AUA-Rettung wird zur Zitterpartie

AUA-Rettung wird zur Zitterpartie
Staatshilfe allein reicht nicht, Polit-Debatte über Pleite kontraproduktiv

Selbst Mitglieder der diversen Verhandlungsteams wagen keine Prognose, ob die AUA wieder auf Flughöhe kommt. Am 30. April, nach dem Meeting mit den Wirtschaftsprüfern von PwC, schrieb AUA-Finanzvorstand Wolfgang Jani an die rund 7.000 Mitarbeiter, der Vorstand halte den Neustart-Plan weiter für realisierbar, „auch wenn die Wahrscheinlichkeit aufgrund der fortgeschrittenen Zeit im Vergleich zu vor zwei Wochen gesunken ist“. Heute klingt es etwas optimistischer, wenn ein Insider vor der a. o. Aufsichtsratssitzung am Mittwoch konstatiert: „Wir kommen jeden Tag ein Stück weiter.“ Am 18. Mai ist der nächste Stichtag, da entscheidet PwC über die Forstbestandsprognose.

Für den außerordentlichen AUA-Aufsichtsrat am Mittwoch Abend sind keine Entscheidungen zu erwarten. Die Aufsichträte wollen einen Zwischenbericht über den Stand der Verhandlungen.

Für Österreichs Home-Carrier gilt derzeit das Prinzip Hoffnung. Verhandelt wird mit der Regierung, der staatlichen Corona-Finanzierungsagentur Cofag, Banken, Lieferanten, Betriebsrat – und der Mutter Lufthansa.

Das Problem dreht sich irgendwie  im Kreis. Die Banken, die für zehn Prozent der staatlich garantierten  Kredite über insgesamt  410 Millionen Euro haften müssen, wollen ebenso wie die Cofag eine Garantie, dass die Darlehen innerhalb von fünf Jahren zurückgezahlt werden. Macht pro Jahr 80 Millionen, wie die ertragsschwache AUA das jemals verdienen soll, steht in den Sternen. Die Kredite sind aber nur darstellbar, wenn der Staat mit Kapital einspringt.

Sollte die Lufthansa für das notwendige Kapital von 267 Millionen und 90 Millionen Zuschuss die von der Regierung eingeforderten Auflagen nicht erfüllen, steht, wie der KURIER berichtete, eine Insolvenz samt der Suche nach einer neuen großen Partner-Airline Raum. Dann müsste der Vorstand ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung anmelden, um nicht in die Untreue zu geraten. Dieses Verfahren kann eingeleitet werden, wenn die Zahlungsunfähigkeit droht und steigert gegenüber einem Konkurs die Chance, das Unternehmen zu erhalten.

Syndikatsvertrag?

Die Regierung will rechtsverbindliche Zusagen vom Mutterkonzern Lufthansa. Nach dem Vorbild der Schweiz. Dort wurde für die Tochter Swiss vereinbart, dass der Flughafen Zürich darf nicht weniger stark wachsen darf als Frankfurt. Die Regierung möchte einen Syndikatsvertrag mit Sanktionen, eventuell in Form von Pönalen. Die Lufthansa soll, wie berichtet, den Ausbau des Flughafens Wien zum Langstrecken-Hub innerhalb des Konzerns sowie den Ausbau der Langstrecke garantieren. Außerdem sollen die teils beinahe 30 Jahre alten Flugzeuge, etwa die Langstrecken-Boeings, gegen neuere Maschinen ausgetauscht werden. Dafür müsste die Lufthansa keine neuen Flugzeuge bestellen, der Konzern verkleinert die Flotte und hat  ohnehin 100 überschüssige Fluggeräte.

Pleite trifft Steuerzahler doppelt

Eine Insolvenz würde die Steuerzahler doppelt treffen. Neben den immensen Kosten einer derartigen Großpleite für den Staat würden alle Passagiere, die ihre Tickets schon bezahlt haben, um den Großteil ihres Geldes umfallen.

Eine Pleite ist das Wort-Case-Szenario. Wenn gerade mit Kreditinstituten (Erste, RBI) verhandelt wird, „ist es nicht sehr hilfreich, dass Politiker laut über eine Insolvenz nachdenken“, kritisiert ein Banker. Gemeint sind ÖVP-Staatssekretär Magnus Brunner und der Vorarlberger Grüne Johannes Rauch. Ebenso kontraproduktiv ist die Forderung nach einer Reduzierung der Kurzstrecken. Diese sind als Zubringer die Basis für eine Langstrecke.

Die Verhandlungen mit der Belegschaft sind erst in der Startphase. Der Vorstand fordert die Absenkung aller Ist-Gehälter bis 2023 um durchschnittlich 13 Prozent. Niedrige Einkommen sollen weniger stark reduziert werden wie hohe Gagen. Die Pensionskassen-Beiträge für die Bord-Mitarbeiter sollen bis 2023 um 50 Prozent gesenkt werden und die jährlichen Gehaltssteigerungen gestrichen werden. Für die kaufmännisch-technischen Mitarbeiter sollen die Vorrückungen auf drei Jahre ausgedehnt werden. Ein Branchen-Kollektivvertrag würde gegenüber den Billig-Airlines Wettbewerbsgleichheit schaffen.

Flughafen und Austro Control sollen nachlassen

Der Flughafen Wien wurde von der AUA aufgefordert, seinen Teil zur Sanierung beizutragen und die Gebühren um 20 Prozent zu senken, speziell für den Transfer. Auch die Flugsicherung soll ihre Tarife um 20 Prozent reduzieren. Das gilt für alle Airlines, die AUA darf nicht bevorzugt werden. Derzeit verliert die Austro Control durch den Beinahe-Stillstand der Luftfahrt bereits jede Woche fünf Millionen Euro Umsatz.

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