1.100 Jobs weniger
Nach der Aufsichtsratssitzung wurden erstmals konkrete Zahlen über den geplanten Abbau von Arbeitsplätzen genannt. 1.100 der 7.000 Jobs sollen in den nächsten zwei Jahren gestrichen werden. Rund die Hälfte der betroffenen Jobs kann durch natürliche Abgänge abgebaut werden. Voraussetzung dafür, dass es nicht zu noch mehr Kündigungen kommt, wäre Kurzarbeit auf zwei bis drei Jahre. Anschließend an die mit sechs Monaten befristete und staatlich großzügig geförderte Corona-Kurzarbeit.
Zudem werden Gehälter um durchschnittlich 13 Prozent gekürzt, Vorrückungen gestrichen und Dienstpläne gestrafft. Das alles soll laut Betriebsrat 300 Millionen Euro bringen.
Dafür muss allerdings der Kollektivvertrag (KV) aufgeschnürt werden. Die heimische Luftfahrt ist einer der wenigen Bereiche mit KV für einzelne Unternehmen und nicht für die gesamte Branche. Diese Regelung stammt noch aus grauer Vorzeit, als die AUA ein Monopolbetrieb war.
Während der Vorstand bei der AUA am Donnerstag wieder zur digitalen Mitarbeiterversammlung „Red Hour“ lud und dort eindringlich für das Sparpaket argumentierte, ist die Gangart beim Rivalen Laudamotion wesentlich schärfer. Die Geschäftsführung der Ryanair-Tochter will den bestehenden, noch von Airline-Gründer Niki Lauda ausgehandelten KV durch eine neue, billigere Vereinbarung ersetzen.
Und droht den rund 560 Bord-Mitarbeitern immer heftiger mit der Schließung der Airbus-Basis Wien mit Stichtag 30. Mai und dem Verlust aller Jobs. Die Slots (Start- und Landerechte) wurden bereits an Ryanair übertragen. Europas größte Billig-Airline will den Markt Wien nicht aufgeben, sondern selbst mit Boeings kostengünstiger bedienen.
Gewerkschaft
Jetzt wurden die Mitarbeiter aufgefordert, bis spätestens 14. Mai individuelle Vereinbarungen zu unterschreiben. Roman Hebenstreit, Chef der Gewerkschaft vida, wird in einem Schreiben der Laudamotion-Chefs Desinteresse am Überleben der Basis Wien vorgeworfen und zwei Gesprächstermine noch in dieser Woche vorgeschlagen.
Hebenstreit wird die Termine nicht wahrnehmen. Und auch mit der AUA nicht verhandeln. Die Gewerkschaft will einen Branchen-KV durchsetzen. „Erpressung ist offensichtlich das neue Geschäftsmodell der Airlines geworden. Gegenüber den Beschäftigten, den Staaten, den Flughäfen, Gewerkschaften und Zulieferern“, empört sich Hebenstreit im Gespräch mit dem KURIER. Die Gewerkschaft, betont er, werde sich von ausländischen Airlines nicht erpressen lassen.
Hebenstreit befürchtet eine Lohnspirale nach unten, „Wie billig sollen wir es denn geben? Bald ist das einzige Wettbewerbskriterium in der Luftfahrt nur noch der Preis der Arbeit.“
Empörung
Verhandlungspartner für Kollektivverträge sind die Sozialpartner, also Gewerkschaft und Wirtschaftskammer. „Die Kammer stiehlt sich jedoch aus der Verantwortung“, empört sich Hebenstreit. Die WKÖ lehnen seit zwei Wochen einen Gesprächstermin ab und verweisen auf die Unternehmen.
Ein Branchen-KV würde gar nichts bewirken und an der Wettbewerbssituation nichts ändern, kontert Manfred Handerek von der Berufsgruppen Luftfahrt in der WKÖ. Solange es keine EU-weite Regelung gäbe, könne trotz eines Branchen-KVs jede ausländische Airline Österreich zu ihren eigenen Konditionen anfliegen. In Europa würden derzeit nur Mindestrichtlinien gelten, an die sich jede Airline halte.
Schreiben an Kurz
Eine AUA-Pilotin machte ihren Sorgen in einem Schreiben an Bundeskanzler Sebastian Kurz und Vizekanzler Werner Kogler Luft. Die AUA nütze die Krise schamlos aus, schraube nicht nur am Gehalt, sondern wolle auch die wichtigen Ruhezeiten angreifen. Die Pilotin ersucht, als Bedingung für die Staatshilfe den Schutz der bestehenden Konditionen für die Mitarbeiter einzufordern. Die Regierung möge die Qualitätsairline AUA im Wettbewerbskampf unterstützen.
Aus Regierungskreisen hört man aber, man werde sich in interne Angelegenheiten nicht einmischen.
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