Stiftungen als Geldgeber

Stiftungen als Geldgeber
Spenden sollen von der Steuer befreit werden, sieht eine Gesetzesreform vor.

Stiftungen werden in Österreich generell mit Superreichen verbunden, die ihr Vermögen steuerschonend anlegen. Doch es gibt noch eine zweite Gattung, jene der gemeinnützigen Stiftungen. Die Unterstützung von Bildung, Forschung, Kultur oder Sport ist ihr primärer Zweck. In Österreich verfolgen allerdings nur rund 700 der 3300 Stiftungen diesen Zweck. Sie schütten jährlich rund 25 Millionen Euro (drei Euro je Einwohner) aus, in Deutschland sind es hingegen 15 Milliarden (183 Euro je Einwohner).

Stiftungen als Geldgeber
APA5279652-2 - 18092011 - VELDEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT IG - Die Milliardärin Heidi Horten am Sonntag, 18. September 2011 im Rahmen der Filmpremiere von "Udo Jürgens-Der Mann mit dem Fagott" in Velden. APA-FOTO: GERT EGGENBERGER
"Da ist noch viel Luft nach oben", sagt Marisa Mühlböck, Geschäftsführerin der Julius-Raab-Stiftung. Als Grund für diese Schieflage nennt Fundraising-Verband-Geschäftsführer Günther Lutschinger die steuerliche Behandlung von Spenden aus Stiftungen. Sie werden wie alle Ausschüttungen mit 25 Prozent Kapitalertragssteuer belegt. "Daher lagern viele Stifter ihr gesellschaftliches Engagement aus." Als Beispiel nennt er die viertreichste Österreicherin Heidi Horten und ihre in Zürich angesiedelte Helmut- Horten-Stiftung. Ebenfalls in der Schweiz sitzt die Stiftung von Palais-Coburg-Eigentümer Peter Pühringer. Er hat nach Eigenangaben bis jetzt rund 100 Mio. Euro an Förderungen zur Verfügung gestellt.

Reform geplant

"Es ist schwer nachvollziehbar, warum gemeinnützige Aktivitäten nicht zur Gänze von Steuern befreit sind", sagt Robert Zadrazil, Private-Banking-Vorstand der Bank Austria. Auch innovative steuerliche Ansätze sollten diskutiert werden, etwa einen Teil der Steuerleistung alternativ gemeinnützigen Zwecken widmen zu können. Ein großes Hindernis stelle zudem die häufig anzutreffende Formulierung zum unbedingten Kapitalerhalt in den Stiftungserklärungen dar. Diese können nur durch den Stifter selbst geändert werden – sofern er noch lebt.

Die gemeinnützigen Stiftungen haben sich in der Vorwoche zu einem Bund zusammengeschlossen. Dieser fordert eine Reduktion bzw. Streichung der steuerlichen Belastung. Die Regierung dürfte diese Rufe erhört haben. "Es ist beschämend für ein Land wie Österreich, dass die gemeinnützigen Ausschüttungen auf einem derartigen Niveau herumgrundeln", sagte Wissenschaftsstaatssekretär Harald Mahrer vor Kurzem. Noch heuer soll ein Entwurf zur Überarbeitung des Stiftungsgesetzes aus den 90er-Jahren vorgelegt werden. Diese Woche beginnen dazu die Verhandlungen der Koalitionsparteien.

Spendenguide

Laut Fundraising-Verband-Chef Lutschinger spendeten die Österreicher im Vorjahr 510 Mio. Euro. Davon stammten nur rund zehn bis 20 Prozent von Firmen. Klein- und Mittelunternehmen spenden jährlich durchschnittlich jeweils 2000 bis 2500 Euro.

Seit 2009 sind viele Spenden steuerlich absetzbar – seither habe das Volumen um 30 Prozent zugelegt. "Tierschutz und Bildung sind nach wie vor nicht begünstigt", sagt Lutschinger und hofft auch hier auf Reformen. Die "Aktion Wirtschaft hilft!" soll Firmen zum Spenden animieren. Dazu wurde ein Spendenguide erstellt, der an 20.000 Unternehmen verteilt wird.

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