Stiglitz warnt EU vor Sparkurs

Stiglitz warnt EU vor Sparkurs
Drastische Worte des US-Nobelpreisträgers in Wien: "Mit diesem Sparkurs steuert Europa auf einen Selbstmord zu."

Die Schuldenkrise in Europa hat am ganzen Kontinent zu Sparpaketen geführt. Nun warnt einer der bekanntesten Ökonomen der Welt, Nobelpreisträger Joseph Stiglitz, vor den Folgen: "Mit diesem Sparkurs steuert Europa auf einen Selbstmord zu", formulierte er drastisch. "Noch nie haben Sparprogramme ein großes Land aus der Krise geführt." Wenn das Wachstum schrumpfe, würden auch die Steuereinnahmen zurückgehen und die Defizite weiter steigen.

Stiglitz war auf Einladung der B&C-Holding am Donnerstag zu Gast in Wien. Befragt nach der Zukunft der Eurozone gab er sich skeptisch: "Wenn Europa am Sparkurs festhält, ist das realistischste Szenario, dass die Eurozone zerfällt." Übrig bleibe nur eine Kernzone mit Deutschland, ev. Österreich, Finnland oder den Niederlanden.

Als Grund für den Zerfall sieht er die mit den Sparbemühungen einhergehende Arbeitslosigkeit: "Eine Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent in Spanien zerstört Leben." Niemand könne sagen, ob und wann die Lage explodiere. Kluge Köpfe würden auswandern.

Lösung

Europa müsse das Wachstum wieder ankurbeln, meint er: "Länder mit mehr Spielraum wie Deutschland müssen mehr Geld ausgeben." Angesichts der niedrigen Zinsen für jene Länder seien Investitionen derzeit hoch profitabel. Die Rolle der EU-Investmentbank müsse gestärkt werden, Ausgaben mehr wachstumsorientiert erfolgen.

Banken müssten als Lehre aus der Krise zu konservativeren Geschäftsmodellen zurückkehren, auch brauche es mehr Regulierung: "Niemand wusste, was beim Schuldenschnitt für Griechenland passiert. Wenn es nicht mal die Europäische Zentralbank wusste, hätte sie den Bereich vorher regulieren sollen."

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