen Worten: Die Zahlen zeigen zwar noch eine Schrumpfung an. Das Tempo hat sich aber deutlich verlangsamt, es geht allmählich aufwärts.

Im zweiten Quartal werde die Stagnation zu Ende sein, erwartet der Chefökonom der Industriellen-Vereinigung. Die starken deutschen Zahlen, das billige Öl und der schwache Euro schlagen mit etwa halbjähriger Verzögerung durch und kurbeln das Industriewachstum an.

Allerdings könnte der Effekt der günstigen Energiekosten bedeutend höher sein, wenn Österreich nicht in einer Investitionskrise stecken würde. Deutschland darf auf einen Anschub von 0,6 bis 0,7 Prozentpunkte durch den billigeren Ölpreis hoffen. In Österreich werde der Effekt nur etwa die Hälfte ausmachen, sagt Helmenstein.

14 Länder mit Plus, 13 mit Minus

Laut der EU-weiten Umfrage ist das gesamteuropäische Konjunkturbild zweitgeteilt. 14 EU-Staaten konnten mit einem Plus aufwarten. Hinter Italien und Österreich kamen Litauen (+2,2 Punkte), Deutschland und Slowenien (je +1,8), Lettland und Spanien (je +1,7), Portugal (+1,3), Finnland und Kroatien (je +1,2), die Niederlande (+0,9), Belgien (+0,8), Frankreich (+0,4) und Ungarn (+0,3).

Dafür wurde in insgesamt 13 Ländern eine Abnahme des Wirtschaftsklimas verzeichnet, am stärksten in Großbritannien (-2,7 Punkte). Dann folgten Malta (-2,4) , Luxemburg (-2,3), Bulgarien (-2,2), Schweden und Slowakei (je -2,0), Griechenland (-1,4), Estland (-1,1), Dänemark und Tschechien (je -0,5), Polen und Rumänien (je -0,4), sowie Zypern (-0,2). Keine Daten lagen aus Irland vor.

Geschäftsklima verbessert

Stimmung in Österreich deutlich verbessert
Einen deutlichen Aufschwung konnte auch der Geschäftsklimaindex verzeichnen. Im März wurde mit 0,23 Punkten eine klare Steigerung gegenüber Februar (0,09 Punkte) in der Eurozone registriert. Allerdings hatte der Wert vor genau einem Jahr - im März 2014 - noch 0,46 Punkte betragen.

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