Schwache Sanktion? Wenig russische Kohle in der EU

Schwache Sanktion? Wenig russische Kohle in der EU
Laut Daten aus 2020: Anteil am EU-Import nur rund 20 Prozent. In Österreich unter 10 Prozent.

Das von der EU geplante Kohle-Embargo gegen Russland kommt nicht von ungefähr. Denn Kohle ist der für Europa noch am leichtesten verzichtbare Energie-Import aus Russland. Während mehr als ein Drittel des in der EU verbrauchten Erdöls und 41 Prozent des Erdgases aus Russland stammen, ist es bei Kohle nur ein Fünftel. Allerdings muss zwischen Kohle für Stromgewinnung und Kohle für Metallurgie, etwa Stahlwerke, unterschieden werden. Bei letzterer ist die Abhängigkeit höher.

In Österreich liegt der Anteil russischer Kohle am Kohleverbrauch laut Eurostat bei 9,2 Prozent. Allerdings sind die Daten nicht am aktuellsten Stand. Sie stammen wie für alle anderen EU-Länder auch aus 2020. Seither hat Österreich das letzte Kohlekraftwerk in Mellach in der Steiermark stillgelegt.

Kein Strom aus Kohle

In Österreich wird aus Kohle kein Strom mehr erzeugt. Das letzte Kohlekraftwerk in Mellach in Graz-Umgebung hat vor rund zwei Jahren Mitte April 2020 den Betrieb eingestellt. Damit endete laut dem Eigentümer Verbund die "Ära der Kohlestromversorgung in Österreich". Bereits vorher waren alle anderen Kohlekraftwerksblöcke wie etwa in Dürnrohr, Voitsberg, Zeltweg oder St. Andrä stillgelegt worden. Die EVN hat im August 2019 in Dürnrohr in der Gemeinde Zwentendorf die Stromproduktion aus Kohle beendet, der Verbund hatte seinen Teil des dortigen Kohlekraftwerks Ende April 2015 stillgelegt.

Deutlich größer ist die Bedeutung von russischem Öl und vor allem Erdgas in Österreich. Laut Schätzungen von Eurostat kommen 59 Prozent des Gases aus Russland - aktuell sprechen heimische Fachleute immer von rund 80 Prozent. Bei seiner etwas niedrigeren Angabe ist Eurostat auf Schätzungen angewiesen, weil Österreich genaue Daten zum Gasimport aus Russland unter Verschluss hält, wie es im Bericht heißt. Der Anteil Russlands am österreichischen Ölbedarf liegt bei 16,5 Prozent.

Insgesamt bestreitet die EU den Zahlen zufolge 58 Prozent ihres Energiebedarfs von 57.742 Petajoule durch Importe, ein knappes Viertel des Energiebedarfs decken die Importe aus Russland. Damit läuft Jahr für Jahr ein massives Handelsbilanzdefizit der EU gegenüber Russland auf. Allein für Energieimporte haben die EU-Länder im Vorjahr 99 Milliarden Euro nach Russland überwiesen. Zum Vergleich: Die gesamten Exporte aller EU-Länder nach Russland waren laut Eurostat nur 89,3 Mrd. Euro wert.

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