So sollten sich heimische Firmen auf den Brexit vorbereiten

EU ohne Briten: WKO-Experte Christian Mandl über mögliche Probleme im Geschäftsleben

Unabhängig von den tagesaktuellen Entwicklungen in Großbritannien empfiehlt die Wirtschaftskammer Österreich den Unternehmen, den Brexit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Prepare for the worst, hope for the best“, sagt Christian Mandl, der zuständige Abteilungsleiter in der WKO, in der Schau-TV-Gesprächsreihe „Warum eigentlich?“.

Auf der Internetseite www.wko.at/brexit finden sich Informationen für betroffene Firmen. Beispielsweise müsse in der Vertragsgestaltung mit britischen Unternehmen festgelegt werden, wer künftige Zölle trägt oder wer sich um die CE-Kennzeichnung (sagt aus, dass das Produkt den gültigen Anforderungen entspricht, Anm.) kümmert. Markenrechte seien ebenso zu prüfen wie die richtige Abfuhr von Steuern.

Sitz in UK

Unternehmen, die auch über einen Sitz im Vereinigten Königreich verfügen, seien nur für den britischen Markt besser gestellt. Bei Ausfuhren in die EU seien die Probleme wieder die selben, so Mandl.

Sofern das Austrittsabkommen umgesetzt wird, wären bis 2020 fast keine Änderungen zu spüren. Erst dann trete ein Nachfolgeabkommen in Kraft, das aber einer Ratifizierung in allen Mitgliedsländern bedürfe. Mandl: „Das dauert 18 bis 24 Monate, das wird nie rechtzeitig fertig.“ Eine Verlängerung des Austrittsabkommens sei aber möglich, somit bliebe Großbritannien bis auf weiteres in der Zollunion.

Negative Folgen

Auch wenn Österreichs Exporte ins Königreich nur 3,9 Mrd. Euro (von jährlich weltweit 150 Mrd.) ausmachen, sind diese laut Mandl nicht zu vernachlässigen. Hinzu kämen zahlreiche indirekte Auswirkungen, etwa bei den Zulieferern der deutschen Autoindustrie, die wichtigsten Exporteure neben den Maschinenbauern und Erzeugern elektrotechnischer Produkte.

Laut einer Studie der Bank Austria wären die Folgen eines Hard Brexit regional sehr unterschiedlich. Der Anteil der Exporte nach Großbritannien an den gesamten Ausfuhren des jeweiligen Bundeslandes ist in der Steiermark mit 4,1 Prozent am höchsten. In Oberösterreich und Vorarlberg ist der Anteil mit je 3 Prozent ebenso überdurchschnittlich. Insgesamt würden 40.000 heimische Jobs an der Nachfrage aus Großbritannien hängen.

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