"Sind der größte Investor im Land"

Sonnleitner begrüßt die Verlängerung der Mühlkreisbahn über den Linzer Hafen zum Hauptbahnhof.
Regionalmanager Paul Sonnleitner über die Ausbaupläne der Bahn.

Der Andorfer Paul Sonnleitner (57) ist Regionalmanager der ÖBB für den Personenverkehr in Oberösterreich.

KURIER: Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) will die Mühlkreisbahn von Linz nach Aigen als Bahn erhalten, entgegen den Planungen der früheren SPÖ-Landesräte. Das wird Ihr Eisenbahner-Herz erfreuen?Paul Sonnleitner: Wir haben hier bis 2019 einen aufrechten Verkehrsdienstevertrag. Wir stehen natürlich als Eisenbahnverkehrsunternehmen für das Land für die zukünftige Entwicklung der Mühlkreisbahn auf Normalspur zur Verfügung.

Die Strecke soll verbessert werden, die Züge sollen schneller fahren, die Frequenzen erhöht werden.

Es ist durchaus möglich, durch Baumaßnahmen die Strecke weiter zu attraktivieren und die Fahrzeit zu verkürzen. Wir haben mit rund 1,4 Millionen Reisenden schon eine sehr gute Frequenz. Die Bahn wird sehr gut nachgefragt. Auf der Strecke von Rottenegg nach Linz haben wir bereits ein S-Bahn-ähnliches System mit einem 15-Minuten-Takt. Im oberen Bereich von Rohr nach Linz kann man durchaus noch Beschleunigungsmaßnahmen setzen.

Steinkellner will die Mühlkreisbahn verlängern und über die neue Eisenbahnbrücke und den Linzer Hafen in den Hauptbahnhof einbinden.

Diese Planung hat es bereits vor einigen Jahren gegeben. Es würde sicher Sinn machen, den Mühlkreisbahnhof mit dem Hauptbahnhof zu verbinden, damit auch der Nordast von Linz im künftigen S-Bahn-System gut angebunden ist. Es ist eine sinnvolle Sache, wenn es sich wirtschaftlich darstellen lässt.

Reinhold Entholzer wollte im Zentralraum ein S-Bahn-System installieren, das die Züge in regelmäßigen Taktfrequenzen nach Linz bringt.

Es ist ein durchgehender Stundentakt geplant. In den Hauptverkehrszeiten sollen die Züge dann im Halb- oder Viertelstundentakt verdichtet werden. Steinkellner hat erfreulicherweise dieses Projekt von Entholzer übernommen. Wir planen die Details. Steinkellner plant die Umsetzung für Dezember 2016, also für den Fahrplan 2017.

Müssen dafür noch Nadelöhre beseitigt werden?

Wir entwickeln die S-Bahn vorerst einmal mit der bestehenden Infrastruktur. Es wird die S1 von Linz nach Wels geben, die S2 von Linz nach St. Valentin, die S3 von Linz nach Kirchdorf und die S4 von Linz bis Pregarten. Wenn man an eine weitere Verdichtung denkt, sind zwischen Linz und St. Valentin und Linz und Wels weitere Ausbauten notwendig. Es sind da jeweils vier Gleise notwendig.

Wir werden mit dem S-Bahn-System zusätzliche 400.000 Zugkilometer pro Jahr anbieten können.

Werden die Angebote der ÖBB von den Gästen tatsächlich angenommen?

Wir verzeichneten in Oberösterreich von 2014 auf 2015 beim Nahverkehr einen Zuwachs von 2,33 Prozent bei den gefahrenen Kilometern.

Neu ist auch die Verbindung von Linz zum Flughafen Wien-Schwechat. Wird sie tatsächlich genützt?

Sie wird sehr gut angenommen, denn wir haben beim Railjet mit einer Stunde 41 Minuten eine sensationell schnelle Reisezeit. Von Wels aus dauert es zwei Stunden elf Minuten.

Damit stärken wir den Wirtschaftsstandort Oberösterreich, vor allem den Tourismus. Es sind auch die Regionalstrecken sehr gut an den Railjet und den Intercity angebunden. Damit sind die Vorteile der schnellen Verbindung nach Wien für alle Oberösterreicher gegeben.

Ein wichtiger Flughafen ist auch München. Aber es ist schwierig, dorthin mit dem Zug zu fahren.

Man muss umsteigen und kann nicht direkt dorthin fahren. Es gibt Pläne der deutschen Bahn, bis zum Flughafen zu fahren, aber sie sind mittel- bis langfristig zu sehen.

Was sind die wichtigsten Projekte im heurigen Jahr?

