Steyr Mannlicher holt Rheinmetall-Konzern ins Boot
Durch ein Kooperationsprojekt mit dem deutschen Rüstungsriesen Rheinmetall Defence erhofft sich die österreichische Waffenschmiede Steyr Mannlicher aus Kleinraming beste Chancen für einen Rüstungsauftrag der deutschen Bundeswehr. Denn die Bundeswehr muss alle Sturmgewehre austauschen.
Chancen in Deutschland hatten sich die oberösterreichischen Waffenhersteller schon im Jahr 1994 ausgerechnet, weil ihr legendäres Steyr Universalgewehr AUG (Sturmgewehr 77) bei der damaligen Ausschreibung mit Abstand die besten Werte aufwies. Doch den Zuschlag für 176.544 Militärgewehre bekam der deutsche Hersteller Heckler & Koch in Oberndorf für sein Sturmgewehr G36.
Schadenersatz
Wie weit dabei Politiker ihre Hände im Spiel hatten, ist derzeit Gegenstand politischer Diskussionen in Deutschland. Denn vor etwa fünf Jahren stellte sich heraus, dass Kunststoffteile des G36 mangelhaft sind. Das deutsche Verteidigungsministerium klagte Heckler & Koch auf Schadenersatz.
Dieser Tage musste aber Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ein Gerichtsurteil akzeptieren, wonach Heckler & Koch keinen Schadenersatz zahlen muss. Nicht, weil die Waffe in Ordnung ist. Das Problem lag beim Ausschreibungstext. Die Bundeswehr hatte bekommen, was sie bestellt hatte. Aber von der Leyen hält dennoch an ihrem Entschluss fest: Alle 167.000 Sturmgewehre, die noch vorhanden sind, werden ausgetauscht. Noch dieses Jahr soll die Ausschreibung hinausgehen.
Die Steyr-Mannlicher-Chefs Ernst Reichmayr und Gerhard Unterganschnigg stehen schon mit einem neu entwickelten AUG-Nachfolger "Gewehr bei Fuß". Und zwar diesmal mit einem starken Partner, nämlich dem deutschen Rheinmetall-Konzern mit Sitz in Düsseldorf. Mannlicher und Rheinmetall werden das neue Sturmgewehr RS556 gemeinsam auf den Markt bringen. Der deutsche Partner kann beim allfälligen Bundeswehrauftrag auf einen Wertschöpfungsanteil von 60 Prozent verweisen, was die Chancen von Steyr Mannlicher gegenüber der ersten Runde des Jahres 1994 enorm steigert.
Weiterentwicklung
Das neue RS556 schaut zwar aus wie eine US-amerikanische Waffe, ist aber die Weiterentwicklung des Steyr-Sturmgewehres 77. Nur mit einem Handgriff und ohne Werkzeug kann der Lauf ausgewechselt werden. Es stehen drei Lauflängen zur Verfügung. Je nach Länge kann die Waffe als Sturmgewehr, Maschinenpistole oder als leichtes Maschinengewehr eingesetzt werden. Aufgrund einer speziellen Oberflächenbeschichtung funktioniert das Gewehr auch ohne Waffenöl, was vor allem bei Wüsteneinsätzen ein großer Vorteil ist. Vom früheren Sturmgewehr 77 wurden auch Gasdruckeinrichtung und der Drehkopfverschluss übernommen.
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