Steirische ams will gemeinsam mit Osram neue Märkte erobern
Am Tag nach dem Bekanntwerden der Übernahme von Osram durch ams äußert sich der ams-Vorstand detailliert zu seinen Zukunftsplänen. Der Halbleiterhersteller will bei allen Megatrends dabei sein, und das gehe mit dem bald ehemaligen Mitbewerber besser, sagt ams-Vorstandschef Alexander Everke im Rahmen einer Führung für Journalisten durch das Werk bei Unterpremstätten nahe Graz.
Bei der Übernahme von Osram gehe es in erster Linie um das technologische Know-how des Unternehmens. Everke sieht viele Synergien. „Die Kombination ams und Osram kann ein Portfolio anbieten, das es so bisher noch nicht gibt.“
Gemeinsam könne man Komplettlösungen anbieten, wie es nur wenige andere könnten. Man werde mit einer besseren Fertigungsstruktur und weniger Risiko in neue Märkte eintreten. Alleine bei ams sind von den 9.000 Mitarbeitern 1.200 Ingenieure in der Forschung tätig. Pro Jahr macht ams rund 2.000 Erfindungen, das ist mehr als eine pro Ingenieur.
Trennen will sich ams allerdings vom Großteil der Digitalsparte von Osram. „Das sind viele kleine Geschäfte, die werden wir uns genau anschauen“, sagt Everke. Auch wenn ams zugesagt hat, dass es bei Osram keine fusionsbedingten Kündigungen gibt, werde es zu einem Mitarbeiterabbau kommen, da das Unternehmen „einen Transformationsprozess durchmacht, um sich den Marktgegebenheiten anzupassen“, sagt Everke.
Die deutsche Gewerkschaft IG Metall geht vom Abbau von 800 Arbeitsplätzen aus. Everke kann deshalb auch nicht sagen, wie sich die Mitarbeiterzahl von ams und Osram gemeinsam in den kommenden Jahren entwickeln werde.
Weniger Umsatz
Konkrete Vorstellungen hat er dafür von der künftigen gemeinsamen wirtschaftlichen Entwicklung. Ams machte 2018 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro, heuer sollen es bereits 2 Milliarden sein. Der Osram-Umsatz liegt derzeit bei vier Milliarden, gemeinsam sollen es dann fünf Milliarden sein – eine Milliarde weniger als vorher. Der Großteil des Rückgangs soll dem Verkauf des Digitalgeschäfts geschuldet sein.
Die Herstellung von Leiterplatten gilt bei ams als „entschleunigter“ Prozess. Im Reinraum ist Laufen verboten. Die Mitarbeiter tragen Schutzkleidung, Kopfbedeckung und Atemmasken. Allerdings nicht zum Schutz der Menschen, sondern der Chips. Deren Strukturen sind kleiner als Lichtwellen.
Automatisierte Produktion
Kommen Haare oder auch nur Schuppen eines Menschen in den Produktionsprozess, hätte das verheerende Auswirkungen. Deshalb läuft die Produktion möglichst automatisiert, Menschen sind nur noch wenige daran beteiligt. Und wenn, dann mit möglichst langsamen Bewegungen, bei manchen Tätigkeiten bewegen sie sich fast im Zeitlupentempo.
Nicht nur Sauberkeit, auch Ruhe ist ein wichtiger Faktor. Deshalb ist die Fertigungsstätte auf festem Fundament gebaut. Gleich neben der Firmenzentrale befindet sich eine Autobahn. Sogar ein Pkw würde so starke Vibrationen verursachen, dass die Produktion dadurch gestört wäre.
Das Dach der Fabrik ist auf frei stehenden Säulen gebaut, sonst könnte sich auch der Wind negativ auswirken. Das Ausgangsmaterial für Halbleiter ist dafür ein ganz Banales – Quarzsand. Und den gibt es auf der Welt in Massen.
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