Siemens optimistisch: Talsohle bald erreicht

Siemens-Chef Joe Kaeser.
Für das Gesamtjahr sagt Konzernboss Joe Kaeser nun ein moderates Umsatzminus voraus.

Siemens kann sich den Folgen der Corona-Pandemie nicht entziehen und zieht seine Gewinnprognose zurück. Nach ersten Bremsspuren im Frühjahr werde sich der industrielle Niedergang vor allem im laufenden Quartal (April bis Juni) in den Zahlen niederschlagen, danach hofft der Münchner Industriekonzern auf eine Erholung.

Moderates Minus

„Wir erwarten, im dritten Quartal die Talsohle zu erreichen“, sagte Vorstandschef
Joe Kaeser am Freitag. Trotzdem werde am Ende des
Geschäftsjahres 2019/20 (Ende September) ein moderates Umsatzminus zu Buche stehen. Am Plan, die in die roten Zahlen gerutschte Energie-Sparte Siemens Energy im September an die
Börse zu bringen, hält Kaeser fest

Nachfrage gibt nach

Bisher hatte Siemens für das laufende Jahr einen moderaten Umsatzanstieg in Aussicht gestellt. Der Nachfragerückgang werde sich vor allem in den künftigen Kernsparten Digital Industries (Industrie-Automatisierung) und Smart Infrastructure (Bautechnik und öffentliche Infrastruktur) zeigen, die schneller auf die Konjunktur reagieren. Die neuen Aufträge sollen aber weiterhin über dem Umsatzniveau liegen.

Das Gewinnziel von 6,30 bis 7,00 Euro je Aktie könne man „nicht mehr bestätigen“, hieß es in der Quartalsmitteilung. Der Gewinn hänge stark davon ab, wie sich die Abspaltung von Siemens Energy bilanziell auswirke. Über den Börsengang soll eine außerordentliche Hauptversammlung am 9. Juli entscheiden.

Robustes Quartal

Von Januar bis März habe Siemens noch „ein robustes Quartal abgeliefert“, sagte Kaeser. Dabei seien die ersten Auswirkungen der Coronakrise schon zu spüren gewesen. Der Umsatz ging auf vergleichbarer Basis um ein Prozent auf 14,2 Milliarden Euro zurück, der Auftragseingang aber schon um neun Prozent auf 15,2 Milliarden. Das bereinigte operative Ergebnis (Ebita) aus dem Industriegeschäft gab um 18 Prozent auf 1,59 Milliarden Euro nach.

Siemens Energy ist in den operativen Zahlen nicht mehr enthalten. Die Tochter rutschte einschließlich des Windkraft-Konzerns Siemens Gamesa im zweiten Quartal
mit 317 (2018/19: plus 205) Millionen Euro in die roten Zahlen.

Im Konzern stand unter dem Strich ein Gewinn von 697 Millionen Euro, der damit fast zwei Drittel niedriger ausfiel als ein Jahr zuvor.

Flender

Nach Siemens Energy will Siemens nun auch die Düsseldorfer Tochter Flender abspalten und an die Börse bringen. Der Hersteller mechanischer Antriebe - vor allem für Windanlagen -
gilt seit Jahren als Kandidat für einen Verkauf. Flender kommt auf einen Umsatz von zwei Milliarden Euro.

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