Sommerposse um Biosprit

Sommerposse um Biosprit
Die Ministerien sind sich uneins, Informationen für Autofahrer Mangelware. Fix ist nur: E10 wird steuerlich nicht bevorzugt.

Die hohen Weltmarktpreise bei Agrarrohstoffen haben den Argumenten der Gegner von E10 (Benzin mit zehn, statt wie bisher fünf Prozent Bioethanol, Anm.) wieder neue Nahrung gegeben. Doch die "Tank gegen Teller"-Debatte geht in Österreich wohl am Thema vorbei. Nur ein Zehntel der heimischen Getreideernte wird aktuell für die Bioethanol-Herstellung verwendet.

Weitaus wichtiger ist die Frage, wie ein E10-Einführungs-Debakel anders als in Deutschland verhindert werden kann. Dort wird der Biosprit seit Anfang 2011 verkauft. Nach anfänglichem Total-Boykott tankt auch jetzt nur jeder fünfte Deutsche E10. Laut einer Aussendung des heimischen Umweltministeriums habe in Deutschland "vor allem die inkonsequente und nicht abgestimmte Kommunikation die Markteinführung behindert".

Genau Selbiges droht aber auch in Österreich. Umweltminister Niki Berlakovich, der E10 per Verordnung einführen kann, pocht darauf, dass der Biosprit im Herbst kommen soll. Herbstbeginn ist in einem Monat – aber von der angekündigten Informationskampagne, die den Autofahrern die Scheu vor E10 nehmen soll, keine Spur. Berlakovich-Sprecher Wolfgang Wisek versucht zu kalmieren: "Das geht sich aus." Eine Website, die Einblick in die E10-Tauglichkeit der Pkw geben wird, sei in Arbeit. Informationen sollen auch bei der Pickerl-Überprüfung und bei Tankstellen bereit gestellt werden.

Verwirrung herrscht aber auch bei der politischen Akkordierung. Denn Verkehrs-, Gesundheits- und Wirtschaftsministerium müssen E10 ebenfalls absegnen. Doch Letzteres hat seit 2010 keinen neuen Verordnungsentwurf von Berlakovich bekommen. Aus dem Verkehrsministerium werden zwar Gespräche mit dem Umweltressort bestätigt, doch eine Einigung auf den Herbst-Termin nicht.

Keine steuerlichen Anreize

Rein über den Preis wird man die Autofahrer jedenfalls nicht abholen können. "Weder eine Befreiung von der Möst noch ein Steuersplitting kommt in Frage", winkt das Finanzministerium ab. Dass die Mineralölkonzerne E10 günstiger als herkömmliches Benzin anbieten werden, ist somit unwahrscheinlich. Die Produktion von Bioethanol ist zwischen einem und drei Cent teurer als jene von Benzin aus Öl.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare