„Qualität der Prüfer hinterfragen“

BILD zu OTS - StB Mag. Gottfried Schellmann
„Indiskutabel“: Steuerberater Schellmann sieht gravierende Mängel in Rechnungshofberichten.

Scharfe Kritik an den heimischen Kontrollinstanzen – vom Rechnungshof bis zur Bankenaufsicht – übt Steuerberater Gottfried Schellmann. Bei den jüngsten Rechnungshofberichten zur Gruppenbesteuerung sowie zum (3,6 Milliarden teuren) Agrarumweltprogramm ÖPUL platzt ihm nun endgültig der Kragen. „Man muss wirklich die Qualität der Gutachter hinterfragen“, sagt er zum KURIER. „Müssen die immer übertreiben? Das ist indiskutabel!“ In beiden Berichten hat der Rechnungshof Geldverschwendung und mangelnde Wirksamkeit kritisiert. Beim Agrarbericht hätten die Prüfer aber alles in einen Landwirtschafts-Topf geworfen, obwohl der ländliche Raum insgesamt gefördert werde, also auch Forst- und Güterwege, auf denen lediglich Mountainbiker unterwegs seien. „Da werden völlig falsche Schlüsse gezogen.“

„Heckwellenzähler“

Auch bei der Gruppenbesteuerung, die laut Rechnungshof einen jährlichen Steuerausfall von 450 Millionen Euro verursacht, vermisst der Steuerberater eine seriöse Berechnung. In sechs Jahren seien insgesamt 3,1 Milliarden Euro an Auslandsverlusten geltend gemacht worden – die seien aber nachzuversteuern, wenn in der ausländischen Gesellschaft ein Gewinn erzielt werde oder die Beteiligung veräußert bzw. liquidiert werde. Schellmann rechnete nach und kommt auf nur 106 Millionen Euro Steuerentgang im Jahr. Dem stünden aber sieben Milliarden Euro an Abgaben der Unternehmen auf Löhne und Gehälter gegenüber. Österreich zähle ja zu den Ländern mit den allerhöchsten lohnabhängigen Abgaben. Und jeder kleinste Fehler von Unternehmen im Bereich der ohnehin kaum mehr überblickbaren Normen werde gleich kriminalisiert. Heimische Unternehmer würden zunehmend schikaniert.

Schellmann, seines Zeichens Vizepräsident des Verbands Europäischer Steuerexperten, kritisiert die Rechnungshofprüfer als „Heckwellenzähler“ – sie würden lediglich die Höhe der Welle messen, ohne das ganze Schiff zu betrachten, das diese Bewegung erzeuge.

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