Sorge wegen "Kalter-Krieg-Situation"

Sorge wegen "Kalter-Krieg-Situation"
Der eskalierende Inselstreit alarmiert den österreichischen EU-Vertreter in Tokio. In China gehen die Proteste aber weiter.

Das Büro von EU-Botschafter Hans Dietmar Schweisgut in der Innenstadt von Tokio ist in diesen Tagen eine Art Kommandozentrale. Bei dem österreichischen Spitzendiplomaten laufen alle für Europa wichtigen Informationen über den sich verschärfenden japanisch-chinesischen Streit um unbewohnte Felseninseln zusammen. Die EU-Botschaft übernimmt eine gewisse Führungsrolle.

"Die jüngsten Entwicklungen geben Anlass zur Sorge", sagt Schweisgut. Er warnt vor "Emotionen, die derzeit hochgehen. Die Ausschreitungen gegen japanische Vertretungen und Firmen in China zeigen das Ausmaß der Eskalation."

Schweisgut, der seit eineinhalb Jahren die EU in Japan vertritt, appelliert an die beteiligten Regierungen, "Ruhe zu bewahren und besondere Verantwortung zu zeigen, um eine Verschärfung der Krise zu verhindern". Allgemein ist in Japan von einer "Kalter-Krieg-Situation" die Rede.

Kampf um Ressourcen

Sorge wegen "Kalter-Krieg-Situation"

Warum ist der Konflikt so gefährlich? Japan ist der wichtigste US-Verbündete im ostasiatischen Raum und verlangt einen Führungsanspruch in dieser Region. Dazu kommt, dass Japan nach dem Beschluss, bis 2040 aus der Atomkraft auszusteigen, sich nach neuen Energieressourcen umschaut. Der Boden unter der Inselgruppe, die von Japan kontrolliert und von China beansprucht wird, soll reich an Öl und Gas sein.

Die EU beobachtet den Konflikt mit Sorge, die Angst, der Handel und die Wirtschaftsbeziehungen könnten beeinträchtigt werden, ist groß. "Diese Region wird in den nächsten Jahren mehr als die Hälfte der Weltwirtschaft ausmachen", so Schweisgut.

Japan will einen Wirtschaftskonflikt mit China unbedingt vermeiden, ist aber bereits mittendrinnen. Die japanischen Konzerne Panasonic, Canon, Mitsubishi Electric, Honda, Toyota, Suzuki oder Nissan schickten ihre Mitarbeiter im Reich der Mitte vorübergehend nach Hause. Das Unternehmen Hitachi Construction Machinery beorderte aus Sicherheitsgründen 25 japanische Angestellte zurück in die Heimat. Aus Angst vor Plünderungen blieben am Dienstag 30 der 35 chinesischen Filialen der japanischen Supermarktkette Aeon geschlossen. Viele japanische Restaurants ebenso.

Rivalen in Sichtweite

Die Protestwelle ebbt nicht ab. Am Dienstag gingen in ganz China wieder Tausende Menschen auf die Straßen. Die japanische Botschaft in Peking wurde mit Flaschen beworfen. Die Demonstranten forderten einen Boykott japanischer Waren. Manche riefen sogar zum Krieg auf.

In der umstrittenen Zone sind die Feinde schon in Sichtweite. Japans Küstenwache meldete, dass sie ein chinesisches Fischerei-Begleitschiff erspäht habe.

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