Rocket Internet macht 617 Millionen Euro Verlust

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Die Gebrüder Samwer gelten als Deutschlands härteste Start-up-Unternehmer. Jetzt drücken Wertberichtigungen ihr Unternehmen Rocket Internet in die roten Zahlen.

Die Berliner Start-up-Fabrik Rocket Internet hat im ersten Halbjahr 2016 617 Millionen Euro verloren. Grund für die tiefroten Zahlen ist vor allem der drastische Wertverlust seiner Modehandels-Beteiligungen.

Allein auf die Global Fashion Group („GFG“), in der Rocket eine Reihe von Online-Modeläden außerhalb Europas gebündelt hat, musste das Unternehmen 383 Millionen Euro abschreiben. Bei einer Finanzierungsrunde im Frühjahr wurde die GFG nur noch mit einer Milliarde Euro statt wie zuvor mit drei Milliarden bewertet. Rocket hält noch gut 20 Prozent an der GFG. Auch bei anderen Beteiligungen wurden Wertberichtigungen fällig.

Dramatischer Kursverlust

Die Geschäfte liefen abgesehen davon gut, sagte Finanzchef Peter Kimpel am Freitag: „Wir sind operativ gesehen sehr, sehr zufrieden.“ Die Anleger sahen das anders: Der Aktienkurs von Rocket fiel um acht Prozent auf 17,27 Euro. Die Rocket-Aktie kostet damit weniger als halb so viel wie beim Börsengang vor zwei Jahren, bei dem sie zu 42,50 Euro ausgegeben wurde.

Bisher schreiben alle Startups von Rocket Internet Verluste. Diese sollen aber von diesem Jahr an sinken. „Nach wie vor erwarten wir, dass bis Ende 2017 mindestens drei unserer Beteiligungen profitabel sein werden“, bekräftigte Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer.

Fließbandprinzip

Rockets Geschäftsmodell - das Gründen von Startups nach dem Fließbandprinzip - kostet viel Geld. Anleger sind verunsichert, ob es dem Konzern gelingen wird, dies über Verkäufe und Börsengänge jemals wieder einzuspielen. Rocket ist unter anderem am Kochbox-Anbieter HelloFresh, dem Essenslieferdienst Delivery Hero und den Möbelhändlern Westwing und Home24 beteiligt. Banker halten es für unwahrscheinlich, dass einem von ihnen im nächsten halben Jahr der Börsengang gelingt. Hierzulande startete man vergangenes Jahr mit dem Zustellservice Foodora.

Der Umsatz von Rocket fiel in der ersten Jahreshälfte um 59 Prozent auf 29 Millionen Euro. Das Unternehmen begründete das mit dem Verkauf und der Schließung von Startups. Der chinesische Amazon-Klon Lazada wurde im Frühjahr an den Internet-Händler Alibaba verkauft. Firmen wie PizzaBo und La Neversa Roja wurden ebenfalls abgegeben. Allerdings bilanziert Rocket nur die Umsätze von Beteiligungen, an denen die Startup-Schmiede auch die Mehrheit hält - was bei den wenigsten der Fall ist.

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