Scheiblhofer: Der steinige Weg vom Winzer zum Hotelier
Zusammenfassung
Es gibt nicht viel in der kleinen Ortschaft Andau im Bezirk Neusiedl am See. Wer hierher kommen möchte, braucht Geduld, denn Andau hat weder einen Autobahnanschluss noch einen Bahnhof.
Und trotzdem hat sich Erich Scheiblhofer hier neben seinem Weingut den Traum vom eigenen Wellness-Resort verwirklicht. Der KURIER hat ihn in seiner Heimatgemeinde nahe der ungarischen Grenze besucht und mit ihm über Wein und Tourismus gesprochen und darüber, was diese beiden Dinge verbindet.
Vor einigen Jahrzehnten gab es in der ebenen Landschaft rund um Andau hauptsächlich landwirtschaftliche Anbaufläche. Erich Scheiblhofers Eltern waren Gemüsebauern und stellten nur wenig Wein her. Das änderte sich Anfang der 1980er-Jahre, als Erichs Vater Johann anfing, sich stärker auf den Rebensaft zu konzentrieren.
Weinskandal stürzte heimische Winzer in die Krise
Johann tauschte seine Äcker gegen Weingärten seiner Nachbarn. Der Zeitpunkt war schlecht gewählt, weiß Erich Scheiblhofer heute, denn im Jahr 1985 ging der Glykolwein-Skandal durch die Medien: „Meine Eltern hatten gerade alles auf Wein umgestellt. Und dann lag die Weinwelt plötzlich in Trümmern.“
Doch Familie Scheiblhofer rappelte sich nach der Krise wieder auf. Auch die Umsätze erholten sich.
Im Jahr 2000 trat Erich Scheiblhofer mit 22 Jahren ins Unternehmen ein, damals noch neben seinem Bruder und Vater. Bald folgten die ersten Pläne für eine Veranstaltungshalle am Weingut. Als Erich seinem Risikoberater von den Plänen berichtete, warnte dieser ihn vor dem Scheitern.
Erich Scheiblhofer im Gespräch mit KURIER-Redakteurin Marlene Liebhart
Doch der junge Weinbauer ließ sich nicht beirren. Er habe an die Magnetwirkung von Wein geglaubt. „Meine Risikofreude war aber bestimmt auch meiner damaligen Jugend geschuldet“, räumt er heute ein.
Inspiration aus den USA
Bei seinen Plänen inspirieren ließ sich Scheiblhofer stets von den US-amerikanischen Weinbaugebieten, die er zu Schulzeiten besucht hatte. Denn die Amerikaner wüssten, wie man Wein mit Geschichten verbindet und beides verkauft.
Auch Tourismus sei dabei häufig ein Thema, denn beim Urlauben gehe es wie beim Wein um Genuss. Und die Veranstaltungshalle sollte genau diesen Tourismus nach Andau bringen. Auf den Bau der sogenannten „Hall of Legends“ folgte die Eröffnung einer Frühstückspension. Es war der Anfang der „Scheiblhofer-World“.
„Seit 2012 ist dann immer wieder etwas Neues dazugekommen“, erzählt der Winzer. In 15 Jahren hätte er mehr als 15 Millionen Euro investiert und sich für seinen Ausbau auch verschuldet.
2019 erfolgte der Spatenstich für Scheiblhofers bisher größtes Projekt, ein Wellness-Resort. Dieses ist auf einer Fläche von zehn Hektar gebaut worden. „Und davon hat kein einziger Quadratmeter uns gehört, sondern zehn verschiedenen Besitzern.“
In Gesprächen mit den Grundeigentümern konnte Scheiblhofer diese überzeugen, ihm die Flächen zu verkaufen. „Hätte da auch nur einer abgelehnt, wäre der Traum vom Wellness-Hotel wieder vorbei gewesen.“
Coronapandemie war ein kräftiger Rückschlag
Die Coronapandemie sei für den Neo-Hotelier ein kräftiger Rückschlag gewesen. Trotzdem überstand Scheiblhofer auch diese Krise. Heute freue er sich über eine Rekordauslastung, wie er sagt.
Mit seinem Resort mache Scheiblhofer einen Jahresumsatz von rund 16 Millionen Euro. Auf den Wein entfallen weitere 20 Millionen. Vor allem im Gastgewerbe will der Winzer in den kommenden Jahren wachsen.
Und dafür hat er auch schon weitere Ausbaupläne geschmiedet. So arbeitet sein Team etwa an einer großen Barbeque-Area für seine Gäste auf den Grünflächen im Garten. Auch sonst erweitert Scheiblhofer jährlich sein Angebot an Aktivitäten. Im vergangenen Sommer gab es etwa Weinpicknicks mit Livemusik.
Lob für das Burgenland
Lob findet der Winzer im Interview für die burgenländische Tourismusorganisation. Diese mache vieles richtig.
Und das, obwohl viele Dinge verschlafen wurden: „Das sieht man, wenn man in andere Bundesländer, wie die Steiermark schaut, wo der Weintourismus schon vor 30 Jahren aufgezogen wurde.“
Das Burgenland habe zwar in den vergangenen paar Jahren spürbar aufholen können, trotzdem müsse man „als Unternehmen vor allem auf sich selbst schauen und darf sich nicht auf die anderen verlassen“.
Kommentare