17 Dollar pro Glas: Wie Wiener Weine den US-Zöllen trotzen

Auf dem Nussberg mit Blick auf fast ganz Wien wächst der Wein von Mayer am Pfarrplatz. Und dieser erfreut sich zunehmend auch internationaler Beliebtheit.
Jede vierte Flasche verkauft das Wiener Weingut mittlerweile ins Ausland. 40 Prozent gehen in die USA.
Für den Export in die Vereinigten Staaten fallen seit August Zölle in Höhe von 15 Prozent an. Doch der internationalen Erfolgsgeschichte des Wiener Weins tut das (zumindest bisher) keinen Abbruch.
Denn obwohl der Wein nun teurer verkauft wird, spürt man bei Mayer am Pfarrhof keinen Rückgang bei der Nachfrage.
New Yorker bezahlen für Wiener Wein 17 Dollar pro Glas
„Wir stehen wöchentlich in Kontakt mit unseren US-Importeuren und spüren bisher keinen Einbruch wegen der Zölle“, erzählt Weingutsleiter Thomas Podsednik im Gespräch mit dem KURIER.
Der Wein von Mayer am Pfarrplatz zählt in den USA zu den Premiumprodukten. 17 Dollar pro Glas kostet er etwa in der New Yorker Gastronomie.
Trotzdem hätte das Wiener Weingut preislich am US-Markt sogar „noch Luft nach oben“, erzählt Vertriebsleiter Paul Kiefer.
Denn der heimische Wein kostet trotz hoher Qualität deutlich weniger als die hochpreisigen Top-Produkte aus den bekannten Weinregionen Frankreichs und Italiens.

Die Anbauflächen des Weinguts befinden sich am Wiener Nussberg in Döbling.
Im 19. Wiener Gemeindebezirk knapp vor der Grenze zu Niederösterreich produziert Mayer am Pfarrplatz rund 500.000 Flaschen Wein pro Jahr.
24 Mitarbeiter arbeiten im Betrieb. Die Weinanbaufläche in Wien/Döbling ist 76 Hektar groß.
Genaue Umsatzzahlen teilt der Betrieb nicht mit. 25 Prozent macht Mayer am Pfarrplatz im Export, davon entfallen 40 Prozent auf die USA.
Export in weltweit 18 verschiedene Länder
Insgesamt exportiert Mayer am Pfarrplatz weltweit in 18 Märkte. Türöffner im Ausland ist dabei immer öfter der entalkoholisierte Wein, den der Betrieb seit 2023 anbietet.
„Die Händler lernen uns über den alkoholfreien Wein kennen, probieren dann das komplette Sortiment und listen im Endeffekt meist auch unseren alkoholischen Wein“, so Kiefer.
Um ihren Wein im Sortiment internationaler Händler unterzubringen, bereist das Verkaufsteam Weinmessen auf der ganzen Welt, von Düsseldorf über Paris bis demnächst erstmals nach Kanada.
Dort eröffneten sich durch den Zollkonflikt völlig neue Marktchancen. Denn Kanada galt in der Vergangenheit als Hauptexportmarkt der US-Weingüter.

Thomas Podsednik, Weingutsleiter bei Mayer am Pfarrplatz
Eine Lücke auf dem kanadischen Weinmarkt
Wegen der Zollstreitigkeiten importieren die Kanadier aber kaum mehr Wein aus ihrem Nachbarland. So entsteht am Markt eine Lücke, die Weingüter wie Mayer am Pfarrplatz nun schließen möchten.
Aber nicht nur in Nordamerika wird der Wein aus Wien getrunken, sondern auch in den skandinavischen Ländern und Asien. Vor allem in Japan und Südkorea sind Österreich und die Bundeshauptstadt für Kultur und Geschichte bekannt.
Diesen Umstand nutzt Mayer am Pfarrplatz und verkauft etwa einen Wein in der „Ludwig van Beethoven-Edition“, der rein für den Export konzipiert wurde.
Der deutsche Komponist soll zu Lebzeiten in Heiligenstadt (damals ein ländlicher Vorort) unweit vom Pfarrplatz gewohnt haben.
Weingüter profitieren vom starken Wien-Tourismus
Neben der Geschichte spielt auch der Tourismus für das Weingut eine zentrale Rolle, wie etwa die Weinwandertage, die jährlich Zehntausende Besucher anlocken.
Dort würden viele mit Wiener Weinen in Kontakt kommen. „So erreichen wir eine Markenbindung bei internationalen Gästen, die dann vielleicht zu Hause auch unseren Wein trinken“, so Kiefer.
Kommentare