Spritverbrauch: Was Autos tatsächlich schlucken

Die Autos verbrauchen deutlich mehr Treibstoff als Hersteller angeben
Im Test sind Autos sparsam, im Alltag aber wahre Säufer. Die Hersteller nutzen legale Spielräume.

Die Abgas-Affäre beim deutschen Volkswagen-Konzern zieht weite Kreise. Auch bei vielen anderen Autobauern stimmen die Werksangaben bei den Kohlendioxid-Emissionen (CO2) mit der Realität nicht überein. Sie sind zum Teil um fast 50 Prozent höher als angegeben. Die betroffenen Autobesitzer zahlen dabei drauf. Denn: Je höher der CO2-Wert, desto höher ist der Treibstoff-Verbrauch. Laut Umweltbundesamt lässt sich der CO2-MehrAusstoß 1:1 in höheren Spritverbrauch umrechnen.

Ein Beispiel: Ein Skoda Octavia SE 1,6 TDI Kombi mit 66 Kilowatt (105 PS) hat einen Normverbrauch von 3,72 Litern Diesel pro hundert Kilometer. Tatsächlich schluckt der Pkw laut Umweltbundesamt aber 5,7 Liter. Das ergibt einen Mehrverbrauch von 48,1 Prozent. Bei einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern pro Jahr und einem durchschnittlichen Dieselpreis von 1,10 Euro pro Liter müssen Besitzer dieses Skodas-Modells 323 Euro mehr pro Jahr fürs Tanken ausgeben. Werden die Autokäufer im Sachen Spritverbrauch also getäuscht?

Spielraum

"Nein, von einer Täuschung würde ich nicht sprechen. Es ist leider so, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen einen sehr großen Spielraum bei den Verbrauchsangaben zulassen", sagt Günther Lichtblau, Mobilitätsexperte vom Wiener Umweltbundesamt. "Fakt ist aber, dass sich ein Autokäufer nicht auf die Normverbrauchsangaben eines Auto-Herstellers verlassen kann. Der Verbrauch ist in der Regel 15 bis 40 Prozent höher als ausgewiesen." Es liege am Gesetzgeber, Testbedingungen einzuführen, die die Kluft zwischen Test- und Realverbrauch minimieren, so Lichtblau, der für die Arbeiterkammer eine Treibstoff-Studie erstellt hat.

Spritverbrauch: Was Autos tatsächlich schlucken
"Man muss den Fahrzeugherstellern aber ins Stammbuch schreiben, dass sie niemand daran hindert, realitätsnähere Verbrauchswerte anzugeben", sagt der Fachmann. "Man kann den Herstellern auch vorwerfen, dass sie in den vergangenen 15 Jahren auf EU-Ebene starkes Lobbying betrieben haben, dass die Testbedingungen nicht verschärft wurden."

Zwar setzt sich Österreich immer wieder für eine Verschärfung in Brüssel ein, doch diese Vorstöße scheiterten bisher an den großen Autohersteller-Ländern Deutschland, Italien, Frankreich und Großbritannien sowie an den Zuliefer-Ländern in Osteuropa. Erst im Jahr 2017 wird in Europa das neue Testzyklus-Verfahren WLTP eingeführt, das die Diskrepanz zwischen Norm- und Realverbrauch deutlich reduzieren soll.

Der Spritmonitor

Wer schon heute wissen will, wie viele Liter Diesel oder Benzin ein bestimmtes Fahrzeug tatsächlich verbraucht, kann sich bei der Internet-Datenbank www.spritmonitor.de darüber informieren.

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