"Sparen à la Islam": Bawag bleibt einziger Anbieter

Islamic Finance verbietet Zinsen. Banken verdienen dennoch blended.
Andere österreichische Banken wollen kein eigenes Konto für Muslime anbieten.

International ist es ein rasant wachsender Markt: Islamic Finance, also das Angebot von Bankprodukten, die dem religiösen Gesetz der Sharia entsprechen. In Österreich versucht die Bawag nun, in diesem Markt mitzumischen (der KURIER berichtete).

Ab Februar wird es in drei Wiener Filialen des Instituts ein Girokonto geben, das Sharia-konform ist. Wichtigstes Merkmal: Keine Zinsen – weder fürs Sparen noch fürs Überziehen, dafür aber andere Gebühren als normale Girokonten. Wichtig auch: Man muss nicht Moslem sein, wenn man ein Sharia-konformes Konto haben will, das Konto steht jedem offen.

Andere Banken ziehen nicht mit

Die anderen österreichischen Banken wollen dem Beispiel der Bawag nicht folgen. Die Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien schließt die Einführung von Islamic Finance völlig aus. Bank Austria und Erste Bank betonten, dass sie schon vor Jahren überlegt hätten, islamische Bankprodukte in Österreich einzuführen, aber zu wenig Nachfrage gesehen hätten.

Das können internationale Finanzkonzerne nicht nachvollziehen. Société Générale oder auch Goldman Sachs sehen vielmehr einen boomenden Islamic-Banking-Markt. Rund 800 Milliarden Dollar soll das weltweite Vermögen, das nach Sharia-Kriterien bei Banken angelegt ist, schon betragen. Die Consulter von EY rechnen bis 2018 mit einem jährlichen Zuwachs von fast 20 Prozent und 2019 ein Volumen von fast zwei Billionen Dollar.

Die Banken müssen dafür allerdings ganz eigene Produkte kreieren. Um dem Zinsverbot nachzukommen, muss der Kunde für einen Hauskauf etwa zunächst die Immobilie der Bank verkaufen, die sie ihm zu einem höheren Preis zurückgibt, der in Raten getilgt wird.

Nur für streng Gläubige

Bei Weitem nicht alle Muslime sind so strenggläubig, dass sie sich bei Bankgeschäften an die Sharia halten – nicht einmal in Saudi-Arabien. Rund die Hälfte des Vermögens in dem Land ist nach islamischen Regeln angelegt.

Das Zinsverbot ist nur ein Element von Islamic Finance. Andere sind strenge Kriterien für die Veranlagung in Fonds. Islamische Investmentfonds dürfen nicht in Unternehmen, die Geld mit Glücksspiel, Waffen oder Prostitution verdienen, investieren. Nach ganz eigenen Regeln funktioniert auch der islamische Anleihemarkt: Wer einen Bond (Sukuk) kauft, leiht dem Emittenten kein Geld, sondern beteiligt sich an dem, wofür das Geld verwendet wird.

Islamic Finance
Das Verlangen von Zinsen ist nach islamischem Recht nicht erlaubt. Daher gibt es keinen Kredit in unserem Sinn, sondern der Geldverleiher erhält eine Beteiligung an dem, wofür das Geld verwendet wird. Ein wichtiges Sparprodukt ist Gold. Verboten ist das Investieren von Geld in Firmen, die mit Alkohol, Schweinefleisch oder Prostitution zu tun haben. Global soll das Vermögen, das nach diesen Kriterien angelegt ist, 2019 fast zwei Billionen Dollar erreichen.

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