Plastik-Kleiderbügel
Selbst für vier normale Plastik-Kleiderbügel gibt es ein Gebot in Höhe von stolzen 240 Euro. Auch Hunderte Flaschen Wein, darunter einige Raritäten aus dem In- und Ausland, werden verhökert.
Um 13.00 Uhr startet die Besichtigung für die ersten 20 Teilnehmer. 15 Minuten darf der Rundgang nur dauern, dann kommen die nächsten 20 Interessenten dran. Über eine Außentreppe mit rotem Teppich geht es zwei Stöcke hoch in die aufgelassenen Büros. Auf jedem Gegenstand klebt eine Nummer.
Grellgelbe Chaiselongue
Eine Dame in den 50ern spitzt auf eine grellgelbe Chaiselongue der Designer-Marke Baxter Chesterfield. Rufpreis für das gepolsterte Sofa: 700 Euro, wobei das Höchstgebot zum Zeitpunkt der Besichtigung bereits bei 5.000 Euro liegt. Die Dame winkt ab, das sei ihr dann doch zu viel. Ein freundlicher älterer Herr zeigt großes Interesse an einem der Fußabstreifer mit dem Signa-Logo.
„Ich will endlich einmal auf den Benko drauftreten“, witzelt der Mann im KURIER-Gespräch. „Weil Herr Benko ein Zauberer ist. Wer rechnen kann, weiß, dass sich die Geschäfte nicht ausgehen können.“ Als er den erstbesten Signa-Fußabstreifer bei der Besichtigung erreicht, stapft er fest darauf und freut sich diebisch. Er wird aber von einem Mitarbeiter des Auktionshauses gemaßregelt, er solle das unterlassen.
Und der Preis? Das bisherige Höchstgebot von 1.600 Euro für den Fußabstreifer schrecke ihn nicht ab, sagt der Mann.
Auch ein Immobilienunternehmer ist gemeinsam mit seiner Tochter gekommen. „Ich will schauen, ob für meine Immobilien etwas dabei ist“, sagt der Eigentümer mehrerer Wohnungen.
60.000 Euro Neupreis
Seine Tochter interessiert sich für einen Raumteiler in Form eines Bücherregals mit Marmorsockel – fünf Meter lang, drei Meter hoch, ein Meter tief. „Hier schaut es ein bisserl aus, wie bei einem Ausverkauf eines Designerladens und nicht eines Immobilienbüros“, sagt sie. Der Rufpreis des mächtigen Regals beträgt 3.000 Euro, das bisherige Höchstgebot 4.200 Euro. Doch dieses Mobiliar ist ein Schnäppchen. Neu kostete das Regal rund 60.000 Euro.
Auch Markus Kainz und Manfred Mahrle vom Wiener Start-up-Investment-Unternehmen G8Way Ventures sind gekommen, um sich umzusehen. „Wir überlegen uns, einige Büromöbel für unser Unternehmen zu ersteigern“, sagt Kainz. „Schnäppchen sind das nimmer, es sind aber einige interessante Sachen dabei, vielleicht werden wir bei ein paar Tischen und Stühlen mitsteigern.“ Mahrle fügt hinzu: „Es ist ein schönes Büro, alles vom Feinsten. Man kann nicht sagen, dass Herr Benko einen schlechten Geschmack hat.“
Österreichische Wirtschaftsgeschichte
Unter die Interessenten mischt sich auch der Medienhistoriker Johannes Kapeller. „Ich finde das zeithistorisch interessant, weil es sich um Originalobjekte handelt, die für die österreichische Wirtschaftsgeschichte relevant sind“, sagt Kapeller zum KURIER. „Ich bin an Räumen interessiert, Räume der Macht. Ich finde das hier als wichtigen Ort in der österreichischen Geschichte, wo Dinge entschieden worden sind. Ich hoffe, dass einige Museen heute hier sind, die das eine oder andere Objekt haben wollen.“ Er betont aber, dass er selbst keine 500 Euro für einen Signa-Mistkübel aus Leder ausgeben wird.
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