Sparbuch-Guthaben schmelzen dahin

Sparbuch-Guthaben schmelzen dahin
Die Leitzinssenkung der EZB wirft ihre Schatten auch auf Sparbücher. Sie werden künftig noch schlechter verzinst.

Fast 160 Milliarden Euro liegen in Form von Spareinlagen bei Österreichs Banken. Im Durchschnitt zahlen sie dafür 0,65 Prozent an Zinsen im Jahr. Bei einer Inflationsrate von mehr als zwei Prozent und nach Abzug der Kapitalertragssteuer (25 Prozent) bleibt den Sparern unterm Strich ein fettes Minus. Das Loch wird jetzt sogar noch größer, da die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Leitzinsen auf ein historisches Tief von 0,75 Prozent gesenkt hat. Die Banken werden dies ihre Sparkunden spüren lassen.

So wird die Erste Bank ihre Zinsen am Montag reduzieren. Neu eröffnete Sparbücher mit einem Jahr Bindung werfen künftig 0,125, bei Laufzeiten darüber hinaus 0,25 Prozentpunkte weniger ab. Die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien änderte bereits am 2. Juli ihre Konditionen. Der Zinssatz bei Laufzeiten von neun Monaten fiel um 0,125, bei Einlagen zwischen 18 und 24 Monaten um 0,25 Prozentpunkte. Die Bank Austria möchte zunächst den Markt beobachten.

"Die Enteignung der Anleger hat begonnen", sagte unlängst ein deutscher Vermögensverwalter. In der Tat sind die Sparzinsen mickrig. Filialbanken bieten in der Regel für täglich fällige Einlagen nur zwischen 0,125 und 0,25 Prozent. Bestbieter sind Onlinebanken, die (ohne Lockangebote für Neukunden) auf bis zu 1,85 Prozent kommen. Bei Sparbüchern mit einjähriger Bindung werden bis zu 2,25 Prozent offeriert, auf drei Jahre gebunden sind es bestenfalls 3,125 Prozent per annum.

Experten warnen aber davor, jetzt zu lange Bindungen einzugehen. Denn wenn es wieder mit den Zinsen nach oben geht, sind dann die mickrigen Konditionen eingefroren. "Wer ein gebundenes Sparbuch vorzeitig auflöst, zahlt Strafzinsen", warnt Christian Prantner, Experte der Arbeiterkammer. Besser wäre es zu versuchen, Zinsen zu verhandeln. "Die Spielräume sind aber eng." Argumentiert werden könnte mit langjähriger Kundenbindung oder einem hohen Saldo am Konto bzw. einem größeren zu veranlagenden Betrag. Einige Institute offerieren von sich aus höhere Zinsen, wenn ein Kunde mehrere Produkte der Bank erwirbt (z. B. Wertpapierdepot oder Versicherung). Prantner empfiehlt auch, nicht das Laufzeitende zu übersehen. "Sonst liegt das Geld oft jahrelang bei 0,125 Prozent Verzinsung herum."

Für neue Kreditkunden dürfte sich hingegen kaum etwas ändern. "Die Kreditzinsen sind derzeit primär vom Risiko und der Bonität bestimmt und nicht so sehr vom Leitzins", heißt es aus der Bank Austria.

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