Schoellerbank: "Finanzmärkte sind weltweit irritiert"

Janet Yellen, Fed: Angst vor einer globalen Konjunkturabkühlung
Der unklare Kurs der US-Notenbank macht Veranlagen im vierten Quartal schwierig.

Zwar hatte ohnehin eine Mehrheit nicht mehr daran geglaubt. Dass aber im September die lang erwartete Zinswende in den USA dann tatsächlich ausgeblieben ist, hat der ohnehin fragilen Lage der internationalen Aktienmärkte einen weiteren Dämpfer verpasst. "Es herrscht Angst vor einer globalen Konjunkturabkühlung. Die Märkte irritiert nun der Umstand, dass die Fed diese Bedenken teilt", sagt Schoellerbank-Vorstand Heinz Mayer zum KURIER.

Und sollte es zur Abkühlung kommen, stellt sich die Frage, ob dann die Fed noch genug Kraft zum Gegensteuern habe. "Es ist unbestritten, dass konjunkturell sehr viel Unsicherheit besteht. Global betrachtet könnte es wieder einen Abschwung geben." Dennoch rechnet Mayer mit einer Zinsanhebung in den USA noch heuer. In einem Jahr könnte der Zinssatz bei 1,0 Prozent liegen.

Anleihen

Eine langfristige Trendwende am Anleihenmarkt sei damit aber noch nicht in Sicht, so Mayer. Lange Zinsbindungen seien daher zu vermeiden. Generell sei das Anleihensegment derzeit tot. "Es gab eine Überhitzung und eine große Fehlallokation." Wenn ein Emittent mehr als drei Prozent zahlt, habe er es bitter notwendig. "Da kaufe ich lieber Nestlé-Aktien", sagt Mayer. "Gerade eine pessimistische Sicht auf Wachstum und Inflation rät zu Aktien."

"Positive Pessimisten"

Nach dem schlechten dritten Quartal ist laut Mayer "der Aktienmarkt fällig für eine Rallye". Und nach langer Zeit gebe es wieder eine günstige Einstiegschance. Nachhaltigen Anlageerfolg würden aber nicht irgendwelche Aktien bringen; sondern nur Titel von Qualitätsunternehmen mit starken Wettbewerbsvorteilen und soliden Bilanzen, die auch in einem Umfeld niedrigen Wachstums gut zurechtkommen. "Die haben zwar nicht den Sex-Appeal, bringen aber eine solide Dividendenrendite", sagt Mayer.

Jacob Frauenschuh, Leiter des Asset Managements der Schoellerbank, zählt dazu US-Aktien wie Google, Berkshire Hathaway ebenso wie Nestlé oder Novartis. Er trennt nicht zwischen USA und Europa, sondern zwischen Aktien mit viel und wenig Qualität. Europäische Aktien etwa aus der Finanz- oder Autobranche seien zwar billiger. "Aber da sind wir vorsichtig, weil die Qualität fehlt", sagt Frauenschuh. Besonders vorsichtig ist er bei Rohstoffaktien und Titeln aus den Emerging Markets. Zyklische Werte schließt die Schollerbank generell aus, da sie unter konjunkturellen Schwankungen besonders leiden.

Und trotz des Crashs der chinesischen Aktienmärkte, der auch andere Märkte in Asien in Mitleidenschaft gezogen hat, bleibt die Schoellerbank japanischen Werten treu. "Seit Jahresbeginn schlägt der japanische Aktienmarkt in Euro gerechnet die Pendants in den USA und Europa. Wir erwarten hier weiterhin relative Stärke", sagt Mayer.

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