Natürlich darf man sich angesichts extremer Steigerungen nicht überall zu bloßem Jubel hinreißen lassen. Wenn der Caterer Do&Co seinen Umsatz im ersten Quartal („schiefes“ Geschäftsjahr!) um 216,7 Prozent gesteigert hat, dann in erster Linie deswegen, weil er schlicht im ersten Quartal des Vergleichszeitraums des Vorjahres kaum etwas verdient hat. Schuld daran sind die Lockdowns – immerhin ist Do&Co Airline- und Event-Caterer, beides fand im Vorjahr nur mäßig statt.
Dennoch gibt es generell den klaren Aufwärtstrend, denn auch Do&Co rechnet damit, 2022 wieder das Vorkrisenniveau von 2019 zu erreichen.
Zum Teil riesige Wachstumssprünge machen aber auch andere Unternehmen im ersten Halbjahr des laufenden Jahres. So kehrt beispielsweise der Faserhersteller Lenzing dank einer guten Preisentwicklung und höherer Fasernachfrage in die Gewinnzone zurück, der scheidende OMV-Generaldirektor Rainer Seele legte überhaupt einen Rekordgewinn zu seinem Abschied vor (auch dank der Chemiesparte, wo sich der Borealis-Zukauf stark bemerkbar machte). Auch der krisengebeutelte Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann macht wieder Gewinn, wenn auch noch entfernt vom Vorkrisenniveau.
Der Ziegelriese Wienerberger hat mit einem Rekordumsatz von 1,9 Milliarden Euro auch das Vorkrisenniveau (2019: 1,7 Milliarden Euro) übertroffen, also nicht nur das erste Halbjahr 2020. Beim Nettogewinn liegt man noch etwas unter dem ersten Halbjahr 2019 (damals standen 127 Millionen Euro nach dem Plus, jetzt sind es 112,6 Millionen Euro).
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 landete außerdem der oberösterreichische Stahlkonzern voestalpine wieder in der Gewinnzone. Nach einem Verlust von 70 Millionen Euro im Vorjahr ist man jetzt mit 259 Millionen Euro im Plus. Die Nachfrage zog kräftig an, gestiegene Rohstoffpreise wurden an die Kunden weitergegeben.
Gut stehen auch die im ATX gelisteten Banken da. Die Vorsorgen für Kreditausfälle sind deutlich niedriger als im Vorjahr, das lässt die Nettogewinne der Geldhäuser im Vorjahresvergleich steil nach oben schnellen.
Gekämpft hat im ersten Halbjahr 2021 etwa der Kartonhersteller Mayr-Melnhof, und zwar in erster Linie mit gestiegenen Preisen für Rohstoffe, Energie und Logistik bei einer guten Auslastung bei Karton und Kartonverpackungen. Wegen zeitversetzter Kostenweitergabe rechnet das Unternehmen aber auch im laufenden, dritten Quartal noch mit geringeren Gewinnmargen.
Nur einer mit Rückgang
Mayr-Melnhof ist übrigens das einzige aktuell im ATX befindliche Unternehmen, dessen Nettogewinn sich vom 1. Halbjahr 2020 auf das 1. Halbjahr 2021 verringert hat.
Und wie geht es weiter? Was das zweite Halbjahr angeht, ist der Satz „das Unternehmen hat den Ausblick auf das Gesamtjahr angehoben“ der, den man am häufigsten in den Halbjahrespräsentationen liest.
Immer mit der Einschränkung natürlich, dass es keine pandemiebedingt gröberen Hemmnisse für den weiteren Geschäftsverlauf gibt. Der Optimismus jedenfalls überwiegt.
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