Steuersünder: Auch Italien für öffentliche Liste

Dolce & Gabbana veröffentlichten daraufhin ein Statement, in dem sie sich nicht entschuldigen, sondern daran erinnern, dass in einer Demokratie mehrere Meinungen möglich sein sollten:
Nach Griechenland will auch die italienische Regierung die Namen von Steuersündern auf einer "Liste der Schande" veröffentlichen.

Nach Griechenland spielt auch Italien mit dem Gedanken, die Namen von Steuersündern zu veröffentlichen. Sonntagabend hatte die griechische Regierung eine 170 Seiten lange Liste mit Steuersündern veröffentlicht – "Liste der Schande" nennt sie der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos. "Ein guter Schritt, um diese unsolidarischen Zechpreller zu überführen. Am Montag wurde auch in Italien der Ruf nach einer derartigen Liste laut.

In der Vergangenheit gerieten zahlreiche Prominente in die Fänge der Steuerpolizei: Das Designer-Duo Dolce & Gabbana musste sich wegen Steuerbetrug in Milliardenhöhe verantworten. Ein fiktiver Wohnsitz in London brachte Motorrad-Weltmeister Valentino Rossi in Schwierigkeiten. Auch Fußball-Legende Diego Maradona geht es jetzt an den Kragen: Er schuldet dem italienischen Staat aus seiner Zeit in den 1980er-Jahren, als er für den Club SSC Neapel spielte, 38 Millionen Euro. Der Steuerprozess gegen Maradona wurde Mitte Jänner in Neapel fortgesetzt.

Italiens Premier Mario Monti hat sich vom ersten Tag seines Amtsantritts an entschlossen im Kampf gegen Steuerbetrüger gezeigt. Wer Steuern hinterzieht, so mahnte der 68-jährige Wirtschaftsprofessor aus Mailand, "bietet seinen Kindern ein vergiftetes Brot und macht sie zu Bürgern eines unerträglichen Landes."

Milliardenschulden

Die Finanzpolizei, die Guardia di Finanza, hat soeben erschreckende Zahlen über das Ausmaß der Steuerhinterziehung im Belpaese für das Jahr 2011 vorgelegt.

Dabei wurden 7500 Unternehmer und Selbstständige entdeckt, die noch nie in ihrem Leben auch nur einen Euro Steuer berappten. Diese "Signori" unterschlugen Einkünfte in der Höhe von 21 Milliarden Euro. Die Fahnder deckten weitere Steuersünden von mehr als 50 Milliarden Euro auf, 21 Milliarden Euro davon wurden im Ausland deponiert. Gegen mehr als 12.000 Personen wird derzeit wegen Steuerbetrugs ermittelt.

Besonders ausgeklügelt und verbreitet sei die Umgehung des Fiskus bei in "Steuerparadiesen" tätigen Unternehmen, deren Vermögen auf fiktive Namen überschrieben wurden und die mit riesigen, undurchsichtigen Geldtransfers operieren. Dem hoch verschuldeten italienischen Staat entgehen jährlich bis zu 150 Milliarden Euro durch Steuerbetrug. Zum Vergleich: Die Staatsschulden Italiens belaufen sich auf 1900 Milliarden Euro. Das entspricht 120 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP).

Kampfansage

Montis rigorose Kampfansage gegen Steuerbetrug ist mittlerweile in der Bevölkerung angekommen. Laut der Turiner Tageszeitung La Stampa sei einer der wenigen positiven Effekte der Krise die veränderte Haltung der Italiener zur Steuerhinterziehung: "Galt sie früher noch als beneidenswert, wird sie heute mit Wut und Verachtung betrachtet."

Vorbei sind die Zeiten, als Ex-Premier Silvio Berlusconi Steuersünder verteidigte: „Wenn der Staat dir mehr als ein Drittel deines Einkommens abnimmt, ist das ein Übergriff. Dann versucht man, sich dem (…) zu entziehen.“ Rückendeckung bekommen die Steuerfahnder auch von oberster Stelle aus dem Vatikan: Steuerbetrug sei eine "Sünde, die effizient bekämpft" werden muss.

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