Schiffshavarie bei der Hypo Kärnten

Schiffshavarie bei der Hypo Kärnten
Ex-Banker Wolfgang Kulterer & Co. wurden angezeigt. Der mutmaßliche Schaden beträgt 35,84 Mio. Euro.

Der Wirtschaftskrimi um die fragwürdigen Geschäfte der Hypo Alpe Adria Bank schlägt erneut hohe Wellen. Nach rund 70 Anzeigen gegen frühere Bankmanager hat die notverstaatlichte Hypo nun eine besonders pikante Sachverhaltsdarstellung gegen die Ex-Vorstände Günter Striedinger, Josef Kircher, Wolfgang Kulterer und sieben weitere Ex-Bank- und Hypo-Leasing-Manager bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt eingebracht. Der Verdacht: Untreue durch „unvertretbare Kreditvergabe“ ohne Bonitätsprüfung und ausreichende Sicherheiten.

Im Mittelpunkt der 102 Seiten starken Anzeige steht die Kreditfinanzierung der zwei „Kreuzfahrtschiffe“ MS Monet und MS Andrea sowie eine kroatische Firmengruppe und die Offshore-Gesellschaften AML Shipping, Westwind Enterprises und Elegant Cruises. Sie sollen geliehene Hypo-Gelder nicht zurückgezahlt haben. Die Kärntner Bank beziffert den Schaden mit rund 35,84 Millionen Euro. Dazu kommen noch 73,94 Millionen Euro an entgangenen Zinsen.

„Die beiden Schiffe, die an die Hypo verpfändet sind, haben laut aktueller Schätzung einen Wert von 2,7 Millionen Euro, die MS Andrea konnte zwischenzeitig um 900.000 Euro versteigert werden“, heißt es in der Anzeige, die dem KURIER vorliegt.

Diese Schiffsaffäre begann im Jahr 2000. Die kroatische Firma D., Eignerin der MS Monet, konnte ihre Schulden bei der Hypo (5,9 Millionen Euro) nicht begleichen. Das Schiff wurde von der Hypo übernommen, denn Käufer fand sich keiner. Dann wurde der „betagte Kutter“ an die Offshore-Firma Westwind Enterprises weiterverkauft, die der Hypo-Leasing Kärnten zugerechnet wurde.

Kredit ohne Ende?

Danach wurde laut Anzeige der Kroate Mato St. Eigentümer der Briefkastenfirma Westwind, die von der Hypo rund 4,5 Millionen Dollar Kredit erhielt. Ebenso erhielten zwei weitere Offshore-Firmen des Kroaten 4,5 Millionen Dollar Kredit, um die MS Andrea, ein norwegisches Küstenschiff, Baujahr 1960, zu kaufen und zum Kreuzfahrer umzubauen.

„Es war für die Bankmanager wie für jeden Laien erkennbar, dass der Umbau eines 40 Jahre alten Transportschiffes zu einem Tourismus-Liner der Oberklasse um nur 3,4 Millionen Dollar geradezu absurd ist“, heißt es in der Anzeige. „Es fehlt im Kreditantrag jegliche Darstellung der Rückzahlung des Kredites sowie der Kosten- und Unternehmensplanung. Von 2003 bis 2008 wurden die Kredite weiter aufgestockt, die verdächtigten Hypo-Banker sollen dazu ihren Segen gegeben haben. Heute sind 35,841 Millionen Euro offen. Da es fast keine Unterlagen, teilweise nicht einmal Kreditverträge gibt, sei die Rekonstruktion nicht einfach gewesen, sagt die Hypo. „Mit der Anzeige kommt die Bank ihrem Auftrag nach, jedem möglichen Fall nachzugehen, in dem der Hypo Geld entzogen worden sein könnte“, erklärt Hypo-Sprecher Nikola Donig.

Vorwürfe bestritten

Schiffshavarie bei der Hypo Kärnten
Indes weisen die Verdächtigen die Vorwürfe zurück. „Die Sachverhaltsdarstellung ist uns bisher nicht bekannt. Wolfgang Kulterer bestreitet aber die Untreuevorwürfe“, sagt sein Anwalt Ferdinand Lanker zum KURIER. Auch Martin Stärker, Anwalt von Ex-Banker Josef Kircher, meint, sein Mandant habe 18 Jahre in der Bank gearbeitet und er schließe daher irrationale Handlungen aus. Stärker: „Für mich passt da einiges nicht zusammen.“

„Zu den Anschuldigungen, die wir nur aus einem, aus der Sachverhaltsdarstellung herauskopierten, dreiseitigen Papier kennen, ist zu sagen, dass Günter Striedinger alle auf diesen Seiten genannten Anschuldigungen entschieden zurückweist“, kontert Anwalt Norbert Wess. „Tatsache ist, dass dieser Geschäftsfall x-fach geprüft wurde. Dabei sind keinerlei Beanstandungen zu Tage getreten.“

Die Hypo Alpe Adria-Bank wurde Ende 2009 notverstaatlicht, nachdem ihre damalige Mutter, die Bayerische Landesbank, eine weitere finanzielle Unterstützung verweigerte. Die Republik Österreich zahlte seither 1,15 Milliarden Euro in die Bank ein, ein Teil davon ist bereits verloren.

Zudem besteht eine Haftung über eine Milliarde Euro, heuer soll der Staat noch 700 Millionen Euro ins Eigenkapital der Bank einschießen. Wegen dieser Staatsbeihilfen muss eine Zustimmung der EU-Kommission eingeholt werden. Die Hypo befürchtet, dass Brüssel einen raschen Abverkauf der Südosteuropa-Töchter und der Österreich-Tochter fordert. Für die heimische Bank gibt es Interessenten, die Balkan-Töchter könnten nur mit Riesen-Verlust schnell abgegeben werden. Am Balkan könnte das eine Bankenkrise und Verstaatlichungen auslösen. Österreich würde es im schlimmsten Fall fünf Milliarden Euro kosten, hat Hypo-Chef Gottwald Kranebitter mehrmals betont. Die Verhandlungen mit Brüssel beginnen demnächst, für April wird eine EU-Entscheidung erwartet.

Für das Hypo-Desaster verantwortlich gemacht werden die Ex-Chefs Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger, die 2006 die Bank verlassen haben. Mehr als 70 Anzeigen hagelte es gegen die beiden – großteils wegen „freihändiger Kreditvergabe“. Wegen der Kapitalerhöhung 2004, die die Bank geschädigt haben soll, bekam Kulterer dreieinhalb und Striedinger vier Jahre Haft.

Kommentare