Warum Weltraumtechnik aus dem Triestingtal international gefragt ist

Der Start des jüngsten Satellitenprojektes der europäischen Weltraumorganisation ESA wurde am Dienstag auch in Berndorf im Bezirk Baden mit Spannung verfolgt. Denn ohne den wesentlichen Beitrag des dort ansässigen Unternehmens Beyond Gravity hätte "Biomass" nicht vom europäischen Weltraumbahnhof in Kourou, Südamerika, abheben können.
Umweltdaten
Spezielle Beschichtungen, die Österreichs größter Raumfahrtzulieferer in Berndorf entwickelt, schützen den Satelliten vor der extremen Kälte und Hitze im Weltraum. Biomass soll den Zustand und die Entwicklung der Wälder weltweit beobachten.
„Wälder sind die grünen Lungen unseres Planeten, sie versorgen uns mit Sauerstoff und speichern Kohlendioxid. Mit dem Umweltsatelliten erfahren wir mehr über ihre Bedeutung für unser Klimasystem", erklärt Wolfgang Pawlinetz, Geschäftsführer von Beyond Gravity Austria.
Und er verspricht: „Unsere Thermalhülle wird den Waldsatelliten trotz der extrem rauen Umgebung im Weltraum konstant auf Zimmertemperatur halten“. Die Isolation besteht aus mehreren Schichten ultradünner Spezialfolien, die im Vakuum des Weltraums schier unglaubliche Leistungen erbringen: Sie entfalten eine Isolationswirkung wie eine bis zu zehn Meter dicke Ziegelmauer.
Stabiles Wachstum
Dass Beyond Gravity hält, was man verspricht, bewiesen bereits zahlreiche erfolgreiche Weltraummissionen in der Vergangenheit. So bestimmen beispielsweise Navigationsempfänger präzise die Position der Klima- und Umweltschutz-Satelliten „Sentinel“ des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Die Satelliten tragen wesentlich zu einer besseren Klimaforschung bei. Das Unternehmen hat sich zum Marktführer entwickelt. "In den letzten Jahren sind wir jährlich um 15 bis 20 Prozent gewachsen", berichtet Pawlinetz nicht ohne Stolz.

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (M.) und Niederösterreichs ÖVP-Klubobmann Jochen Danninger (li.) statteten Wolfgang Pawlinetz am Dienstag in Berndorf einen Besuch ab.
Die Biomass-Mission der ESA wird wichtige Daten zum Zustand und zur Veränderung der globalen Wälder liefern. Der Satellit umkreist die Erde in einer Höhe von 666 Kilometern. Die voraussichtliche Dauer der Mission beträgt mindestens 5,5 Jahre.
Extreme Temperaturen
Fast alle Satelliten der ESA (European Space Agency) sind mit Thermalisolation von Beyond Gravity ausgestattet, darunter Wissenschaftsmissionen wie das Weltraumteleskop Euclid zur Erforschung dunkler Materie und die europäische Mission zu Jupitermonden (beide 2023 gestartet). Ebenso von Austro-Thermalschutz umhüllt, ist die Merkursonde BepiColombo, die 2026 den Planeten Merkur erreichen wird oder die 2020 gestartete US-europäische Sonnenmission „Solar Orbiter“.
Das Material ist dabei extremen Temperaturschwankungen von -260 bis +300 Grad Celsius ausgesetzt. Beschichtungen von Raktenantrieben müssen gar bis zu 1.500 Grad Celsius standhalten.
Beyond Gravity Austria (vormals RUAG Space Austria) mit Hauptsitz in Wien-Meidling und einem Werk in Berndorf (NÖ) ist mit rund 64 Millionen Euro Umsatz (2024) und rund 240 Mitarbeitenden das größte österreichische Weltraumtechnikunternehmen. Das Hochtechnologieunternehmen rüstet weltweit Satelliten und Trägerraketen mit Elektronik, Mechanik und Thermalisolation aus. Die Exportquote beträgt 100 Prozent.
Marktführer
Die Firma ist in Europa Marktführer bei Navigationsempfängern, Thermalisolation und Triebwerkssteuerungsmechanismen für Satelliten sowie in den USA für Spezialtransportsysteme für Satelliten. Man produziert aber auch Thermalisolation für Anwendungen auf der Erde, zum Beispiel für Magnetresonanztomographen in der Medizintechnik.

Materialien aus Berndorf halten extremen Temperaturen stand.
Beeindruckt vom Unternehmen zeigten sich am Dienstag bei einem Besuch in Berndorf auch Jochen Danninger, Klubobmann der ÖVP Niederösterreich, und Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP). "Wir brauchen in Österreich ein ganz klares Exzellenzbekenntnis. Ihr seid ein Paradebeispiel dafür", so Hattmannsdorfer. "Um im internationalen Wettbewerb zu bestehen, müssen wir stärker auf den High-Tech-Bereich setzen."
High-Tech-Schwerpunkt
Als Vorbild nannte der Minister hier das Land NÖ, das durch entsprechende Schwerpunktsetzungen und Fördermöglichkeiten bereits Erfolge erzielt habe. Pawlinetz bestätigte: "Um international erfolgreich zu sein, müssen wir uns sowohl beim Preis als auch bei der Qualität von den Mitbewerbern abheben."
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