Steirisches Kürbiskernöl made in China

Das Testmagazin "Konsument" nahm 26 Kernöle genau unter die Lupe. Fazit: Wo Steiermark draufsteht, ist selten Steiermark drin.

Es gilt als "Blut der Steirer", und darf bei keinem traditionell steirischen Gericht fehlen. Ob am Salat oder mit Vanilleeis, Kürbiskernöl boomt und ist seit geraumer Zeit in den meisten Supermarktregalen vertreten. Das grün-schwarze, nussig-aromatische Kürbiskernöl hat in den letzten Jahren enorm an Beliebtheit gewonnen - man bekommt es günstig beim Diskonter aber auch in Bio-Qualität im Feinkostladen. Doch: Ist überall, wo in Grün und Weiß geworben wird, auch tatsächlich Steirisches drin? Dieser Frage ging nun das Testmagazin "Konsument" nach und testete insgesamt 26 Kübiskernöle, darunter elf als Bio gekennzeichnete Produkte.

Schwindel in grün-weiß - Kerne aus China?

Die Tester recherchierten die Herkunft des Rohstoffs, also der Kürbiskerne. Es zeigte sich, dass nicht in allen Ölen, die mit steirischen Anmutungen werben auch steirische Kerne enthalten sind. Tatsächlich war bei 16 von 26 getesteten Ölen die Herkunft der Kerne am Etikett nicht klar erkennbar bzw. ungewiss.

Auf Nachfrage nannten einige Hersteller unter anderem Ungarn, Rumänien, Russland, Slowenien, Kroatien und China als Einkaufsgebiete. "Konsument"-Ernährungswissenschafterin Mag. Birgit Beck: "Eine Möglichkeit, um sicherzugehen, dass man ein hochwertiges, heimisches Öl erwirbt, ist, auf die blau-gelbe Kennzeichnung 'geschützte geografische Angabe' (g.g.A) zu achten. Das heißt unter anderem, dass die für das Öl verwendeten Kürbiskerne nur aus bestimmten Gebieten in der Steiermark, in Niederösterreich und im Burgenland stammen dürfen." Nur fünf der 26 Kernöle aus dem Test-Sample waren g.g.A.-Öle.

Kaum ein Flaschenetikett, das nicht in Grün, manchmal auch in Weiß und Grün, den Landesfarben der Steiermark, gehalten ist. Dick aufgetragen wird auch bei den Beschriftungen: "Das grüne Gold aus Österreich", "Originalrezept aus der Steiermark", "in steirischer Tradition", usw. Doch einen Hinweis, woher die Rohware für das Kürbiskernöl eigentlich kommt, sucht man auf den meisten Flaschen vergeblich. Auch auf ausdrückliche schriftliche Nachfrage gaben sich die meisten Hersteller bedeckt. Informationen aus Insiderkreisen zufolge stammt die Rohware von zwei Drittel der im Lebensmittelhandel vermarkteten Öle aus dem Ausland - hier wiederum zum Großteil aus China. Auch bei den Bio-Ölen finden sich auf sieben von elf Proben keine Angaben zur Herkunft der Kerne am Etikett. Ein Erzeuger nannte Ungarn und Kroatien als Herkunftsländer, ein anderer schrieb vage von "internationalen Anbaugebieten".

Qualität hat ihren Preis

Fazit des Konsument-Tests - Auch beim Kernöl gilt: Qualität hat ihren Preis. Hochwertige inländische Öle (g.g.A.-Öle) sind zwar teurer als Öle (ein Liter kostet zwischen 15 und 22 Euro) aus Kernen mit fragwürdiger Herkunft, schmecken aber auch hervorragend. Es gilt: Man sollte sich von blumigen Aussagen auf den FLaschen nicht in die Irre führen lassen und das Etikett genau lesen. Die Ernährungsexpertin von "Konsument" hält aber vor allem einer für wichtig: "Eine generelle Herkunftskennzeichnung der Hauptzutaten für Lebensmittel - in diesem Fall der Kürbiskerne."

"Konsument"-Tipps, die Sie beim Kauf von Kernöl beachten sollten

Qualität: Echt steirisches Kernöl ist zähflüssig, dunkel und schmeckt angenehm nussig. Öl von minderer Qualität ist bräunlich und dünnflüssig, die nussige Note fehlt, das Öl schmeckt eher muffig.

Ablaufdatum: Ungeöffnet ist Kernöl bis zu einem Jahr haltbar. Eine kürzere Haltbarkeit zeigt, dass das Öl schon lange im Regal steht und möglicherweise bereits Qualitätseinbußen durch Licht und Lagerung erlitten hat.

Aufbewahrung: Kernöl zu Hause lichtgeschützt, kühl und dicht verschlossen aufbewahren. Einmal geöffnet hält Kernöl im Kühlschrank zwei bis drei Monate - sollte also zügig verbraucht werden.

Kennzeichnung: Die "geschützte geographische Angabe" (g.g.A.) ist Garant für die besondere Herkunft und schonende Verarbeitung des Produktes. Der Großteil dieses Kernöls wird von den Erzeugern direkt vermarktet.

Die Kerne für g.g.A.-Öle stammen u.a. aus der südlichen Steiermark (politische Bezirke Deutschlandsberg, Feldbach, Fürstenfeld, Graz-Umgebung, Hartberg, Leibnitz, Radkersburg, Voitsberg und Weiz), aus Niederösterreich (u.a. politische Bezirke Hollabrunn, Horn, Mistelbach, Melk, Gänserndorf) sowie aus dem südlichen Burgenland (politische Bezirke Jennersdorf, Güssing und Oberwart).

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