Größter Teehersteller verliert Fairtrade-Siegel

Erstmals gibt es Hinweise darauf, dass Extrakte des grünen Tees die Gedächtnisleistung positiv beeinflussen, so eine Studie der Universität Basel. Möglicherweise könnte dies ein neuer Ansatz für die Therapie von Demenzerkrankungen sein.
Schlechte Arbeitsbedingungen bei McLeod führten zum Siegel-Entzug, nur 3,30 Euro Lohn pro Tag für Teepflücker.

Der weltgrößte Teehersteller McLeod Russel hat das Fairtrade-Siegel für alle Tees aus Indien verloren. Bei den Überprüfungen auf den Plantagen vor Ort seien unter anderem der Umgang mit Pestiziden, die Arbeitsbedingungen und die Auszahlungen der Gelder unter die Lupe genommen worden, sagte Claudia Brück von Fairtrade Deutschland am Donnerstag in Bonn.

Die Gründe für die Dezertifizierung sind vertraulich. Das Unternehmen versuche, das Siegel zurückzubekommen, sagte Dilsher Sen, Sprecher einer McLeod-Tochtergesellschaft. Auf der Startseite seiner Homepage wirbt das indische Unternehmen weiterhin mit dem Fairtrade-Siegel. Das sei gerechtfertigt, weil das Siegel sehr wohl noch für zwei Plantagen in Uganda gelte, erklärte Sen die Lage. Detail am Rande: Die McLeod Russel India Ltd. ist an der Börse in Indien notiert.

110 Millionen Kilogramm Tee

McLeod betreibt 64 Teeplantagen und hat im vergangenen Jahr etwa 110 Millionen Kilogramm Tee hergestellt. Laut Fairtrade wurde auch vor der Dezertifizierung auf keiner der fraglichen indischen Plantagen für den deutschen Markt produziert. Brück weist darauf hin, dass McLeod vor einer Veröffentlichung des Fairtrade-Siegels eine Erlaubnis hätte einholen müssen. Das habe das Unternehmen aber nicht getan.

Ohnehin fehle bei dem Bild des Siegels auf der McLeod-Homepage das Trademark-Zeichen. Sen spricht von einem „technischen Fehler“.„Das ist doch lächerlich, wir sind eine 150 Jahre alte Firma", wundert sich der McLeod-Sprecher.

Mehr als 100.000 Mitarbeiter

Anfang 2015 hatte der ARD-Hörfunk in einer Reportage über gefährliche Pestizide auf McLeod-Plantagen in Indien berichtet. Die britische BBC strahlte Anfang dieses Monats einen Bericht aus, in dem es vor allem um die überaus schlechten Arbeits- und Wohnbedingungen der Teearbeiter ging. In einer Stellungnahme des Unternehmens dazu heißt es, jedes Jahr würden 250 neue Unterkünfte gebaut.

Tageslohn 3,30 Euro

McLeod beschäftigt mehr als 100.000 Arbeiter. Außerdem seien die Probleme „in der ganzen Industrie verbreitet“. Ein Teepflücker bei McLeod erhält demnach inklusive der Bonuszahlungen 249 Rupien am Tag (3,30 Euro).

Eine Stellungnahme der McLeod Russel India Ltd. zum BBC-Report finden Sie hier. Und einen Link zu Fairtrade Österreich.

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