Slowenien vor Pleite: Österreich größter Investor

Slowenien vor Pleite: Österreich größter Investor
Fast die Hälfte aller Auslandsinvestitionen in Slowenien kommen aus Österreich. Slowenien hat bisher keinen Antrag auf Finanzhilfe gestellt.

Slowenien hat bisher keinen Antrag auf Finanzhilfe durch die EU gestellt, erklärte ein Kommissionssprecher am Montag in Brüssel. Es gebe allerdings einen engen Kontakt mit den slowenischen Behörden. Zuletzt hatte der slowenische Ministerpräsident Janez Jansa erklärt, seinem Land drohe bei einem Scheitern der für Oktober oder November geplanten Emission einer Anleihe in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro die Zahlungsunfähigkeit (mehr dazu: HIER).

Der slowenische Finanzminister Janez Sustersic wiederum verwies darauf, dass das Euro-Land auf den US-Anleihenmarkt ausweiche, weil es derzeit keine Euros von Investoren bekommt. Jansa kündigte für Oktober oder November die Emission einer Anleihe in Höhe von 1,5 bis 2 Mrd. Dollar auf dem US-Markt an.

Enge Verflechtung

Die wirtschaftliche Verflechtung Österreichs mit dem südlichen Nachbarland Slowenien ist sehr eng. "Österreich ist dort der mit Abstand größte Investor - mit 5,7 Mrd. Euro stellen wir knapp 50 Prozent der Auslandsinvestitionen", sagte der Handelsdelegierte der Außenwirtschaftsorganisation der Wirtschaftskammer (WKÖ) in Slowenien, Christian Miller. Von einer Zahlungsunfähigkeit des gesamten Landes geht der Marktexperte allerdings nicht aus. Ein Antrag auf EU-Bankenhilfe ist seiner Einschätzung nach wahrscheinlicher - die slowenischen Banken könnten zwischen 2 und 5 Mrd. Euro benötigen.

Österreich exportierte 2011 Waren im Wert von 2,3 Mrd. Euro nach Slowenien - fast so viel wie nach China (2,92 Mrd. Euro). Die Importe aus dem Land erreichten nur 1,6 Mrd. Euro. Folglich erzielte Österreich im bilateralen Warenaustausch einen Überschuss von 700 Mio. Euro. Das Aktivum könnte heuer aber etwas geringer ausfallen. Im ersten Quartal 2012 stagnierten die heimischen Ausfuhren in das südliche Nachbarland, die slowenischen Lieferungen hingegen erhöhten sich um 10 Prozent. Sloweniens wichtigster Handelspartner ist Deutschland - dahinter folgen Italien und Österreich.

Alle heimischen Banken vertreten

Alle österreichischen Banken sind dem Wirtschaftsdelegierten zufolge in Slowenien tätig, allerdings haben sie dort "nicht die Marktführerposition". Führend ist dort vielmehr die slowenische Großbank NLB ( Nova Ljubljanska Banka). Bei der staatlich kontrollierten Bank ist die belgische Finanzgruppe KBC mit einem Anteil von 25 Prozent der zweitgrößte Aktionär, die ursprünglich angepeilte Mehrheit haben die Belgier nie erreicht. Die größte slowenische Bank sitzt auf einem Berg von notleidenden Krediten - angeblich insgesamt 1,5 Mrd. Euro.

"Das Problem wird sein, dass die ganzen Banken schlagend werden", so Miller. Dies sei das Kernthema der slowenischen Regierung. "Wenn Slowenien den Banken aushelfen muss, handelt es sich um einen großen Betrag, den das Land nicht finanzieren kann." Denn schon jetzt machen den dortigen Politikern die Mitte 2013 fällig werdenden Staatsverbindlichkeiten in Höhe von 2 Mrd. Euro zu schaffen.

Mehr zum Thema

  • Hauptartikel

  • Hintergrund

  • Hintergrund

Kommentare