So wurde Warren Buffett reich

Warren Buffett und seine rechte Hand Charlie Munger (Karikatur) sind längst Legenden, 2014 sorgte ihr Einstieg bei Heinz Ketchup für Furore.
Auf Börsedeals gibt es kein Copyright – jeder kann sich von den Stars was abschauen.

Geldanlage wirkt oft wie eine moderne Form der Hexerei: Investmentprofis zaubern Linien auf Wertpapier-Charts, um den Kursverlauf zu erahnen. Sie jonglieren mit exotischen Finanzkonstrukten oder zocken mit Computern, um pro Millisekunde möglichst viele Deals zu schaffen. Da ist es tröstlich, dass der erfolgreichste aller Magier sich einer recht einfachen Methode bedient. US-Investorenlegende Warren Buffett gilt als der Prototyp eines wertorientierten Anlegers: Dieser hat das Ziel, Aktien von wertvollen Unternehmen aufzuspüren, die billig gehandelt werden (Value Investing). Klingt banal: Genau das wollen alle Anleger. Irgendwas muss aber dran sein, sonst könnten Buffett und Co. nicht über viele Jahre deutlich erfolgreicher abschneiden als der Markt, die breite Masse. John Mihaljevic, ehemaliger Assistent von Nobelpreisträger James Tobin, hat die Strategien der "Super-Anleger" analysiert. Einige seiner generellen Tipps:

Die Firma gehört dir Eine simple, aber wichtige Erinnerung: Ein Aktionär ist am Unternehmen beteiligt. Wer sich als Mit-Eigentümer statt als Spekulant versteht, schielt nicht auf kurzfristige Kursanstiege, etwa durch Übernahmegerüchte. Das hieße nämlich darauf zu wetten, was andere Anleger tun: Die könnten das Gerücht schon "eingepreist" haben – und die Aktie würde sinken statt steigen.

Klein ist fein Wenn Buffett ein Unternehmen kauft, bewegt das wochenlang die Märkte. Dennoch kann Größe auch zum Hindernis werden. Ein Fonds, der zig Milliarden anlegen muss, kann sich nicht mit kleinen, feinen Deals abgeben – deshalb werfen Buffetts Investments heute auch weniger ab als noch vor einigen Jahrzehnten.

Nur keine Komplexe Was kann ich als kleiner Anleger ausrichten? Falsch gedacht: Gut möglich, dass ein aktionistischer Großaktionär ähnliche Ziele gegenüber dem Management verfolgt – und Aktienrückkäufe oder höhere Dividenden durchsetzt.

Über Gebühr strapaziert Auf Aktiendeals gibt es kein Copyright, viele Webseiten verfolgen minutiös jeden Deal der Super-Anleger. Dank der US-Börsenaufsicht wissen wir, dass Buffett unter anderem Aktien von Viacom, Visa, Mastercard und National Oilwell Varco verkauft und bei Wells Fargo, IBM und 21st Century Fox aufgestockt hat. Abkupfern ist trotzdem riskant: Alles wird man nicht nachkaufen können und genau die eine Aktie könnte die Niete im Star-Portfolio sein. Wer deshalb gleich der Arbeit der Profis vertrauen will, muss aufpassen, dass ihn die Gebühren nicht fressen: Hedgefonds verlangen oft 2 Prozent des Einsatzes, bevor sie den ersten Euro für den Anleger verdient haben.

Der Fair-Wert "Wenn man eine Firma unter ihrem fairen Wert kaufen kann, macht man nichts verkehrt", sagt der deutsche Value-Investor Hendrik Leber. Was aber ist fair? Die Literatur dazu füllt Bibliotheken. Ein schwaches Unternehmen, das billig ist, kann attraktiv sein, aber auch ein überlegenes Unternehmen zum akzeptablen Preis.

Gutes Händchen? Anleger beurteilen CEOs oft nur aufgrund des laufenden Geschäfts. Da war Apple-Boss Steve Jobs genial. Aber hätte er die Milliarden an Barreserven für schlaue Zukäufe verwendet oder in den Sand gesetzt? Das ist offen geblieben, gibt John Mihaljevic zu bedenken.

Innere Werte Die Summe der Teile ist bisweilen mehr als das Ganze: In einem Unternehmen können Vermögenswerte versteckt sein, die die Aktie nicht widerspiegelt – sodass sogar bei einer Liquidation noch was rausschaut.

Vorsicht bei Trends Die Plattform Openfolio hat festgestellt, dass junge Anleger Tesla, Alibaba und Amazon kaufen, Ältere eher General Electric und Microsoft. Fazit: Man kauft, was man kennt und mag. Gefährlich, weil es den Blick verstellt. Oft werden kurzfristige Ereignisse überschätzt: Die McDonald’s-Aktie stürzte 2004 wegen der kritischen Doku "Super Size Me" ab, erfing sich aber rasch.

