Schlammschlacht der Hoteliers

Schlammschlacht der Hoteliers
Im Frühjahr trennte sich der größte Hotelbetreiber des Landes von Vorstand Rudolf Tucek. Jetzt schießt der scharf gegen die Eigentümer.

Bis zum Frühjahr 2011 expandierte die Vienna International (VI) unter der Führung von Rudolf Tucek kräftig. Doch im Februar eskalierte beim größten Hotelbetreiber des Landes ein Streit. Die VI-Mehrheitseigentümer Franz Jurkowitsch und Georg Folian, beide Vorstände bei der börsenotierten Immobilienfirma Warimpex, setzten ihn ab. Der Vorwurf: Er habe Verträge zugunsten seiner Cube-Hotels (und zu ungunsten der VI) ausverhandelt. Im Interview erläutert Tucek den Hintergrund seines Abgangs, Auseinandersetzungen vor Gericht und seine neuen Hotel-Pläne.

KURIER: Herr Tucek, Sie sind im Frühjahr mit einigen Dissonanzen als Direktor der Vienna International gegangen. Geht es jetzt wieder harmonischer zu?
Rudolf Tucek: Ich bin nur noch Aktionär der Gesellschaft. Als solcher habe ich ein Interesse, dass es der Gesellschaft gut geht. Dem Halbjahresbericht der Warimpex ist zu entnehmen, dass die Hotelumsätze um 14 Prozent gestiegen sind. Das heißt, die VI ist gut unterwegs - man wird sehen, ob sich dies bis zum Ergebnis niederschlägt.

Man hat diverse Gründe für Ihren Abgang gelesen, nie aber Ihre Sicht der Dinge.
Es gab verschiedene Konfliktzonen. Zum einen geht es um eine Einmischung in die Arbeit des Vorstandes von bestimmten Personen, die andere Interessenslagen haben. Ich sagte immer, wir halten uns an das Aktiengesetz und die Verträge. Das hat dazu geführt, dass ich als Vorstand gehen musste. Normalerweise werden Vorstände entfernt, wenn sie gegen Gesetze verstoßen. Bei mir war es umgekehrt.

Sie haben vier Klagen gegen die Haupteigentümer eingebracht. Was ist der Inhalt?
Wir haben einen Antrag auf Sonderprüfung eingebracht. Das ist die schärfste Revisionswaffe der Aktionäre. Es geht um die Interpretation bestehender Verträge. Gleichzeitig haben wir die Hauptversammlungsbeschlüsse vom 20. Juni angefochten. Dort wurden die aus unserer Sicht falschen VI-Jahresabschlüsse durchgedrückt. Und schließlich wurde der Aufsichtsrat so verändert, dass das Recht von 30 Prozent der Aktionäre, einen Aufsichtsrat zu stellen, unterlaufen wurde.

Das heißt aber, Strafanzeigen gibt es keine ...
Wir wollen gerichtlich klären lassen, ob es bei der VI Aufsichtsräte gibt, die ein übergeordnetes Interesse haben am Wohlergehen der Warimpex, nicht aber der VI. Der Fall Tucek wird noch zu einem Skandal Warimpex mutieren.

Was ist das Ziel? Wollen Sie wieder Vienna International Vorstand werden?

Ich will eine Rückkehr nicht ausschließen. Das ist aber nicht das, worum wir uns aktuell bemühen. Uns geht es darum, dass 38,7 Prozent der Aktionäre geschädigt wurden.

Schlammschlacht der Hoteliers

Sie halten 7,4 Prozent an der VI. Gehen die Investoren abseits der Warimpex-Gruppe Ihren Weg mit?
Wir haben die gleichen Interessen und es gibt einen Syndikatsvertrag. Wir wollen, dass ordentlich gearbeitet wird.

Wenn Aktionäre wie die Herren Grassi oder Rimpf mit Ihnen ausscheiden, könnte das bei einem Unternehmenswert von 100 Millionen Euro die Haupteigentümer finanziell überfordern.
Diese Zahl als Firmenwert kommt nicht von mir. Die nannte einst Franz Jurkowitsch. Jetzt will er sich nicht mehr daran erinnern.

