Krise in Portugal löst Kursstürze aus

Trader watches the screens at a bank in Lisbon July 3, 2013. Portugal's benchmark PSI20 equity index tumbles 6.4 percent in massive volumes, hitting a near eight-month low, as the country's political crisis fuels fears that Lisbon's plan to exit an international bailout could derail. Portuguese banks are the most hit, with Banco Espirito Santo sinking 10 percent and Banco Comercial Portugues dropping 12.9 percent. REUTERS/Jose Manuel Ribeiro (PORTUGAL - Tags: BUSINESS EMPLOYMENT POLITICS)
Die Angst vor einer Neuauflage der Schuldenkrise geht um.

Die Regierungskrise in Portugal verschärft sich nahezu stündlich. Nach den Rücktritten von Finanzminister Gaspar und Außenminister Portas sollen weitere Minister ihren Rückzug vorbereiten. Sollte die Regierung unter Ministerpräsident Coelho scheitern, stehen Neuwahlen an. Vollkommen unklar ist, ob die nächste Regierung am derzeitigen Sparkurs festhält. Dieser ist aber nötig, will Portugal, wie geplant, ab Mitte 2014 wieder ohne Euro-Schutzschirm auskommen.

Die politischen Turbulenzen in Lissabon verschreckten die Anleger rund um den Globus. Die Angst vor einer Neuauflage der Schuldenkrise geht um. Den Investoren ist zwar sehr wohl bewusst, dass die Europäische Zentralbank im Notfall mit Anleihenkäufen eingreifen wird. Vorerst wollen sie aber das Risiko reduzieren. Die Konsequenz: Portugiesische Wertpapiere, Aktien wie Staatsanleihen, wurden auf den Markt geworfen. Am Mittwoch erlebte die Börse in Lissabon den katastrophalsten Handelsbeginn seit fast 15 Jahren. Der Leitindex stürzte zeitweise um mehr als sieben Prozent ab. Die Kurse der Staatsanleihen Portugals rutschten noch kräftiger ab – um rund zwölf Prozent. Dadurch schossen die Renditen (Fixzinsen im Verhältnis zum Kurs) hoch und stiegen erstmals seit November über die Marke von acht Prozent.

Die Anleger kehrten jedoch nicht nur Portugal den Rücken. Weitere schlechte Nachrichten schickten die Kurse an praktisch allen Börsen in den Keller. Aus China kamen maue Konjunkturdaten. Die Dienstleister dort wachsen viel schwächer als erhofft. In Europa wiederum steht Griechenland erneut im Rampenlicht, weil das Land die Reformvorgaben im öffentlichen Sektor nicht schafft. Damit ist fraglich, ob die nächste Hilfskredittranche in Höhe von 8,1 Milliarden Euro ausgezahlt wird.

Schlechtere Noten

Ein weiterer Mühlstein für die Börsen: Die US-Ratingagentur Standard & Poor’s stufte die Bonitäts-Benotung der drei großen europäischen Geldhäuser Deutsche Bank, Barclays Bank und Credit Suisse zurück. Im derzeit unsicheren Umfeld sei es für die Institute schwer, stabile und planbare Erträge zu erwirtschaften, lautete die Begründung. Die Kurse von europäischen Bankaktien gaben daraufhin kräftig nach. An der Frankfurter Börse etwa fiel die Deutsche-Bank-Aktie um drei, die Commerzbank-Aktie sogar um 5,5 Prozent. In Wien verlor die Aktie der Erste Group 3,8 Prozent, jene der Raiffeisen Bank International (RBI) sogar mehr als sechs Prozent. Der RBI-Kursverlust ist allerdings zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Aktie am Mittwoch „ex Dividende“ gehandelt, die Ausschüttung von 1,17 Euro je Aktie also vom Kurs abgezogen wurde.

Am Mittwoch hätte die Deutsche Annington, Deutschlands größter privater Wohnungsvermieter, an der Börse starten sollen. Der Börsengang wurde in letzter Sekunde abgesagt. Beim angepeilten Aktienpreis fanden sich einfach nicht genug Investoren.

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