John Mihaljevic: Das Value Investing Handbuch. FinanzBuchVerlag 2015, 352 Seiten, 36 Euro.

.Schwer zu sagen, was mehr zu seiner Popularität beigetragen hat: Die branchenuntypische Bescheidenheit? Die philanthropische Ader? Oder ganz banal die Magie des Erfolges? Der 85-Jährige gilt als drittreichster Mann der Welt – geschätztes Vermögen laut Forbes: 71 Milliarden US-Dollar.

So wurde Warren Buffett reich
epa04696385 Nebraska Furniture Mart and Berkshire Hathaway, CEO Warren Buffett waves to the crowd after playing a ukulele while wearing a cowboy hat after answering questions for a crowd inside his new North Texas store for a cancer benefit in The Colony, Texas, USA, 08 April 2015. There are currently only three Nebraska Furniture Mart stores in United States with the new store in Texas will be the fourth. EPA/LARRY W. SMITH
Eine große Rolle spielt zweifellos Humor. Jedes Jahr im Mai schwärmen bis zu 40.000 zum „Woodstock für Anleger“, zur Hauptversammlung von Buffetts Investmentvehikel Berkshire Hathaway, nebstbei die teuerste Aktie der Welt (215.700 $). Das Spektakel besteht nicht nur darin, Tipps des „Orakels von Omaha“ zu ergattern. Es ist großes Entertainment: Buffett und sein oft sträflich unterschätzter Kompagnon Charlie Munger (91) nehmen sich gern selbst auf die Schippe. So schmiedete in einem eigens produzierten Video eine der Desperate Housewives Pläne, sich einen reichen Milliardär fortgerückten Alters (Buffett!) zu angeln. Zurück kam sie jedoch mit Charlie Munger im Arm. Die Erklärung für ihren Schwenk: „Pssst! Er ist sogar noch älter ...“

Die Finanzbranche ist einfach gestrickt: Erziele zehn Jahre lang eine Jahresrendite von 50 Prozent und du wirst zu Lebzeiten zur Legende. Dieses Kunststück hat Joel Greenblatt mit seinem Fonds Gotham Capital, 1985 mit 7 Millionen Dollar Kapital gegründet, geschafft. 1995 konnte er es sich leisten, die Investoren auszuzahlen und nur noch für die eigene Kassa anzulegen.

Seine Börsen-„Zauberformel“: Kaufe Aktien von hochrentablen Firmen, die an der Börse mit Abschlägen gehandelt werden und warte ab, bis Kurs und tatsächlicher Wert übereinstimmen. Dabei achtet Greenblatt besonders darauf, wie hoch die Rendite auf das eingesetzte Kapital ausfällt. Denn gemessen an den reinen Margen dürfte ein Supermarkt-Riese wie Walmart es sonst nie auf eine Kaufliste schaffen. Der Öffentlichkeit wurde der US-Amerikaner durch seine Bücher bekannt. Eines heißt: „Auch Sie haben das Zeug zum Börsen-Genie“ – einer der schlechtesten Titel aller Zeiten, witzelte Greenblatt selbst. Den Vogel schoss der englische Untertitel ab. Der fügte dazu: „Selbst wenn Sie nicht ganz so clever sind“.

Der Lehrer und sein Meisterschüler: Warren Buffett ist der einzige Student, der je einen Kurs von Benjamin Graham an der Columbia Universität mit A+ (römisch Eins) abschließen konnte. Graham gilt als Urvater der fundamentalen Wertpapieranalyse. Sein mit Uni-Kollegen David Dodd verfasstes Buch Die Geheimnisse der Wertpapier-Analyse von 1934 ist noch heute die Bibel für alle traditionsbewussten Anleger.

„Der Preis ist das, was man bezahlt; der Wert ist das, was man bekommt“ – das berühmte Zitat ist nicht so banal, wie es klingt: Graham hat es wissenschaftlich unterfüttert. Kennzahlen wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis oder das Konzept der Sicherheitsmarge (Puffer zwischen dem Kurs und innerem Wert) gehen auf ihn zurück. Das wilde Auf und Ab der Börsen beschrieb er mit dem manisch-depressiven „Mr. Market“, von dem man sich nicht beirren lassen dürfe. Ein Rat Grahams war, quasi auf dem „Wühltisch“ billige Aktien zu suchen, von denen andere lieber die Finger ließen. Warren Buffett nannte das „Zigarettenstummel-Methode“: Sie mögen feucht und eklig sein, aber einen letzten Zug geben sie noch gratis her.

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