Staatsanleihen zum Gruseln

Staatsanleihen zum Gruseln
Anleger müssen 2017 arge Verluste befürchten.

Es muss nicht Halloween sein, damit Anlegern die Angst in die Glieder fährt. Es reicht schon ein Blick auf die internationalen Anleihemärkte. "Besonders Furcht einflößend ist die nach wie vor ultralockere Geldpolitik der Notenbanken. Und das acht Jahre nach der Finanzkrise", sagt Anthony Doyle, Investment-Direktor für Anleihen bei der in London ansässigen Fondsgesellschaft M&G.

Doyle hat gute Gründe für seinen gruseligen Ausblick. Die Anleihemärkte ließen befürchten, dass eine globale Rezession nicht mehr fern sei. Denn die nicht mehr vorhandenen Renditen der Staatsanleihen würden nicht mehr lange aufrecht zu erhalten sein, glaubt er. Ein Volumen von zehn Billionen Dollar an Anleihen von Staaten werfe mittlerweile eine negative Rendite ab. Das heißt: Wer hier investiert, verliert mit Sicherheit Geld.

Gekauft werden diese Papiere in erster Linie von Notenbanken, Versicherungen und Pensionsfonds. Der Druck auf das Finanzsystem steige, doch es sei völlig unklar, wie man aus der Welt der negativen Verzinsungen wieder herauskommen wolle.

Der M&G-Experte hat aber noch einen weiteren Grund gefunden, der die Anleihemärkte zu einem unheimlichen Ort macht: die steigende Inflation. Sollte die Teuerung eine Erhöhung der Zinsen bringen, könnte es herbe Verluste an den Anleihemärkten geben. Angesichts steigender Ölpreise sei ein inflationärer Schock möglicherweise näher als viele derzeit glauben.

"Sehr, sehr teuer"

Dass die Kurse vieler Staatsanleihen sehr hoch und damit die Renditen zum Teil negativ seien, hält auch Gottfried Steindl, Anleiheanalyst der Raiffeisen Bank International (RBI), "zum Gruseln". Die langfristigen Ertragsaussichten seien nicht sehr groß, sagt er. Im Gegensatz zu Doyle geht Steindl aber nicht von einen Crash aus.

Er glaubt, dass die Zinsen bei steigender Inflation nicht rasch steigen würden. Die Europäische Zentralbank (EZB) werde ihr Anleihekaufprogramm reduzieren. Sehe die EZB aber, dass es zu krisenartigen Zuständen auf den Anleihemärkten kommen könnte, würde sie wieder mehr Anleihen kaufen und den Markt damit beruhigen, erwartet Steindl. Die RBI rechnet 2017 mit einem nur moderaten Anstieg der Anleiherenditen.

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