Schlechte Weizen-Qualität bei Getreideernte: Landwirte mit Preis unzufrieden

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Ursache ist der geringe Proteingehalt des Weizens. Spätere Marillensorten sollen in Oberösterreich Ausfällen entgegenwirken.

Die diesjährige Getreideernte war von der Menge her durchschnittlich, mit den Preisen sind die Landwirte aber gar nicht zufrieden. "Wir raten den Ackerbauern, jetzt nicht zu verkaufen, wenn sie die Möglichkeit haben einzulagern", so der oö. Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger am Donnerstag. Schlecht bestellt ist es heuer auch um die Qualität des Weizens: Der für die Verwendung als Brotgetreide nötige Proteingehalt ist sehr niedrig, die Ursache sucht man noch.

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China mit 140 Mio. Tonnen weltweit größter Weizenproduzent

Die weltweite Produktion von Weizen, Reis und Mais dürfte im Wirtschaftsjahr 2023/24 einen Rekordwert von 2,82 Mrd. Tonnen erreichen, rechnete Waldenberger vor. Der Verbrauch von 2,83 Mrd. Tonnen könne aber nicht gedeckt werden, weshalb die globalen Lagerbestände nur mehr 776 Mio. Tonnen - 27 Prozent einer Jahresernte - schwer sind. Die Hälfte der weltweiten Reserven an Weizen und zwei Drittel der Mais-Reserven lagern demnach in China. China sei heuer mit 140 Mio. Tonnen erstmals der weltweit größte Weizenproduzent gewesen, gefolgt von der EU und Indien. Russland sei neuerlich der größte Weizen-Exporteur.

In Österreich werde die Getreideernte aufgrund geringerer Flächen etwas niedriger ausgefallen als zuletzt. Da im Gegenzug mehr Mais gepflanzt wurde, ist die Gesamtproduktion aber stabil. Die Dinkel-Anbaufläche ist um mehr als 15.000 Hektar auf unter 10.000 Hektar eingebrochen. Beim Winterweizen ging es hingegen nach oben, beim Roggen - nach einer Delle zuletzt - ebenfalls. Die Gersten-Anbaufläche blieb stabil, allerdings wird vermehrt Winter- statt Sommergerste angebaut. Die Maisfläche ist heuer auf 300.000 Hektar gestiegen, die Sojabohne erreichte mit 87.000 Hektar nicht ganz den Rekordwert vom Vorjahr. Auch wurden wieder mehr Zuckerrüben angebaut. Massiv verloren hat der Ölkürbis - mit 29.000 Hektar und damit 9.000 Hektar weniger als im Vorjahr -, was der geringeren Nachfrage nach dem eher hochpreisigen Kürbiskernöl geschuldet ist.

Ursache für geringen Proteingehalt unbekannt

Vor Rätsel stellt die Landwirte der heuer sehr geringe Proteinhegalt des Weizens: Wurden in Oberösterreich etwa im Vorjahr rund 90 Prozent als Mahl- und 10 Prozent als Futtergetreide eingestuft, so ist es heuer umgekehrt, schilderte der Leiter der Abteilung Pflanzenbau, Helmut Feizlmayr. Diese Phänomen sehe man "vom Burgenland bis nach Deutschland", der Grund sei unklar. "Wir rätseln alle."

In Oberösterreich machte den Landwirten der Witterungsverlauf zu schaffen: Zuerst habe man wegen des Regens im Frühling erst spät säen können, dann sei die große Trockenheit gekommen, so Waldenberger. Vor allem der Mais habe einen "denkbar schlechten Start" hingelegt, hier seien merkbare Ertragseinbußen zu befürchten. Bei der Sojabohne, die etwas später blühe, bestehe noch Hoffnung. Auch in Oberösterreich ist eine Verschiebung vom Sommer- hin zum Wintergetreide zu verzeichnen, was dem immer trockeneren Frühling geschuldet ist und somit als Anpassung an den Klimawandel gesehen werden kann.

Große Ausfälle gab es aufgrund von Frostschäden neuerlich bei den Marillen, vor allem im oö. Hauptanbaugebiet rund um Scharten. Hier geht man allmählich dazu über, spätere Sorten zu verwenden, die später blühen und damit den Frösten im Frühling besser trotzen können, erklärte Feitzlmayr.

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