Siemens-Chefin appelliert an Politik: "Umsetzen, nicht abbiegen"
Seit 1. Mai ist Patricia Neumann neue Vorstandsvorsitzende von Siemens Österreich. Die 51-jährige Ex-IBM-Managerin will den Technologiekonzern in den kommenden Jahren voll auf die Bereiche Digitalisierung, Automatisierung und Energieeffizienz ausrichten. Großes Potenzial sieht sie in Österreich vor allem bei der Erneuerung der Stromnetze – Stichwort smarte Energiesysteme. Allerdings müssten die dafür nötigen Gesetze von der Regierung rasch beschlossen und die Verfahren beschleunigt werden.
„Die Politik muss umsetzen, nicht abbiegen“, kommentiert Neumann die jüngsten Verzögerungen bei wichtigen Energiegesetzen. Damit hier mehr weitergeht, fordert sie gemeinsam mit Branchenvertretern die Ernennung eines eigenen Koordinators für die Energiewende. Dieser müsste bei diversen Projekten alle Interessen an einen Tisch bringen und zu einer Lösung kommen.
Stabile Entwicklung erwartet
Für Siemens Österreich erwartet Neumann in den nächsten Jahren eine stabile Entwicklung. Trotz der derzeit schwierigen Wirtschaftslage, besonders in der Baubranche, sei sie für 2024 optimistisch. Aktuell gäbe es rund 200 offene Stellen bei Siemens Österreich. Der Personalstand beträgt aktuell 2.900 Mitarbeitende in der Siemens AG, insgesamt arbeiten rund 9.000 „Siemensianer“ in Österreich.
Siemens AG
Die Siemens AG Österreich betreibt vier Werke und beschäftigt 2.900 Mitarbeitende, darunter 580 in der Forschung & Entwicklung. Der Umsatz betrug zuletzt 1,3 Mrd. Euro. Von Wien aus werden 25 Länder in Süd- und Zentraleuropa gesteuert. In der von Südosteuropa über Israel bis nach Zentralasien reichenden Region befinden sich insgesamt 14 Produktionsstätten. Es sind 32.000 Mitarbeitende beschäftigt.
Energieautomatisierung
In Wien Floridsdorf am Gelände der Siemens City werden Schränke für verschiedene Anwendungen in Industrie und Energiewirtschaft in Serienfertigung oder als Individualanfertigungen
hergestellt. Die Schränke für Siemens-Automatisierungs-und Schutztechnik werden in Wien geplant, bestückt und verdrahtet. Pro Jahr werden etwa 4.000 Einheiten produziert. Sie finden in
Siemens-Projekten in Österreich, aber auch bis Australien und Südafrika Verwendung.
Metro-Headquarter in Simmering
In Wien Simmering befindet sich auf einer Fläche von 140.000 m² einer der weltgrößten Fertigungsstandorte von Siemens. Hier befindet sich das weltweite Headquarter für Metros mit entsprechend umfassenden Engineeringkapazitäten. Zusätzlich werden auch Straßenbahnen, Reisezugwagen und vollautomatisierte People Mover (VAL) gefertigt – insgesamt bis zu 450 Fahrzeuge pro Jahr. Im Siemens Mobility Werk in Graz werden jährlich mehr als 3.500 Fahrwerke für Schienenfahrzeuge erzeugt.
Industriestromversorgungen
Das Werk Manufacturing Wien stellt seit 30 Jahren SITOP-Geräte für eine effiziente Stromversorgung in Industrieanlagen her. Pro Jahr verlassen rund eine Millionen Einheiten das Werk in Wien Floridsdorf, die weltweit zum Einsatz kommen. Auch im Schwesterwerk in Sibiu (Rumänien) wird ein umfangreiches SITOP-Portfolio produziert.
„Siemensianer“
Insgesamt arbeiten für Siemens in Österreich (inkl. u.a. Siemens Healthineers und Siemens Mobility) 9.000 Mitarbeitende. Gesamtumsatz: 2,8 Mrd. Euro.
Homeoffice aus dem Ausland
Zur Debatte über die Arbeitszeit – Stichwort Teilzeit– äußert sich die Siemens-Chefin eher vage. „Die Frage nach einer generellen Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich stellt sich nicht“, sagt Neumann.
Siemens setze auf flexible individuelle Lösungen für Mitarbeitende, bis hin zum Angebot, auch außerhalb von Österreich Homeoffice zu ermöglichen. Beim Thema Teilzeit solle man grundsätzlich dort ansetzen, wo Menschen mehr arbeiten wollen aber nicht können und weniger versuchen, „den zu bekehren, der nicht arbeiten will oder es nicht braucht“, so die Siemens-Chefin. Um Frauen die Wahl zu erleichtern, gibt es bei Siemens einen Betriebskindergarten.
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Von Wien aus werden 25 Staaten gesteuert
Von Wien aus werden insgesamt 25 Staaten Zentral- und Osteuropas bis nach Zentralasien gesteuert, darunter auch die Ukraine. „Wir bedienen dort unsere Kunden und die laufende Produktion wird aufrecht erhalten“, sagt Neumann. Aus dem russischen Markt hat sich Siemens im Vorjahr zurückgezogen.
Betrugsaffäre in Vorarlberg: Siemens ermittelt auch intern
Zur kürzlich aufgeflogenen Betrugsaffäre rund um die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft KHBG, in die ein Siemens-Mitarbeiter verwickelt ist, verwies Neumann darauf, dass Siemens in diesem Fall pro-aktiv an die Staatsanwaltschaft herangetreten sei und diese unterstütze. Es handle sich aber um „einzelne Individuen, die sich persönlich bereichert haben oder wollten“.
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Parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen auch die internen Ermittlungen bei Siemens weiter. Auch wenn diese formal erst nach den staatlichen Ermittlungen enden, so würden doch bereits Maßnahmen gesetzt, damit so ein Fall nicht noch einmal passieren kann.
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