Spanien: Steuer auf Kinder-Jause?

Spanien: Steuer auf Kinder-Jause?
Spanien muss sparen – auch die Regionen. So plant Katalonien künftig eine Steuer auf die Jausensackerl der Schulkinder einzuheben.

Kommt Spanien allein durch die Schuldenkrise? Muss das Land unter den Rettungsschirm flüchten und wenn ja, wann ist es soweit? Diese Fragen beschäftigen Politik, Anleger und Märkte. Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy hatte am Freitag erstmals signalisiert, dass ein Antrag auf EU-Hilfen erwogen werde. Medien und Experten gehen davon aus, dass Spanien im September einen offiziellen Antrag auf Hilfe stellen werde. Diesen Spekulationen entgegnete der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos wiederum in einem Interview mit der Zeitung ABC: "Wir haben Zeit. Wir werden die Details klären und dann einen genauen Zeitplan entwerfen." 100 Milliarden Euro hat die viertgrößte Volkswirtschaft zur Rettung seiner klammen Banken bereits von der EU bekommen.

Zudem hat Spanien bereits zahlreiche Reformen und Sparprogramme aufgelegt, um wieder auf Kurs zu kommen. Die EU und der IWF hätten die Anstrengungen gewürdigt, sagte de Guindos: "Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht." "Der wichtigste Teil der Haushaltssanierung ist vollbracht", so der Wirtschaftsminister weiter. Am Freitag vermeldete die spanische Regierung, dass sie bis zum Jahr 2014 insgesamt 102 Milliarden Euro einsparen wolle - bislang waren für den Zeitraum Einsparungen von 65 Milliarden Euro geplant. Davon betroffen auch die klammen Regionen. Diese müssen heuer rund 36 Milliarden Euro ihrer fällig werdenden Verbindlichkeiten refinanzieren und mit 15 Milliarden Euro ihre Budgetlöcher stopfen. In Summe sollen die Regionen einen Schuldenberg von 140 Mrd. Euro angehäuft haben (mehr dazu: HIER).

Steuer auf Jause

Der Sparzwang, der damit auf den Regionen lastet, nimmt zum Teil bizarre Formen an, berichtet die Welt. Demnach plane Katalonien eine Steuer auf die Jausenpakete der Schüler.

Immer mehr Eltern würden in Folge der Krise auf das kostspielige Mittagessen in der Schule verzichten und stattdessen den Kindern Jausensackerl richten. Da für die Schulen aber nach Angaben der Direktoren Kosten für Reinigungspersonal und Mikrowelle anfallen würden, möchten sie nun bei den Kindern bzw. deren Eltern abkassieren: drei Euro pro Tag.

Die spanische Zeitung El Pais empörte sich darüber am Wochenende: "Neben dem schweren Schulranzen sollen die Kinder jetzt auch ihr Essen schleppen und dafür auch noch zahlen" zitiert die Welt.

"Wir haben bald eine Zwei-Klassen-Gesellschaft an den Schulen, auf der einen Seite die Kinder mit Schulmenü und auf der anderen Seite die Kinder mit Tupperware" warnten laut der Zeitung katalanische Elternverbände, die mit Protest gedroht haben.

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