IT-Lösungen sind die neuen Waffen

Symbolfoto
Österreichs Rüstungshersteller haben die Kanonen verschrottet und setzen nun auf IT-Entwicklung. Das Innenministerium fungiert als Türöffner zu internationalen Spitzenunternehmen.

Die einstige von Mythen umrankte österreichische Rüstungsindustrie ist endgültig Geschichte. Die Kanonenindustrie wurde zerschlagen, die Pinzgauer-Produktion eingestellt. Die Panzerfertigung in Wien-Simmering wurde an das US-Unternehmen General Dynamics verkauft. Seitdem hat das Bundesheer dort keine Panzer mehr gekauft.

Parallel dazu hat sich aber eine höchst aktive Hightech-Sicherheitsbranche entwickelt, die mit 100 Unternehmen 20.000 Jobs sichert und einen Jahresumsatz von 2,5 Mrd. Euro macht. Jetzt geht es nicht mehr um Kanonen, sondern um IT-Lösungen. Und das ist ein Grund dafür, dass diese Unternehmen nun das Innenministerium als Türöffner zu den weltweiten Playern entdecken.

Interpol-Messe

IT-Lösungen sind die neuen Waffen
Polizei bewacht Steyr-Mannlicher-Stand in Singapur
Diese Entwicklung wurde bei einer bemerkenswerten Sicherheitsmesse in Singapur augenscheinlich. Dort wurde eine neue Interpol-Regionaldirektion für Südostasien eröffnet. Deren Schwerpunkt ist Cyber-Sicherheitsforschung. Weil Österreich aus Sicht der europäischen Polizeichefs mit seiner engen Vernetzung von Behörden und Wirtschaft eine Vorreiterrolle spielt, durfte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner die Eröffnungsrede halten.
IT-Lösungen sind die neuen Waffen
Jewgeni Walentinowitsch Kasperski und Innenministerin Johanna Mikl-Leitner in Singapur
Jewgenij Kaspersky, russisches Mathematikgenie und Gründer der weltweit führenden Firma Kaspersky-Lab, begrüßte die Ministerin lächelnd mit den Worten: "Meine beste Innenministerin." Man kennt sich eben. Und zwar von der Cybersicherheits-Plattform, die das Innenministerium mit dem Kuratorium Sicheres Österreich (KSÖ) gegründet hat. Kernmitglieder sind A1 Telekom Austria, der Flughafen Wien, Siemens, Austrian Power Grid und Raiffeisen Informatik. Sie bringen das Know-how, das Innenministerium die politischen Kontakte. Dadurch konnten auch führenden Unternehmen wie Google, Gartner, Cisco und Microsoft ins Boot geholt werden. Kaspersky war natürlich auch schon Gast bei der Plattform.

Auch die ARGE Sicherheit & Wirtschaft in der Wirtschaftskammer Österreich mit ihrem Geschäftsführer Reinhard Marak stützt sich auf diese Plattform. So waren auch der österreichische Softwareentwickler rubicon IT GmbH, die auf White-Hacking (Legale Hackingversuche) spezialisierte SEC Consult, der Dokumentenspezialist Jura JSP und die größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung AIT bei der Interpol-Messe.

Überlebender

Aber nicht alle Protagonisten der früheren Rüstungsindustrie sind tot. Überlebender ist die Waffenschmiede Steyr Mannlicher in Kleinraming (OÖ). Mit der wollen die Investoren Gerhard Unterganschnigg und Ernst Reichmayr wieder international punkten. Sie sicherten sich ebenfalls einen Stand bei der Interpol. Neben dem Sturmgewehr 77, gegen das die Konkurrenz nach 30 Jahren noch immer keine marktfähige Weiterentwicklung herausgebracht hat, wurde auch eine neue Pistole präsentiert. Damit wollen die Kleinraminger jenen Markt zurückerobern, den ihnen Anfang der 1980er-Jahre Gaston Glock mit seiner Pistole abgerungen hatte.

IT-Lösungen sind die neuen Waffen
Volker Amman, Handelsattache Singapur
Der österreichische Handelsdelegierte in Singapur, Volker Ammann, ist jedenfalls sicher, dass die politisch-wirtschaftliche Offensive zu einem Erfolg führen werde: "Man sieht es in Südostasien sehr gerne, wenn Unternehmen von der Politik begleitet werden."

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