Siemens-Chefin appelliert an Politik: "Umsetzen, nicht abbiegen"

Eine Frau in einem rosa Blazer gestikuliert vor einem Siemens-Logo.
Patricia Neumann fordert mehr Tempo bei der Energiewende. Eigener "Energiewende-Koordinator" soll Prozesse beschleunigen.

Seit 1. Mai ist Patricia Neumann neue Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich. Die 51-jährige Ex-IBM-Managerin will den Technologiekonzern in den kommenden Jahren voll auf die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung und Energieeffizienz ausrichten. Großes Potenzial sieht sie in Österreich vor allem bei der Erneuerung der Stromnetze – Stichwort smarte Energiesysteme. Allerdings müssten die dafür nötigen Gesetze von der Regierung rasch beschlossen und die Verfahren beschleunigt werden.

„Die Politik muss umsetzen, nicht abbiegen“, kommentiert Neumann die jüngsten Verzögerungen bei wichtigen Energiegesetzen. Damit hier mehr weitergeht, fordert sie gemeinsam mit Branchenvertretern die Ernennung eines eigenen Koordinators für die Energiewende. Dieser müsste bei diversen Projekten alle Interessen an einen Tisch bringen und zu einer Lösung kommen.

Stabile Entwicklung erwartet

Für Siemens Österreich erwartet Neumann in den nächsten Jahren eine stabile Entwicklung. Trotz der derzeit schwierigen Wirtschaftslage, besonders in der Baubranche, sei sie für 2024 optimistisch. Aktuell gäbe es rund 200 offene Stellen bei Siemens Österreich. Der Personalstand beträgt aktuell 2.900 Mitarbeitende in der Siemens AG, insgesamt arbeiten rund 9.000 „Siemensianer“ in Österreich.

Homeoffice aus dem Ausland

Zur Debatte über die Arbeitszeit – Stichwort Teilzeit– äußert sich die Siemens-Chefin eher vage. „Die Frage nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich stellt sich nicht“, sagt Neumann.

Eine Frau in einem rosa Blazer gestikuliert vor einem Siemens-Logo.

Siemens-Chefin Patricia Neumann

Siemens setze auf flexible individuelle Lösungen für Mitarbeitende, bis hin zum Angebot, auch außerhalb von Österreich Homeoffice zu ermöglichen. Beim Thema Teilzeit solle man grundsätzlich dort ansetzen, wo Menschen mehr arbeiten wollen aber nicht können und weniger versuchen, „den zu bekehren, der nicht arbeiten will oder es nicht braucht“, so die Siemens-Chefin. Um Frauen die Wahl zu erleichtern, gibt es bei Siemens einen Betriebskindergarten.

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Von Wien aus werden 25 Staaten gesteuert

Von Wien aus werden insgesamt 25 Staaten Zentral- und Osteuropas bis nach Zentralasien gesteuert, darunter auch die Ukraine. „Wir bedienen dort unsere Kunden und die laufende Produktion wird aufrecht erhalten“, sagt Neumann. Aus dem russischen Markt hat sich Siemens im Vorjahr zurückgezogen.

Betrugsaffäre in Vorarlberg: Siemens ermittelt auch intern

Zur kürzlich aufgeflogenen Betrugsaffäre rund um die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft KHBG, in die ein Siemens-Mitarbeiter verwickelt ist, verwies Neumann darauf, dass Siemens in diesem Fall pro-aktiv an die Staatsanwaltschaft herangetreten sei und diese unterstütze. Es handle sich aber um „einzelne Individuen, die sich persönlich bereichert haben oder wollten“.

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 Parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen auch die internen Ermittlungen bei Siemens weiter. Auch wenn diese formal erst nach den staatlichen Ermittlungen enden, so würden doch bereits Maßnahmen gesetzt, damit so ein Fall nicht noch einmal passieren kann.

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