Wie eine Firma aus Niederösterreich vom Satelliten-Boom profitiert

Die Kommunikation verlagert sich immer mehr ins Weltall. Unternehmen wie SpaceX des US-Milliardärs Elon Musk, das europäische Konsortium OneWeb/Eutelsat oder das IRIS²-Projekt der EU bringen ganze Flotten von Telekommunikationssatelliten in den Orbit.
Bauteile für solche Satelliten, die längst nicht nur mehr entlegene Gebiete mit Internet mit hohen Bandbreiten und kurzen Latenzzeiten versorgen, kommen auch aus Österreich. Etwa vom jungen Unternehmen Space-Lock.
Die in Wien gegründete und mittlerweile im niederösterreichischen Brunn am Gebirge ansässige Firma sorgt mit seinen Komponenten dafür, dass Antennen und Messinstrumente der Satelliten zum richtigen Zeitpunkt aktiviert und ausgeklappt werden. Ein weiteres Bauteil von Space-Lock, ermöglicht präzise Drehbewegungen für die Ausrichtung von Solarpaneelen auf den Satelliten. Ein spezielles Scharnier der Firma hilft dabei, bewegliche Teile in Position zu bringen.
Die Bauteile für die Kommunikationssatelliten werden von Space-Lock in Brunn am Gebirge entwickelt, getestet, feingereinigt und zusammengebaut. Einzelteile werden von Zulieferern aus der Region gefertigt, erzählt Space-Lock-Gründer Florian Günther. Mehrere Hundert Satelliten mit Teilen des Unternehmens befinden sich bereits im Orbit. Namen von Kunden darf das Unternehmen aufgrund von Geheimhaltungsvereinbarungen keine nennen.

Um die mehreren Hundert Stück an Produkten pro Jahr auszuliefern, werden über 30.000 Einzelteile von Space-Lock verarbeitet.
Kommerzialisierung des Alls
Die Weltraumindustrie entwickle sich seit mehr als zehn Jahren in eine kommerzielle Richtung, sagt der Gründer. Weg von institutionellen Playern, wie etwa staatlichen Weltraumagenturen, hin zu Privatunternehmen, bei denen traditionelle Geschäftsmodelle im Vordergrund stehen. Für Zulieferer, wie sein Unternehmen, bedeute das einen höheren Kostendruck, aber auch höhere Stückzahlen.
Bei Telekommunikationssatelliten für Megakonstellationen gebe es derzeit das größte Wachstum. Die Aufträge haben sich zuletzt verdoppelt. Deshalb erweitert das derzeit zehn Mitarbeiter zählende Unternehmen seine Betriebsflächen und sucht auch neue Mitarbeiter.
Entwicklungsingenieure gesucht
Aktuell sind Stellen für Entwicklungsingenieure und in der Produktion ausgeschrieben. Die Tätigkeiten seien speziell und sehr anspruchsvoll, sagt Günther. Leute zu finden, die dafür geeignet seien, sei nicht einfach. Denn die Systeme müssten auf Anhieb funktionieren. Wartungen seien nach dem Start nicht mehr möglich: „Wenn wir fehlerhafte Teile ausliefern würden, wäre der Reputationsschaden enorm.
Die FH Wiener Neustadt hat eine Initiative gestartet, mit der österreichische Expertise im Kleinsatellitenbereich zusammengeführt werden soll. Bei dem Projekt Small Satellite Research Network (SSRN) arbeitet man mit dem hauseigenen Forschungsunternehmen FOTEC, Seibersdorf Laboratories und dem Luft- und Raumfahrtunternehmen R-Space zusammen.
Ziel sei es, Unternehmen und Forschungseinrichtungen zu vernetzen und eine umfassende Datenbank über Kompetenzen im Kleinsatellitenbereich aufzubauen, heißt es. „Der Weltraum werde zum zentralen Motor für technologische Innovationen, sagt Projektleiter Carsten Scharlemann: Wenn Österreich bei der Entwicklung mitspielen wolle, müssten vorhandene Stärken gezielt weiterentwickelt werden.
US-Zölle könnten Space-Lock in die Hände spielen
Der größte Markt für solche Satelliten in der Gewichtsklasse bis zu 100 Kilogramm befindet sich in den USA, Nachfrage gebe es aber auch aus Europa, so Günther.
Von den Zöllen der US-Regierung könnte das Unternehmen deshalb sogar profitieren. Potenzielle Kunden, die Produkte aus den USA beziehen, könnten sich in Richtung europäischer Zulieferer ausrichten, spekuliert er.
Unterstützung von der ESA
Gegründet hat Günther Space-Lock im Jahr 2018 nach seinem Maschinenbaustudium an der TU Graz. Über das von der europäischen Weltraumagentur ESA im Grazer Science Park betriebene Business Incubation Center (BIC) knüpfte er erste Kontakte zur Weltraumindustrie und arbeitete parallel dazu erste Businesspläne aus.
Ausbauen will Günther auch die Forschung und Entwicklung in seinem Unternehmen. An der Erweiterung des Portfolios und neuen Produktlinien werde bereits gearbeitet: „Wir wollen weiter wachsen.“
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