Siemens VAI - Aufstand der Anlagenbauer
Der neuerliche rigorose Umbau des Siemens-Konzerns hinterlässt in Österreich, wo gut 12.000 Mitarbeiter für den deutschen Elektrokonzern arbeiten, tiefe Spuren: Der Anlagenbauer VAI mit 1900 Mitarbeitern in Linz wird in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Konkurrenten Mitsubishi Heavy Industries eingebracht. Die Japaner halten künftig mit 51 Prozent die Mehrheit, das Headquarter des auf die Stahlindustrie konzentrierten Anlagenbauers wird von Linz nach London verlegt.
Die Auswirkungen sind offen. Trotz Zusagen, dass Linz ein "wesentlicher Standort" bleiben soll, sind Belegschaft und Landespolitiker skeptisch. Denn wie viele Mitarbeiter in Linz bleiben, ist derzeit völlig unklar. Klar sein dürfte dagegen, dass es im bisherigen Headquarter einen Personalabbau geben wird. VAI-Geschäftsführer Albrecht Neumann: "Das kann ich nicht ausschließen."
Aufträge fehlen
Für die VAI ist das Joint-Venture mit den Japanern der zweite Eigentümerwechsel in zehn Jahren. 2004 startete Siemens die Übernahme der Konzernmutter VA-Tech, 2005 übernahm Siemens Österreich für die Münchner Konzernzentrale den Maschinenbau- und Energiekonzern. Der Anlagenbau wurde in den Konzern integriert, die VA-Tech-Sparte Wasserkraft musste aus kartellrechtlichen Gründen an den Konkurrenten Andritz verkauft werden. Die anderen VA-Tech-Bereiche wurden, wie die Elektro- und Transformatorentochter Elin, in den Konzern integriert.
Alstom
Außerdem will die französische Regierung – entgegen den Wünschen des größten Alstom-Aktionärs, des Bauriesen Bouygues – die Übernahme durch GE über einen Deal mit Siemens abwehren. Im Gegenzug würde Alstom – Hersteller des Hochgeschwindigkeitszuges TGV – Teile der auch in Österreich starken Siemens-Bahnsparte übernehmen. Das wiederum stößt beim Betriebsrat, der einen massiven Personalabbau fürchtet, auf Widerstand.
Bereits um halb neun in der Früh zogen am Donnerstag rund 200 VAI-Mitarbeiter durch Linz, um ihrem Ärger Luft zu machen. Ziel des Protestmarsches war das Design Center, wo die Belegschaft nach langer Zitterpartie über den Deal mit Mitsubishi aufgeklärt werden sollte. "Ich hoffe, wir werden nicht angelogen", sagt ein Mitarbeiter vor dem Aufeinandertreffen mit der Unternehmensspitze.
Nach der Belehrung durch VAI-Chef Albert Neumann und Siemens-Österreich-Boss Wolfgang Hesoun bleibt die Stimmung der VAI-Mitarbeiter aber getrübt. "Natürlich sind wir noch unsicher und haben Angst. Von Erleichterung kann keine Rede sein, da über den Personalabbau in Linz nichts Genaues zu hören war“, meint eine Arbeiterin. "Zumindest hat sich die Firmenführung zu Wort gemeldet. Das hat die Sachlage etwas entspannt", fügt ihr Kamerad hinzu.
Auf die Finger schauen
Bereits vor dem Gespräch mit den Mitarbeitern informierten Hesoun und Neumann die Landesregierung. Landeshauptmann Josef Pühringer sagte im Anschluss, die Firmenvertreter hätten davon gesprochen, dass es weltweit zehn bis zwölf Kompetenzcenter geben werde, vier bis fünf davon in Linz. Man stehe hinter der Belegschaft. Allerdings wäre es auch ohne Joint Venture zu Personalabbau gekommen. Jetzt werde rasch der Kontakt zum Mehrheitseigentümer Mitsubishi gesucht.
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