Steuererhöhung bei Diesel wäre "der größte Blödsinn"

Höhere Steuer auf Diesel wäre laut ÖAMTC ein Eigentor.
Höhere Abgaben würden vor allem Familien und sozial Schwache treffen, warnt der Autoclub.

Seit Sommer wälzt ÖVP-Umweltminister Andrä Rupprechter die Idee, die Mineralölsteuer auf Diesel um 8,5 Cent je Liter anzuheben. Damit wäre sie auf dem Niveau von Benzin (48,2 Cent). "Das wäre der größte Blödsinn und schlicht und einfach dämlich", sagt unverblümt Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessensvertretung.

Denn damit würden die Österreicher rund 460 Millionen Euro mehr zahlen. Jedoch würde zugleich der Tanktourismus zum Erliegen kommen. Dieser bringt jährlich rund 870 Millionen Euro. Es bleibt also ein Fehlbetrag von mehr als 400 Millionen Euro. "Die heimische Bevölkerung zahlt also mehr Steuern, aber unterm Strich schauen weniger Einnahmen dabei heraus", bringt es Wiesinger auf den Punkt.

Von jeder Steuererhöhung betroffen wären in erster Linie Familien, sozial Schwächere und die Land-Bevölkerung, sagt der Interessensvertreter und bezieht sich dabei auf die Statistik Austria. Demnach verfügen 85 Prozent der heimischen Haushalte über zumindest einen Pkw. Überdurchschnittlich oft trifft dies auf Haushalte am Land, mit Kindern und Erwerbstätigen zu.

Umfrage

Eine repräsentative Market-Umfrage unter 1000 heimischen Autobesitzern untermauert die Zahlen. Kernaussage: Sozial schlechter gestellte Schichten sind tendenziell stärker auf einen Pkw angewiesen. Während laut Umfrage in der A-Schicht 20,8 Prozent der Wege ohne Pkw erledigt werden, sind es in der E-Schicht nur 14 Prozent. Niedrigere Schichten fahren auch eher einen Gebrauchtwagen und wollen ihr Auto überdurchschnittlich "fertigfahren". 14 Prozent der Geringverdiener können sich im Falle eines nicht behebbaren Schadens ihres Autos den Kauf eines anderen Fahrzeugs schlicht nicht leisten.

Weiteres Ergebnis: Je kleiner der Wohnort, desto stärker die Abhängigkeit vom Pkw. "In Orten unter 5000 Einwohnern ist mangels öffentlichem Verkehr für fast 60 Prozent ein Leben ohne Pkw nicht möglich", sagt ÖAMTC-Wirtschaftsexperte Marin Grasslober.

Vorschläge

Aus Sicht des ÖAMTC wäre es sozial treffsicherer, statt teure E-Autos (die sich ohnehin nur Besserverdiener leisten könnten) zu fördern, Kreditgarantien für Niedrigverdiener und Verschrottungsprämien für alte Fahrzeuge zu geben. Denn vor allem niedrigere Schichten würden alte, umweltschädliche Autos fahren. Die Einnahmen aus dem Tanktourismus könnten dafür zweckgewidmet werden.

Kommentar: https://kurier.at/meinung/kommentare/wirtschaft/diesel-als-feindbild/236.044.843

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