Droht also eine Aufspaltung der VI in einen Tucek/Grassi- und einen Warimpex-Teil?

Eine Spaltung wäre ein Szenario, wenn kein Geld da ist, um uns auszuzahlen. Dazu müsste aber das VI-Management einen Spaltungsplan erstellen. Einstellungskriterium für den neuen Vorstand Andreas Karsten war aber sicher nicht, dass er eine Spaltung aktiv verfolgt. Und eine Spaltung 60:40 wäre wohl schwierig, weil wir dann auch einige Warimpex-Häuser managen würden.

Bleibt also nur ein Börsegang?
Das Unternehmen wäre fit für die Börse. Aber wir als Syndikat waren immer dagegen. Wir glauben, dass das Unternehmen nicht groß genug dafür ist. Bringt man etwa die Hälfte an die Börse, wären das 50 Millionen. Da fehlt die Liquidität, und die Aktie hätte wohl das gleiche Schicksal genommen wie die Warimpex-Aktie. Aber ich möchte nicht durch Wien gehen und enttäuschte Anleger treffen, wenn der Kurs mangels Liquidität fällt.

Sie konzentrieren sich aktuell auf Ihr Hotelprojekt The Cube. Wer ist mit im Boot?

Das sind heimische Privatinvestoren, demnächst auch internationale Finanzinvestoren. Namen möchte ich nicht nennen.

Sie setzen dabei auf Design für die schmale Brieftasche. Wer ist die Kernzielgruppe?
Wir hatten am Nassfeld eine sehr junge Zielgruppe im Auge. Aber bereits beim Hotel in der Schweiz haben wir festgestellt, dass die Zielgruppe viel breiter ist. Wir haben Jugendliche, aber auch ein Drittel Menschen über 45, die in den Bergen Sport machen wollen, etwa Mountainbiken.

Ist eine Expansion geplant?
Wir haben ganz konkrete Projekte: So wollen wir beispielsweise auch in Städten auftreten. Unser Vorteil ist, dass wir auch alte Bürohäuser umbauen können, die sich für andere Hotelprojekte nicht eignen. In den nächsten fünf Jahren wollen wir knapp zweistellig sein. Aber das Thema Berg bleibt mein zentrales Anliegen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr waren Sie aber klar in den roten Zahlen, das dürfte Ihre Investoren nicht sehr freuen. Bis wann soll das Konzept positiv sein?
Ich glaube, dass das relativ schnell geht. Wir haben die Prototyp-Phase hinter uns, und ich kann mich nun auch persönlich voll auf den Betrieb konzentrieren.

Börsegang soll Eigentümer trennen
Mit einem Börsegang wollen die Haupteigentümer der Vienna International (VI) den Streit beenden: "Unser strategisches Ziel ist es, einen Börsegang mit der Vienna International zu machen", erklärt Franz Jurkowitsch dem KURIER. Der Vorstand des börsenotierten Immobilienentwicklers Warimpex hält gemeinsam mit seinem Co-Vorstand Georg Folian 60,8 Prozent. Die VI managt die meisten Warimpex-Hotels.

Während Jurkowitsch und Folian einen Börsegang anstreben, war Tucek dagegen. "2011 ist nicht das geeignete Umfeld für einen Börsegang", gesteht Jurkowitsch ein, "aber 2013 wäre realistisch. " Die VI wäre schuldenfrei und könnte so Reserven für Zukäufe aufbauen: "Es gibt eine Reihe mittelständischer Unternehmen, die eine interessante Größe haben."

Gleichzeitig würde der Börsegang allen Minderheitsaktionären eine Gelegenheit zum Ausstieg bieten, meint er in Richtung Tucek. Eine Aufspaltung der VI lehnt er ab: "Ich bin dagegen, das wäre eine Schwächung des Unternehmens." Unregelmäßigkeiten bei der letzten Bilanz weist er zurück: "Es gibt keinerlei objektiven Grund für eine Anfechtung."

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