Siemens Österreich könnte neues Sparpaket erspart bleiben

Eindeutige Zielvorgabe: Siemens muss die Belegschaft weltweit um 15.000 Mitarbeiter reduzieren, um die Gewinnspanne zu erhöhen.
Die rotweißrote Tochter dürfte den Großteil des Personalabbaus hinter sich haben.

Die Hoffnung auf ruhigeres Fahrwasser für den Siemens-Konzern nach dem unfreiwilligen Abgang von Peter Löscher Ende Juli währte nur kurz. Die Ankündigung am Wochenende, dass zur Erhöhung des Gewinns 15.000 der insgesamt 370.000 Mitarbeiter gehen müssen, sorgt für den ersten handfesten Streit zwischen dem neuen Konzernchef Joe Kaeser und der Belegschaftsvertretung.

„Wir lehnen ein rein margengetriebenes Personalabbauprogramm ab“, kritisierte Betriebsratschef Lothar Adler am Montag. „Siemens braucht ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Programm, bei dem der Mensch und nicht die Marge im Mittelpunkt steht.“ Siemens will die Gewinnspanne auf 12 Prozent des Umsatzes steigern.

Sozialpläne

Wie viele der rund 12.700 Siemensianer in Österreich den Hut nehmen müssen, wollen weder das Management noch der rotweißrote Betriebsrat sagen. Letzterer offenbar aus einem simplen Grund: Die Belegschaftsvertretung dürfte über ein zusätzliches Sparpaket nicht informiert worden sein. Zentralbetriebsratsobmann Fritz Hagl zum KURIER: „Wir verhandeln ja schon fast ein Jahr lang über Einsparungen und eine Personalreduktion. Dass es ein zusätzliches Paket geben soll, hat uns bisher niemand mitgeteilt.“ Dass, wie im Frühjahr kolportiert, weitere 500 Jobs wackeln, halten Insider aber für unwahrscheinlich.

Die bisher angestrebte Reduktion um 500 Mitarbeiter scheint die Österreich-Tochter bereits erreicht zu haben. Der Großteil dürfte über einvernehmliche Lösungen per Sozialplan, mit Sonderabfertigungen oder Altersteilzeit-Modellen erfolgt sein. Tatsächliche Kündigungen soll es dem Vernehmen nach weniger als 100 geben.

Dennoch ist auch der Unmut in Österreich groß. Wolfgang Springer, Betriebsratschef der Siemens AG, fürchtet um die Substanz der Österreich-Tochter: „Mit jedem Mitarbeiter weniger verlieren wir auch Kundenkontakte und Know-how.“ Das Management wollte sich auch am Montag nicht zum Sparpaket äußern.

Siemens Österreich hat vor allem im Industriebereich, in der Kraftwerkssparte und im Anlagenbau zu kämpfen. Im Transport-Sektor mit dem weltweiten Kompetenzzentrum für Straßen- und U-Bahnen in Wien läuft es etwas besser. Jetzt wurde etwa die Lieferung von 36 U-Bahn-Garnituren um 270 Millionen Euro für Warschau endgültig fixiert.

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