Thomas Schmid ist als ÖBAG-Chef Geschichte, aber seine "Wunsch-Headhunterin" ist nach wie vor mit der Staatsholding im Geschäft. Die bestens vernetzte Personalberaterin Gabriele Werner (AltoPartners) spielt eine maßgebliche Rolle bei der Neu-Besetzung von Aufsichtsräten in den Beteiligungsunternehmen, von den Casinos bis zur OMV.
Werner screent jene Aufsichtsräte, die sich als potenzielle Kandidaten bereits in der Datenbank der ÖBAG befinden. Das ist nicht vergleichbar mit einem internationalen Suchprozess, der etwa von Spencer Stuart, durchgeführt wird.
Werner durfte alljährlich vor der Hauptversammlung die zur Wahl anstehenden, quasi vorsortierten Kandidaten in einem Gespräch auf Tauglichkeit und Compliance prüfen bzw. aktualisieren und deren Wissen über die Unternehmen abfragen. Da die Staatsholding ein rollierendes Aufsichtsratssystem hat, gab es permanent Arbeit für Werner.
Heuer laufen 29 Positionen in den Unternehmen aus.
17 Aufsichtsräte werden wieder bestellt, 12 neu besetzt. Sieben Mandate werden von ÖBAG-Chefin Edith Hlawati und ihren beiden Direktoren Robert Stajc und Carola Wahl übernommen, zwei Kandidaten kommen aus der Datenbank, drei hat Spencer Stuart gesucht.
Für die bevorstehende Hauptversammlung screent Werner die zwei Kandidaten. Bemerkenswert: Auch Hlawati, die viel Expertise als Aufsichtsrätin hat, und ihre Mitarbeiter werden abgefragt. "Die ÖBAG arbeitet nach professionellen, internationalen Standards. Der Rechnungshof hat zuletzt ja kritisiert, dass viele Staatsunternehmen die Aufsichtsräte ohne Screenings besetzen", erklärt dazu ÖBAG-Sprecher Michael Mauritz. Auch die eigenen Mitarbeiter seien von den Screenings eben nicht ausgenommen.
Bestehender Vertrag
Doch die Bestellung der Headhunterin stößt in der Branche auf viel Kritik. Werner schaffte es vor drei Jahren unter Schmid per Ausschreibung in den Personalberater-Pool der ÖBAG. Sie erhielt dann den Zuschlag für das Screening. Hlawati hat den bis zum Sommer laufenden Vertrag „geerbt“.
Die 70-jährige Werner arbeitete fürs Finanzministerium bzw. die ÖBAG-Vorgängerin ÖBIB, als Schmid Generalsekretär war und seinen Absprung als Chef der neuen ÖBAG vorbereitete. Wie sich aus den Chats erschließt, dürfte Werner sozusagen die "Wunsch-Headhunterin" von Schmid gewesen sein. Sie schaute über seinen Lebenslauf und die Ausschreibung und machte Verbesserungsvorschläge, wie sie bei ihrer Einvernahme bei der WKStA später erklärte. Ihr Ausschreibungstext sei aber nicht auf Schmid zugeschnitten gewesen, beteuerte sie. Wurde aber dann vom Aufsichtsrat großteils verwendet. Den Auftrag für die Besetzung des ÖBAG-Alleinvorstandes erhielt allerdings Amrop-Jenewein.
Für die ÖBAG überprüfte Werner auch den Briten Luke Alvarez als Aufsichtsratschef der Lotterien und sah kein Compliance-Problem. Alvarez trat nach nur sechs Tagen wegen grober Unvereinbarkeit zurück...
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