Großauftrag für Steyr-Sturmgewehre endgültig geplatzt

Auftragswert für die Gewehre 9,5 Millionen Euro - plus 20 bis 25 Millionen für Wartung und Service
Die Hoffnung stirbt zuletzt. Der Großauftrag für Steyr Arms aus Tunesien hat sich endgültig zerschlagen. Der oberösterreichische Traditionsbetrieb hatte beste Chancen, die Ausschreibung für 8.000 Sturmgewehren zu gewinnen.
Dass es nicht dazu kam, dafür kann sich das Unternehmen jetzt bei den heimischen Ministerien bedanken.
Am 20. Dezember 2024 stellte Steyr Arms beim österreichischen Innenministerium den Exportantrag. Aber nicht für die 8.000 Sturmgewehre, sondern vorerst einmal für drei kostenlose Mustergewehre und eine Trainingswaffe. Das war eine Bedingung in der internationalen, öffentlichen Ausschreibung.
Es ging um ein Auftragsvolumen von rund 9,5 Millionen Euro. Ersatzteile und Service für die nächsten 25 Jahre hätten sich zusätzlich noch auf 20 bis 25 Millionen Euro summiert. Umsätze, die das 2023 in die roten Zahlen gerutschte Unternehmen mit einem negativen EGT von zuletzt 23 Millionen Euro gut hätte brauchen können.
Die Ministeriums-Bürokraten brauchten sage und schreibe beinahe ein halbes Jahr. Erst mit 10. Juni 2025 wurde der Bescheid ausgestellt.
Tunesien wollte ganz offensichtlich die Österreicher, die vor Ort ein Service-Center betreiben, wieder als Lieferanten. 1978 hatte die Waffenschmiede in Kleinraming bereits die tunesische Polizei mit dem Sturmgewehr ausstaffiert. Die Waffe gehört in Österreich zur Standard-Ausrüstung von Polizei und Bundesheer. Zweimal verlängerte das tunesische Innenministerium die Lieferfrist für die Probegewehre und es gab leise Signale für eine nochmalige Fristerstreckung. Doch zuletzt wollte Tunesien nicht noch länger zuwarten und akzeptierte die Lieferung der Muster nicht. Die Gesamtdauer sei einfach zu lange, hört man. Schließlich bewarben sich einige Konkurrenten von Steyr, auch aus den USA, die eine unkorrekte Vergabe mit Sicherheit umgehend beeinsprucht hätten.
„Wir erarbeiten in der IV-Taskforce bis zum Herbst rechtliche und politische Handlungsempfehlungen für Industrielle Kooperationen. Aber auch so Missgeschicke wie bei Steyr Arms sollten sich dann nicht mehr wiederholen“, erklärt Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung gegenüber dem KURIER.

Peter Koren, Industriellenvereinigung
Das Ergebnis der industriellen Taskforce soll bis Oktober vorliegen, der KURIER berichtete. Und dann in die große Taskforce von Verteidigungs- und Wirtschaftsministerium einfließen. Diese soll klare Richtlinien für Kooperationen bei Rüstungsbeschaffungen festlegen, früher Gegengeschäfte genannt.
Die Sturmgewehre würden als reiner Exportauftrag aber nicht darunter fallen. Die heimischen Rüstungsunternehmen wollen daher, dass ihre Exporte künftig unter der Federführung des Wirtschaftsministeriums abgehandelt werden. Derzeit leitet das Innenministerium die Verfahren und muss mit dem Außenministerium das Einvernehmen herstellen, unter Anhörung des Verteidigungsministeriums. Die Verzögerung lag in diesem Fall beim Außenamt. Wirtschaftskreise fragen sich, warum die Prüfung solange dauern konnte. Tunesien ist kein Schurkenstaat, sondern ein beliebtes Urlaubsland der Österreicher, insgesamt besucht von jährlich mehr als zehn Millionen Gästen.
Ignorante Politik
Ein schriftlicher Hilferuf des Unternehmens wurde übrigens von den heimischen Politikern bis heute ignoriert. Steyr Arms hatte sich im Mai an Bundeskanzler Stocker, Innenminister Karner, Verteidigungsministerin Tanner, Wirtschaftsminister Hattmannsdorfer sowie Außenministerin Meinl-Reisinger und Staatssekretär Schellhorn gewandt. Sowie an die IV und Wirtschaftskammer-Chef Mahrer als obersten Vertreter der österreichischen Unternehmen. Lediglich von einem Beamten des Innenministeriums kam ein dürrer Zweizeiler zurück.

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