Das S-Bahn-System ist das Top-Projekt. Davon erwarten wir uns einen wesentlichen Aufschwung für den öffentlichen Verkehr. Wir wollen die Qualität unseres Angebotes steigern. Wir haben im Dezember 2015 in Linz eine neue automatisierte Wagenwaschanlage in Betrieb genommen, die sieben Millionen Euro gekostet hat. Wir waschen pro Tag rund 40 Reisezug- und Triebwägen. Jeden dritten Tag wird auch ein Triebfahrzeug gereinigt.

Heuer wurde mit der Auslieferung der City-Jet-Züge begonnen. Das sind unsere modernen Komfortzüge. Was der Railjet für den Fernverkehr ist, ist der City-Jet für den Nahverkehr. Wir setzen hier bei der Qualität und dem Komfort europaweit neue Maßstäbe. Sie sind top ausgestattet. Wir bekommen in Oberösterreich heuer und nächstes Jahr insgesamt 17 neue Züge. Für die Gäste stehen zum Beispiel Steckdosen zur Verfügung, damit sie ihre Smartphones aufladen können. Die Züge sind selbstverständlich barrierefrei, es gibt sogar einen Wickeltisch. Es gibt auch große Arbeitstische. Jeder Zug bietet weiters Stellplätze für 18 Fahrräder.

Ein Problem in den Zügen ist das Telefonieren mit dem Handy. Viele Gespräche werden unterbrochen. Wird das nun beseitigt?

Hier wurde bereits viel investiert, das geht weiter. Es gibt ein großes Projekt mit den Telekom-Betreibern. Auch im Railjet soll es deutliche Verbesserungen geben mit dem Ziel, unterbrechungsfrei von Wien nach Salzburg zu fahren. Die ÖBB, die Provider und das Verkehrsministerium investieren hier bis 2018 einhundert Millionen Euro. Es werden entlang der Strecken 900 Mobilfunksender errichtet.

Darüber hinaus haben wir eine Digitalisierungsoffensive gestartet. Ein neuer Ticket-Shop ist in Arbeit. Es gibt eine Ticket-App, mit der man die Tickets am Handy kaufen kann. Auf der App bieten wir auch touristische Zusatzangebote an. Wir entwickeln die Systeme aus Sicht der Kunden.

Der Internet-Relaunch steht kurz bevor.

Das WLAN auf den Bahnhöfen wird ausgebaut. Bis Ende des Jahres werden 30 Bahnhöfe komplett mit kostenlosem WLAN versorgt. Sowohl die Bahnhöfe als auch die Bahnsteige. Linz ist seit Jahresbeginn online. Wels funktioniert teilweise, Attnang-Puchheim wird folgen.

In den Railjets wird es Unterhaltungsangebote geben. Auf den Bildschirmen wird es Reiseinformationen geben, es werden Filme angeboten und es soll auch sportliche Ereignisse live zu sehen geben.

Unser Ziel ist, dass Bahnfahren Teil des modernen Lifestyles wird. Es ist auch mit dem Auto nicht mehr möglich schneller als mit dem Railjet in Wien zu sein.

Die ÖBB unterziehen sich einem Erneuerungsprozess, um ein besseres Image zu bekommen.

Die ÖBB sind in jedem einzelnen Bundesland der größte Investor. Auch in Oberösterreich. 2015 waren es 225 Millionen Euro. Heuer werden es rund 220 Millionen sein. Die größten Brocken sind der Umbau des Ostkopfes des Linzer Hauptbahnhofes. Er wird bei vollem Betrieb viergleisig ausgebaut. 800 Züge verkehren hier täglich. Über sieben Jahre werden hier 127 Millionen Euro investiert.

Für die 17 neuen City-Jets wenden wir 100 Millionen Euro auf. Die Wertschöpfung erfolgt in Österreich, denn sie werden von Simmering-Graz-Pauker, einer Siemens-Tochter, gebaut. Die Endfertigung erfolgt bei den ÖBB in Wien. Die Wartung und Gewährleistung wird in Linz sein.

Wir wollen auch eine Rahmenausschreibung für Elektro- und Dieseltriebwagen durchführen, damit wir ab 2020 moderne Fahrzeuge einsetzen können, wenn wir gemeinsam mit dem Land regionale Strecken attraktivieren wollen.Wie die Mühlkreisbahn, die Almtalbahn, die Mattigtalbahn und die Innviertelstrecke Neumarkt-Kallham nach Braunau.

Am kommenden Wochenende führen die ÖBB Sonderzüge zum Ski-Weltcup nach Hinterstoder.

Wir stellen 5000 Plätze zur Verfügung. Auch der Intercity von Linz nach Graz wird in Hinterstoder an den beiden Tagen halten. Man kommt mit dem Zug und anschließend mit dem Bus ganz bequem und kostengünstig in den Zielraum des Rennens. Inklusive Eintritt kostet das Ticket für einen Erwachsenen 37 Euro.

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