Arbeitskräfte Schuld an Personalmangel im Tourismus

Petra Nocker-Schwarzenbacher, Obfrau der Bundessparte Tourismus.
Die Lehrlingszahl im Tourismus sank in den vergangenen zehn Jahren von rund 14.000 auf 9.000. Eltern und Jugendliche hätten falsche Vorstellungen von der Branche sagt Branchenobfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher.

Der Tourismus macht sich nach Kritik von Arbeitsminister Alois Stöger (SPÖ) als Branche selbst keine Vorwürfe, dass die Lehrlingszahlen sinken und Mitarbeiter oft schwer zu finden sind. Der Arbeitskräftemangel liege viel mehr daran, "dass Jugendliche und vor allem auch ihre Eltern oft ein falsches Bild von der Arbeit im Tourismus haben", so die Spartenvertreterin Petra Nocker-Schwarzenbacher.

Die Obfrau der Bundessparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer meinte in einer Aussendung in Reaktion auf Stöger-Ausführungen in der ORF-Pressestunde am Sonntag weiters, dass Jugendliche vom Arbeiten am Wochenende abgeschreckt würden und dass es "mehr Bereitschaft zu Mobilität bräuchte". Oftmals an einem Tag geteilte Arbeitszeiten und eine zu anderen Branchen tendenziell etwas geringere Entlohnung erwähnte sie nicht. Jedenfalls wolle man sich nicht von der Politik schlechtreden lassen.

Geteilte Arbeitszeiten und geringer Lohn

Zuletzt kritisierte Berend Tusch, Vorsitzender des Tourismusbereichs in der Gewerkschaft vida, die Branche als "nicht beziehungsfähig. Es braucht Planbarkeit in den Dienstplänen und nicht Dienst auf Abruf", so Tusch. Weiters stelle ein Nettolohn von rund 1.150 Euro im Monat für 40 Stunden die Woche nur einen geringen Anreiz für einen derart fordernden Job dar. "Viele Arbeitgeber fordern ein Maximum und geben ein Minimum", ärgert sich Tusch.

Aus Sicht von Nocker-Schwarzenbacher hingegen "werden sehr oft die Möglichkeiten, die der Tourismus bietet, übersehen: Das ist einerseits ein sicherer Arbeitsplatz, andererseits die Chance international tätig zu sein, sowie letztendlich die Möglichkeit, sich selbstständig zu machen und eine erfolgreiche Unternehmerin, ein erfolgreicher Unternehmer zu werden."

"Brauchen Luft zum Atmen"

Die Spartenobfrau sagt, dass "unsere Tourismusbetriebe statt Schuldzuweisungen wieder Luft zum Atmen brauchen". Dann könne man sich wieder aufs Geschäft konzentrieren und für Wachstum und Beschäftigung sorgen. "Dafür braucht es Entlastungen, weniger Bürokratie, Lösungen", so Nocker-Schwarzenbacher.

Die Lehrlingszahl im Tourismus ist in den vergangenen zehn Jahren von 14.441 auf 9.075 gesunken. Stöger ortete im Fernsehen "Handlungsbedarf" in der Zusammenarbeit zwischen dem Arbeitsmarktservice (AMS) und den heimischen Unternehmen. Trotz der Wirtschaftsnähe des AMS gebe es inakzeptable Entwicklungen, etwa in der Gastronomie und im Tourismus, "wo die Lehrlingszahlen leider zurückgegangen sind".

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