Aufholbedarf für Österreichs Unis bei Start-up-Gründungen

industry 4.0: Young engineer works with a head-mounted display
Heimische Hochschulen bringen im Vergleich zu deutschen und Schweizer Universitäten nur wenige Firmen hervor.

Zusammenfassung

  • Österreichische Hochschulen liegen bei Start-up-Gründungen deutlich hinter Deutschland und der Schweiz zurück, mit nur 8 Prozent der untersuchten Start-ups.
  • Programme und Anreize zur Förderung unternehmerischen Denkens und akademischer Spin-offs werden ausgebaut, um die Gründungsaktivität zu steigern.
  • Österreich hat Schwächen bei Wachstumsfinanzierungen, plant aber mit einem Dachfonds und früherer Einbindung von Investoren gegenzusteuern.

Beim unternehmerischen Denken gibt es an österreichischen Hochschulen Luft nach oben. Das attestiert eine vor Kurzem veröffentlichte Studie, die untersucht hat, wie viele Start-ups in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus Universitäten und Fachhochschulen hervorgegangen sind. 

Von den insgesamt mehr als 51.000 in dem "Entrepreneurial Impact Ranking"  untersuchten Start-ups kamen 78 Prozent aus Deutschland, 14 Prozent aus der Schweiz und lediglich 8 Prozent aus Österreich. 

TU Wien unter Top-15

Als beste heimische Hochschule rangiert die TU Wien mit 338 Gründungen von Studierenden, Mitarbeitern und Absolventen auf Rang 14. Angeführt wird das Ranking von der TU München mit 1.116 Gründungen vor der ETH Zürich (1.022) und der Universität St. Gallen (845). Unter den Top-25 finden sich auch zwei weitere heimische Hochschulen. Die WU Wien rangiert mit 223 Start-ups auf Rang 20, die Universität Wien mit 214 Gründungen auf Rang 23.

Die meisten Start-ups wurden in allen drei Ländern in den Bereichen Gesundheit und Unternehmenssoftware gegründet. In Österreich waren es jeweils 17 Prozent. An dritter Stelle folgt hierzulande Finanztechnologie (zehn Prozent) und Energie und Transport mit jeweils  acht Prozent.

"Mutiger werden"

Österreich müsse gerade im Bereich akademischer Ausgründungen (Spin-offs) mutiger und systematischer werden, sagte die im Wirtschaftsministerium für Start-ups zuständige Staatssekretärin Elisabeth Zehetner (ÖVP) am Montag in Reaktion auf die Untersuchungsergebnisse. Um unternehmerisches Denken stärker in den Universitäten zu verankern, seien auch bereits Anreize in den Leistungsvereinbarungen geschaffen worden, so die Start-up-Staatssekretärin.

Programme wie das 2017 ins Leben gerufene Spin-off Fellowship sollen verlängert und ausgebaut werden, kündigte Zehetner an. Für die nach dem Vorbild eines Förderprogramms der ETH Zürich ins Leben gerufene Förderschiene sind von 2022 bis 2026 15 Mio. Euro budgetiert. 

Auch Investoren sollen früher in die Ausgründungsprozesse eingebunden werden. Zuletzt haben sich heimische Spin-offs etwa über langwierige Verhandlungen über geistige Eigentumsrechte mit den Universitäten beklagt.

Neben der Vermittlung unternehmerischen Denkens brauche es auch ein starkes Ökosystem mit hoher Finanzkraft, internationalen Playern und starken Märkten, sagte Johann Füller, einer der Studienautoren Professor für Innovation und Entrepreneurship an der Universität Innsbruck. Gegenüber Deutschland und der Schweiz habe Österreich dabei natürlich Nachteile, hieß es gegenüber der APA.

Beim Anteil geförderter Start-ups schlägt sich Österreich mit 22 Prozent in der Frühphase im Ländervergleich aber gar nicht schlecht. In Deutschland sind es  lediglich 16 Prozent, in der Schweiz allerdings 36 Prozent

Bei Finanzierungen in der Wachstumsphase gibt es in Österreich aber deutliche Schwächen. Bei größeren Finanzierungen fehlen Kapitalgeber. 

Abhilfe soll unter anderem ein Dachfonds schaffen, der auch im Regierungsprogramm verankert ist. Bis spätestens 2026 soll er umgesetzt werden, kündigte Zehetner zuletzt an.

Kommentare